Alfershausen
"Es gibt keine Alternative zur Schließung"

Raiffeisenbank Greding-Thalmässing macht die Filiale in Alfershausen dicht - Warenlager nicht betroffen

27.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:46 Uhr
An der falschen Adresse sind Kunden der Raiffeisenbank Greding-Thalmässing nicht nur mit ihren Überweisungsträgern am Briefkasten, sondern ab Mitte März überhaupt in Alfershausen. Die Filiale schließt nämlich ihre Pforten für immer. −Foto: Luff

Alfershausen (HK) Der Termin der Schließung rückt näher: Am Donnerstag, 15. wird die Filiale der Raiffeisenbank in Alfershausen zum letzten Mal geöffnet haben. Ab dem Freitag stehen Kunden dann vor verschlossenen Türen.

Die etwa 800 Kunden aus den umliegenden Orten, die die Raiffeisenbank Greding-Thalmässing der früher einmal selbstständigen Bank in Alfershausen zurechnet, seien bereits im Januar schriftlich informiert worden, erklärt Willi Hussendörfer, der Vorstandsvorsitzende der Bank: "Uns war wichtig, dass sie es mindestens zwei Monate vor der Schließung erfahren." Einzig im Internet - und damit auch in unserer Zeitung - sollte nichts davon stehen, darum hatte Hussendörfer gebeten. Aus Sicherheitsgründen. Wenn die kleine Filiale direkt an der Staatsstraße plötzlich in den Fokus gerügt wäre, hätte das auch Kriminelle anlocken können, befürchtete Hussendörfer, der sich vor allem um die Familie sorgte, die bislang im Obergeschoss des Hauses gewohnt hat. Sie zieht in diesen Tagen aus.

Auch ohne die ganz große Bekanntheit der Alfershausener Bank ist der Protest gegen die Schließung aber nicht ausgeblieben. Einige Bürger hätten sich in Unterschriftenlisten eingetragen, die ihm übergeben worden seien, erzählt der Bankchef. Geändert hat das nichts, die Entscheidung zur Schließung hätten Vorstand und Aufsichtsrat der Genossenschaftsbank bereits im vergangenen Herbst getroffen. "Es gibt keine Alternative zur Schließung", sagt Hussendörfer im Brustton der Überzeugung. Wenngleich er verstehe, dass die Entscheidung "keine Begeisterung vor Ort auslöst".

"Der Verkauf des Gebäudes ist nicht vorgesehen."

Willi Hussendörfer

 

Die Raiffeisenbank zieht sich aus Alfershausen komplett zurück. Laut Willi Hussendörfer bleiben auch kein Geld- und kein Kontoauszugsautomat, "die Auslastung gibt es einfach nicht her". Denn lediglich rund ein Viertel der anvisierten Geschäftsvorgänge werde getätigt - die üblichen Kosten aber blieben bestehen. Bislang habe die Bank sogar sechs Anschlüsse unterhalten müssen, neben denen für die Automaten waren auch noch zwei Arbeitsplätze für die beiden Mitarbeiter eingerichtet - plus noch einmal zwei als Ersatz. Und das, obwohl die beiden Mitarbeiter sowieso nur zwei Mal pro Woche in Alfershausen waren, die Bank hatte nur an zwei Tagen geöffnet. "Alfershausen ist unsere kleinste Geschäftsstelle", sagt Hussendörfer denn auch.

Verschärft werde das Problem dadurch, dass die Mitarbeiter gar nicht mehr jeden Service anbieten dürften, obwohl sie dafür eigentlich ausgebildet seien. Ob die Umsetzung der Wohnimmobilienkreditlinie oder neue Vorschriften im Wertpapiergeschäft: Die "Regulatorik", wie Hussendörfer formuliert, mache der kleinen Bank zu schaffen: "Es hat sich sehr viel gewandelt, es ist eine verrückte Zeit."

Die anderen vier Geschäftsstellen - neben Greding und Thalmässing gibt es sie auch noch in den jeweils größten Gemeindeteilen Obermässing und Eysölden - sind Hussendörfer zufolge nicht von einer Schließung bedroht. Auch der Raiffeisen-Warenmarkt in Alfershausen sei nicht betroffen, "da ändert sich gar nichts". Immerhin seien dort erst vor zwei Jahren rund 430 000 Euro investiert worden, erzählt Hussendörfer. Gut 200 000 Euro hat sich die Genossenschaft den Umbau der Bankfiliale im Ort kosten lassen, die erst im November 2011 wiedereröffnet wurde.

Diese Investition beeinflusst die jetzige Schließung allerdings nicht. Jedoch hofft die Raiffeisenbank, dass sie das Gebäude auch deshalb zügig vermieten kann. "Ein Verkauf ist nicht vorgesehen", stellt Hussendörfer klar. Für die obere Wohnung gebe es bereits Anfragen, doch wolle er das Haus "im Ganzen vermieten". Er hoffe, dass sich ein gewerblicher Nutzer fürs Erdgeschoss interessiert und die Wohnung ebenfalls benötigt. "Vielleicht ein Existenzgründer? Das hätte Charme fürs Dorf."

Der Vorstandsvorsitzende macht die seit Jahren anhaltende Niedrigzinspolitik verantwortlich für die Schließung. Ebenso wie diese jeden Sparer betrifft, bleibe auch das Geldhaus nicht von negativen Auswirkungen verschont. "Wir verlangen keine Strafzinsen", stellt Hussendörfer klar - obwohl die Raiffeisenbank selbst derartige Zinsen zahlen müsse. Die Zeiten, in denen sie noch ordentlich Geld verdient habe und mit dem Gewinn auch eine derartig kleine Filiale wie in Alfershausen subventionieren konnte, seien vorbei.

Weitere Änderungen sind dem Bankchef zufolge nicht geplant, auch keine Fusion mit einem anderen Institut. "Fusionen sind seit 40 Jahren ein Thema", sagt Hussendörfer zwar, nicht zuletzt seien Eysölden und Alfershausen Ende der 1970er-Jahre zu Thalmässing gekommen, die heutige Raiffeisenbank Greding-Thalmässing sei auch eine fusionierte Bank. Zudem sieht man in der Nachbarschaft, wohin die Reise gehen kann: Die Raiffeisenbank am Rothsee mit Sitz in Hilpoltstein arbeitet gerade am Zusammenschluss mit der Raiffeisenbank Berching-Freystadt-Mühlhausen. Und die Bank Greding-Thalmässing? "Aktuell ist nichts", sagt Hussendörfer, "wir haben auch keine Gespräche vor."

Mit einer Bilanzsumme von rund 270 Millionen Euro zähle man zwar nicht gerade zu den Großen, doch sei man beim sogenannten betreuten Kundenvolumen durchaus so aufgestellt, dass man selbstständig bleiben könne, sagt Hussendörfer. Mit Partnern wie der Allianz, Union Investment und der R + V-Versicherung könne man sich am Markt behaupten. Nur eben künftig mit vier Filialen statt mit fünf.