Peutenhausen
Es geht um die Existenz

Headcoach Eugen Haaf befindet sich mit seinen Ingolstadt Dukes in einer dramatischen Situation

17.03.2020 | Stand 02.12.2020, 11:43 Uhr
Vorerst nicht auf der Jagd nach Yards und Punkten: Normen Schumm (r.) und seine Ingolstadt Dukes. −Foto: R. Lüger

Peutenhausen/Ingolstadt - Eine Aussage wie ein Paukenschlag: "Falls die Saison komplett abgesagt werden muss, dann war es das mit den Dukes.

 

Dann wird es den Verein nicht mehr geben. " Er stammt von Michael Krüper vom Teammanagement des Ingolstädter American-Football-Bundesligisten. der mit den Vorstandsmitgliedern sowie Trainern alle möglichen Szenarien bezüglich des Coronavirus, der inzwischen fast die komplette Sportwelt lahmgelegt hat, durchgegangen ist.
Und er blickt durchaus skeptisch in die Zukunft, zumal eine genaue Vorhersage, wie es weitergeht, nicht möglich ist. Zwar wurde bereits von Seiten der Politik signalisiert, dass durchaus Gelder für Notfälle bereitgestellt werden sollen - aber noch ist ja gar nicht absehbar, wieviel Geld letzten Endes zur Verfügung steht und wie dies dann verteilt werden soll. "Wir wären ja schon zufrieden, wenn die fehlenden Einnahmen in Form einer Bürgschaft bei den Banken hinterlegt werden könnten", gibt sich Krüper keinen großen Illusionen hin.
Wie soll die Saison überhaupt durchgeführt werden? Das Ligadirektorium der German Football League (GFL) und das Präsidium des American Football Verbandes Deutschland (AFVD) haben am späten Montagabend nach einer langen Sitzung eine Erklärung herausgegeben. Die Grundbotschaft dieser Pressemeldung kann in zwei Sätzen zusammengefasst werden: "Die GFL beginnt an Pfingsten" und "Die Saison 2020 wird nicht abgesagt". Diese Entscheidung wurde in Zusammenarbeit mit dem AFVD-Krisenstab getroffen. Ob das alles dann so eintritt, steht allerdings noch auf einem komplett anderen Blatt.
"Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht. ", fasst GFL-Ligasprecher Carsten Dalkowski die Lage zusammen. "Aber die GFL-Vereine benötigten jetzt kurzfristig Planungssicherheit für die kommenden Wochen. Mit der jetzt getroffenen Entscheidung behält die GFL alle Optionen offen und kann flexibel auf neue Entwicklungen reagieren. "
Die Vereine sollen jetzt erst einmal mit dem jeweiligen Stadionbetreiber über mögliche Verlegungen reden. Dazu wird die eigentlich geplante Sommerpause während der eigentlich zu dieser Zeit angesetzten Fußball-EM gestrichen und die beiden vorgesehenen Nachholtermine im Mai werden freigegeben. Weitere Maßnahmen werden noch diskutiert.
Damit ist auch das für 18. April geplante Testspiel der Dukes bei den Dresden Monarchs hinfällig geworden. Die Partie in Ingolstadt gegen die USA Eagles, eine starke Auswahl aus dem Mutterland des American Football, ist inzwischen ebenfalls abgesagt, da haben die Fans bis zuletzt vergeblich auf das geplante "Schmankerl" am 25. April gehofft. "Immerhin wäre das die erste große sportliche Veranstaltung nach der Zwangspause gewesen", trauert Headcoach Eugen Haaf der entgangenen Chance nach. Auf rund 20 000 Euro Verlust beziffert Krüper den Ausfall, auch wenn, wie vorgesehen, die Zuschauerkapazität auf 1000 Besucher im ESV-Stadion beschränkt worden wäre.
Sollte sich der Saisonstart so weit nach hinten verschieben, dass vor dem German Bowl, der fest für den 10. Oktober terminiert und nicht mehr verschiebbar ist, nicht alle Begegnungen durchgeführt werden können, wäre es durchaus auch möglich, in kleineren Gruppen zu spielen und die Play-off-Teilnehmer durch Überkreuzmatches zu ermitteln. Eine Variante, die gerade bei den Coaches sicher gut ankommen würde, da wegen der Überlastung der Spieler solche Gedankengänge nicht neu sind.
Eines schließt Krüper jetzt schon aus: "Geisterspiele wird es mit Sicherheit nicht geben, da alle Klubs Zuschauereinnahmen zum Überleben brauchen. " Und diese Klubs braucht aber auch die GFL, wie Haaf deutlich macht: "Wenn alle Matches abgesagt werden müssen, bezweifle ich, dass es die GFL in dieser Form dann noch geben wird. "
Für den Peutenhausener und seine Trainerkollegen geht es jetzt erst einmal darum, die Importspieler bei Laune zu halten, da es ja kein geregeltes Training gibt. Bis 19. April gibt es von der Stadt Ingolstadt nämlich ein Betretungsverbot aller Sporthallen und -anlagen. Das geplante Trainingslager in Tschechien fiel ja dem Virus schon zum Opfer. So wird es in nächster Zeit etliche Videokonferenzen via Skype geben, bei denen mit den Akteuren der "Herzöge" die Taktik ausgiebig besprochen wird. Mehr ist nach dem derzeitigen Stand nicht möglich.
"Wir lassen die Amerikaner auf keinen Fall im Regen stehen, sondern bemühen uns sehr um sie", sieht Haaf auch eine Verpflichtung von Seiten des Vereins gegenüber seinen Importspielern. Die Amerikaner im Kader der Dukes sind jetzt gerade dabei, sich in ihren Wohnungen häuslich einzurichten, wobei sie von vielen Freiwilligen unterstützt werden. "Ohne die vielen Ehrenamtlichen wäre das gar nicht zu schaffen", lobt Krüper seine Helfer. Wobei er aber auch die Sorgen vieler Dukes-Verantwortlichen zum Ausdruck bringt: "Da sind schon Ängste da, dass man in eine Situation geraten könnte, wo Vorstandsmitglieder auch persönlich haftbar gemacht werden können. "
Doch AFVD-Präsident Robert Huber versucht den Vereinen Mut zu machen: "Jetzt heißt es, im Gespräch mit unseren Partnern in Politik und Sport gemeinsam die Krise durchzustehen. Football-Deutschland wird zusammenstehen - und geeint werden wir diese schwere Zeit auch bewältigen. "

SZ