Rebdorf
"Erziehung eine Frage der Gerechtigkeit"

Der Jesuitenpater Karl Herrmann aus Pfahldorf kehrt wieder nach Simbabwe zurück

23.07.2015 | Stand 02.12.2020, 21:00 Uhr

Pater Karl Herrmann mit etlichen seiner Schützlinge – jungen wie älteren. - Foto: Christian Ender

Rebdorf/Pfahldorf (EK) Diesen Samstag bricht der 1956 geborene Jesuitenpater Karl Herrmann aus Pfahldorf wieder auf nach Simbabwe. Das Land im Süden Afrikas ist ihm längst zur „zweiten Heimat“ geworden.

Davor besuchte er seine ehemalige Rebdorfer Realschule. In der Sacred-Heart-Mission – der Herz-Jesu-Mission – in Banket, Diözese Chinhoyi, übernimmt der Bruder des Gredinger Stadtpfarrers Richard Herrmann die Aufgabe des Oberen.

Der ehemalige Rebdorfer Realschüler machte nicht eben eine typische Karriere: Nach Fachoberschule und Studium der Fahrzeugtechnik, nach einem Job als Bandarbeiter und Taxifahrer arbeitete er sechs Monate hindurch in Indien in der Village Reconstruction Organisation der Jesuiten, um armen Hüttenbesitzern zu helfen, feste Steinhäuser zu bauen. Denn der junge Diplomingenieur wollte Entwicklungshelfer werden. Ihn ärgerte die große soziale Ungerechtigkeit in der Welt. Während eines Philosophiestudiums spitzte sich die Frage nach dem Sinn seines Lebens zu.

1987 trat er in den Jesuitenorden ein. Zuvor war er den 1500 Kilometer langen Camino, den Jakobsweg, nach Santiago de Compostela gewandert. Dann studierte er wieder Philosophie, danach in Nairobi Theologie. 1997 wurde er in der Münchner Jesuitenkirche St. Michael zum Priester geweiht.

Seit 2004 war er in Simbabwe Oberer der Pater-Rupert-Mayer-Mission, in einer Pfarrei von der Ausdehnung des Landkreises Eichstätt: Dort hatte er 100 Kilometer in die eine Richtung zu fahren, 40 Kilometer in die andere, um all die Gläubigen in 20 Außenstationen geistlich zu betreuen und mit ihnen die Heilige Messe zu feiern. Daneben war er „Schulrat“, baute beziehungsweise erweiterte Grund- und Hauptschule sowie Gymnasium und sorgte für ein Krankenhaus. Technische Hilfe wie Solaranlagen und Wasserpumpen bekam er aus Deutschland; und aus seiner Heimatdiözese Eichstätt wurden medizinische Geräte geschickt.

Jetzt wird der Jesuit erneut für eine zentrale Pfarrei und ihre 18 Außenstationen verantwortlich sein, zudem für 1000 Grund- und Mittelschüler sowie für 400 Gymnasiasten. Für sie benötigt er, wie er in einem Gespräch mit unserer Zeitung sagte, finanzielle Unterstützung. Das Geld braucht er vornehmlich für die Aids-Waisen, auch für Heranwachsende aus häufig allzu ärmlichen Familienverhältnissen, um sie in die Schule zu schicken und darauf bei einer beruflichen Lehre zu unterstützen. „Education for Justice“ – „Erziehung ist eine Frage der Gerechtigkeit“ – könnte man den Spruch der Jesuiten deuten.

Von Abenteuerromantik kann in einem Land, das auch heute von Rechtsunsicherheit erschüttert wird, kaum die Rede sein. So wurden etwa 1978 vor Ende eines Unabhängigkeitskrieges einer seiner Vorgänger, Pater Gregor Richert, und der Jesuitenbruder Bernhard Lisson, ein Techniker, laut Herrmann willkürlich erschossen, weil aus der Kasse der Mission nur Kleingeld zu stehlen war.

Auch mit Beginn der Unabhängigkeit kam das Land nicht zur Ruhe. Die weißen Farmer wurden enteignet. Das Elend der Bevölkerung – 80 Prozent der Menschen sind arbeitslos – wuchs ebenso maßlos wie die Inflation. Darauf wurde der US-Dollar 2009 die offizielle Währung.

In diese kaum stabile Situation kehrt Pater Karl Herrmann jetzt nach seinem Heimaturlaub zurück. Diese Auszeit, biblisch: sein Sabbat-Jahr, freilich verkürzt auf nur einige Monate, nützte er auch für Fortbildung an der Jesuitenhochschule St. Georgen in Frankfurt und für Kontakte, so etwa mit seinen ehemaligen Rebdorfer Mitschülern. Diese gründen jetzt einen Förderkreis.

Offensichtlich lebt der Pater keine übliche bürgerliche Existenz, doch ist er bei allem geistlichen wie auch technischen Organisationstalent kein „Supermann“. Er zitiert aus einer Notiz des Märtyrers Pater Richert: „Wir können unser Werk als Missionare nicht einfach mit jedem anderen Job vergleichen, den man aufgeben kann, wenn die Gesundheit oder sogar das Leben in Gefahr ist. Der eine und einzige Grund unseres Arbeitens und Denkens, die einzige Motivation ist und bleibt Jesus Christus, der ,sein Leben für seine Schafe hingab'.“

Pater Karl Herrmanns E-Mail-Adresse lautet karlherrmann@jesuits.net. Das Spendenkonto lautet: Jesuitenmission Nürnberg, Liga Bank, BLZ 75 09 03 00 Kontonummer 5 11 55 82; Kennnummer 41 74 Pater Karl Herrmann Simbabwe.