Erster Finalist gesucht

27.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:22 Uhr

Ingolstadt (DK) Das Ziel heißt Berlin. Doch vorher trifft der FC Bayern heute (20.30 Uhr/ARD) im Pokal-Halbfinale auf den alten Rivalen Dortmund. Ein Vergleich der beiden Mannschaften.

 

Personal und Trainer

FC Bayern München: Bayern-Trainer Pep Guardiola ist immer für Überraschungen gut. Um das Dortmunder Umkehr- und Offensiv-Spiel zu unterbinden, stellte er eine Dreierabwehr, die sich im Bedarf auf eine Fünferkette veränderte, dagegen. Mit diesem taktischen System gewann er im Mai 2014 mit 2:0 n. V. gegen Dortmund im Pokalfinale. Diesen Kniff wendete Guardiola vor rund drei Wochen erneut gegen Dortmund an. In der defensiven Strategie verhedderten sich die Dortmunder Angriffe. Gut möglich also, dass Guardiola auch heute die Münchner eher defensiv einstellen wird. Die spannendste Frage dabei dreht sich um den Siegtorschützen gegen Hertha BSC am vergangenen Samstag, Bastian Schweinsteiger. In der Champions League gegen Porto setzte Guardiola auf das Mittelfeld mit Xabi Alonso, Thiago und Philipp Lahm. Es funktionierte perfekt. Das Problem allerdings für das Pokalspiel: Schweinsteiger müsste dafür auf die Bank.

Borussia Dortmund: Im Pokalfinale 2012 hatte Dortmund sein Offensivspiel perfektioniert. Lewandowski, Kagawa & Co. wirbelten die Bayern beim 5:2-Sieg durcheinander. In den vergangenen Spielen sollte dies alles nicht mehr so perfekt gelingen. Denn die Bayern hatten sich auf das Dortmunder System eingestellt. Bayern-Trainer Pep Guardiola hatte erkannt, dass sich die Dortmunder gegen defensiv eingestellte Mannschaften schwertun. Deshalb stellt sich nun die Frage: Spielt Klopp, wie schon häufiger gegen die Bayern gesehen, wieder mit einem 4-3-3? Oder setzt er auf ein 4-2-3-1-System, mit dem er zuletzt gegen Frankfurt (2:0) Erfolg hatte? Vermutlich wird Ilkay Gündogan zurückkehren, der nach einer eitrigen Rachenentzündung wieder fit ist. Er wird wohl die Doppelsechs mit Bender bilden. Bei einem 4-3-3 könnte Blaszczykowski eine offensivere Rolle erhalten.

 

Formkurve und Ausgangslage

FC Bayern München: Den ersten Titel haben die Bayern quasi auf der Couch gewonnen, weil Borussia Mönchengladbach am Sonntagabend den ersten Verfolger Wolfsburg mit 1:0 schlug. Die 25. Meisterschaft in der Vereinsgeschichte der Münchner wurde aber nicht großartig gefeiert. Der Fokus lag am Wochenende längst auf dem Pokalspiel gegen Dortmund. Die Bayern haben in dieser Saison noch einiges vor. Das Triple von 2013 soll wiederholt werden. Die Formkurve stimmt. Die Verletzten kommen langsam wieder zurück. Arjen Robben steht wohl bereits in der Startelf und Medhi Benatia könnte ebenfalls wieder spielen. Am Sonntag nahmen beide wieder am Training teil. Auch Javi Martínez und Rafinha sind für einen Einsatz fit.

Borussia Dortmund: Für Borussia Dortmund ist das Pokalspiel die letzte Chance auf einen Titel in dieser bislang verkorksten Saison. Umso motivierter sind die Dortmunder also vor der Partie. Vor allem für Trainer Jürgen Klopp ist das Spiel etwas Besonderes, da er zum Ende der Saison sein Engagement bei der Borussia beenden wird. Allerdings könnten die Bayern dem großen Rivalen der vergangenen Jahre den Abschied auch endgültig vermiesen. Klopp kündigte aber bereits an, auf „Krawall gebürstet“ zu sein. Besonderer Motivation bedarf es bei dem Pokalspiel also auf keiner Seite. Genug Selbstbewusstsein hat die Borussia durch die beiden vergangenen Ligaspiele gegen Paderborn (3:0) und Frankfurt (2:0) getankt. Trotzdem gilt Dortmund als Außenseiter.

 

Der direkte Vergleich

FC Bayern München: Spiele zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund sind in der Regel eng. Siebenmal trafen beide Mannschaften im DFB-Pokal seit 1966 aufeinander. Fünfmal gingen die Münchner als Sieger vom Platz, zweimal Dortmund. Zuletzt entschied der FC Bayern das Pokalfinale im vergangenen Jahr mit 2:0 nach Verlängerung für sich. Erstmals trafen am 2. Januar 1966 beide Teams zur DFB-Pokal-Qualifikation aufeinander. Die Münchner setzten sich souverän mit 2:0 durch. Bereits in der ersten Spielminute traf Rainer Ohlhauser. Gerd Müller machte kurz vor der Pause alles klar. Es war der Startschuss für einen Durchmarsch: Die Bayern gewannen am Ende der Saison den Pokal. Im Finale besiegten sie den Meidericher SV mit 4:2.

Borussia Dortmund: In neun von 22 Pflichtspielen ging Dortmunds Trainer Jürgen Klopp gegen die Bayern als Sieger hervor. Einige Partien schmerzten die Münchner besonders. Das spektakuläre 5:2 im Pokalfinale 2012 war sicherlich ein Höhepunkt in Klopps Zeit als BVB-Trainer. Doch auch in der Allianz-Arena waren die Dortmunder nicht chancenlos. Der 3:0-Ligasieg am 12. April 2014 war ein in dieser Höhe nicht zu erwartender Erfolg. Die Bayern hatten die Meisterschaft allerdings bereits gewonnen. Im Jahr 2011 siegten die Dortmunder in der Liga sogar zweimal in München (26. Februar mit 3:1, 19. November mit 1:0). Auch in den Jahren 1992 (Pokal, Elfmeterschießen) und 1998 (Champions-League-Viertelfinale) schaltete Dortmund die Bayern in einem K.-o.-Spiel aus.

Die Schlüsselspieler

FC Bayern München: Rechtzeitig zum Saisonfinale ist Robert Lewandowski in bestechender Form. 16-mal traf er bislang in der Liga für die Bayern. Dazu könnte er heute Abend dafür sorgen, dass die Chancen auf seinen persönlichen zweiten Pokaltriumph weiter intakt bleiben.

Im vergangenen Jahr stand er bei der 0:2-Niederlage (nach Verlängerung) der Dortmunder gegen die Bayern noch beim BVB unter Vertrag. Nun kann er seinem ehemaligen Klub eine weitere empfindliche Niederlage zufügen. Denn bereits am 4. April in diesem Jahr köpfte er die Bayern gegen den BVB in der Liga zum Sieg (1:0).

Borussia Dortmund: Die Hoffnungen ruhen auf Marco Reus. Zuletzt fehlte der Nationalspieler verletzt. Doch seine Adduktorenprobleme sind offenbar ausgestanden. Gegen Frankfurt am vergangenen Samstag spielte Reus bereits wieder 24 Minuten.

Gegen den FC Bayern sollen es mehr sein. „Marco ist für Dienstag eine Option“, räumte BVB-Trainer Jürgen Klopp ein. Denn auch Reus hat etwas gutzumachen: 2012 (damals noch bei Borussia Mönchengladbach), 2013 und 2014 scheiterte er jeweils gegen die Bayern. Eine vierte Niederlage will Reus nun aber vermeiden.