Eichstätt
Erster Anlauf für Katholische Universität

Im Jahr 1865 Gründung eines Fördervereins durch Gerichtsdirektor Michael von Pruner

15.02.2013 | Stand 03.12.2020, 0:30 Uhr

Das Collegium Willibaldinum zur Priesterausbildung und die Schutzengelkirche auf einem Stich aus dem Jahr 1673. Repro: je

Eichstätt (EK) Die Idee einer Katholischen Universität in Deutschland ist gar nicht so neu: 1865 gab es schon einmal einen Anlauf. In Eichstätt wurde hierfür sogar ein Förderverein gegründet. Angeschoben wurde das Unternehmen unter anderem von Papst Pius IX. und allen deutschen Bischöfen.

„Verein zur Gründung einer freien katholischen Universität.“ Dieser Eintrag findet sich in den Dokumenten des Städtischen Archivs im Rathaus. Gründungsdatum war der 11. April 1865, erster Vorsitzender der Direktor am Königlichen Appellationsgericht (Berufungsgericht) Eichstätt, Michael von Pruner. Als Vereinszweck ist angegeben: „Beschaffung der Mittel zur Universitätsgründung“. Weitere Vorstandsmitglieder waren Lyzealprofessor Joseph Pfahler, Buchdrucker und Verleger Karl Brönner, Magistratsrat Appell, Domkapitular Johann Stockinger, Domkapitular Johann Wolfsteiner und Studienrektor Reger. Ohne Nennung von Gründen wurde aber bereits am 7. Juli 1871 notiert: „Besteht nicht mehr“.

ANNO DAZUMAL

Umfangreiche Informationen zu dem großen Vorhaben sind dem Pastoralblatt Nummer 16 von 1865 und einem Akt, beides aufbewahrt im Diözesanarchiv in der Luitpoldstraße, enthalten. Danach handelte es sich um eine deutschlandweite Initiative, getragen von Papst Pius IX. und allen deutschen Bischöfen. Statuten für den Förderverein wurden ausgearbeitet und ein Spendenaufruf „an den Klerus und das katholische Volk“ verbreitet. Beklagt wurde: „Von den 18 vor der Säkularisation bestandenen Katholischen Universitäten sind nur sechs übrig geblieben und diese bewahrten ihren stiftungsmäßig katholischen Charakter nicht.“

Im Pastoralblatt heißt es weiter: „Die Gründung einer freien katholischen Universität in Deutschland fand den ungeteilten Beifall sämtlicher hochwürdiger deutscher Bischöfe und die freudigste Zustimmung und den vollen Segen des Heiligen Vaters.“ Ein Standort für die Universitätsgründung war nicht festgelegt.

Einem Briefwechsel von Eichstätts Bischof Georg von Oettl, Oberhirte von 1846 bis 1866, mit dem Münchner Erzbischof Gregor von Scherr (1856 bis 1877) vom 3. November 1864 ist zu entnehmen: „Der König hat sich sehr günstig über das Projekt Errichtung einer freien Katholischen Universität ausgesprochen und Kollekten bewilligt.“ Der Eichstätter Bischof bat den Diözesan-Klerus „im Interesse der katholischen Wissenschaft und zum Frommen unseres gesamten deutschen Vaterlandes“ um Förderung.

In dem genannten Zeitraum von 1865 bis 1871 existierte in Eichstätt das 1843 durch Bischof Karl August Graf von Reisach mit königlicher Zustimmung errichtete kirchliche Lyzeum zur Priesterausbildung. Es war rechtlich den staatlichen Lyzeen gleichgestellt. Dort wurden neben den theologischen Fächern unter anderem auch Mathematik, Chemie, Naturgeschichte und Physik gelehrt.

Über das Bischöfliche Lyzeum wurde in der Heimatzeitung im Jahr 1894 berichtet, dass 110 junge Männer eingeschrieben waren. Die Vorlesungen hatten von Oktober 1893 bis April 1894 gedauert. Bischof Leopold Freiherr von Leonrod (1867 bis 1905) bekundete sein Interesse an der Priesterausbildung und nahm als Beobachter sogar an den Prüfungen teil. Interessant ist die Auflistung der „Nationalitäten“ der Kandidaten: 74 Bayern, elf Preußen, fünf Württemberger, vier Badenser, zwei Sachsen, ein Hesse, ein Nassauer, ein Lipper, ein Österreicher, ein Siebenbürger und neun Schweizer.

Das Collegium Willibaldinum zur Priesterausbildung war 1564 von Bischof Martin von Schaumberg (1560 bis 1590) gegründet worden. Wie es in einem Buch zum 400-jährigen Bestehen des Priesterseminars heißt, wurde im Zuge der Säkularisation 1807 das Gymnasium geschlossen. In Eichstätt blieb nur eine zweiklassige Bürgerschule. Nun musste der Bischof seine Priesterkandidaten zum Studium nach Dillingen schicken – bis das Lyzeum eröffnet wurde. Seit 1980 besteht in Eichstätt nun wirklich die einzige Katholische Universität im deutschen Sprachraum.