Erste Karte Mitteleuropas entstand in Eichstätt

28.02.2008 | Stand 03.12.2020, 6:06 Uhr

Als "Eystavia" (links neben dem oberen Bavaria-Schriftzug) fand auch Eichstätt Eingang in die Karte.

Eichstätt (EK) Die erste Landkarte Mitteleuropas der Geschichte wurde 1491 als Kupferstich in Eichstätt gefertigt und gedruckt. Das berichtet der frühere Schriftsetzer Werner Pfaller.

Zeichner dieser ersten modernen Landkarte Mitteleuropas war der 1401 geborene Nikolaus von Kues. Er starb 1464 in Todi als Gelehrter, Kardinal und Bischof. Bestattet liegt er in Rom in S. Pietro in Vincoli. Seine Karte Mitteleuropas gilt als Beginn der modernen Kartographie. Die Karte zeigt einen detaillierten Ausschnitt Europas, das vom südlichen Skandinavien bis Mittelitalien (etwa Neapel) reicht; im Westen durch Rhône und Rhein und im Osten durch das Schwarze Meer begrenzt. Man kann auch Eichstätt in dieser Karte finden, welches als EYSTAVIA mit zwei Türmen (vermutlich der Dom) verzeichnet ist.

Durch Hinweise in historischer Literatur stieß Werner Pfaller auf eine Bemerkung, dass von der "Cusanus-Karte" nur noch zwei Exemplare existieren sollen, in Berlin und Nürnberg. Fündig wurde Pfaller im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg. Die Karte in Berlin stellte sich als etwas verkleinerte getreue Nachbildung und ist in der Staatsbibliothek, Preußischer Kulturbesitz. Ein weiteres, farbig ausgemaltes und nicht ganz so gut erhaltenes Exemplar wie in Nürnberg befindet sich im Britischen Museum zu London.

Die erste Karte von Mitteleuropa wurde 1491 in Eichstätt in Kupfer gestochen und auch hier gedruckt. Die offizielle Bezeichnung lautet: Karte von Mitteleuropa, Germania-Karte des Nikolaus von Kues, Eichstädt 1491, Kupferstich Höhe 52 cm, Breite 36 cm, trapezförmig.

Das geographische Wissen erreichte zu Beginn des 15. Jahrhunderts Norditalien und fand von dort seine Verbreitung im gelehrten Europa. Im Gegensatz zu älteren Karten zeigten die modernen den jeweils aktuellen Kenntnisstand das 15. und 16. Jahrhunderts. In dieser Tradition steht Nikolaus von Kues am Beginn der modernen Kartographie. Er schuf vermutlich bereits 1439 eine Karte Mitteleuropas, die sich jedoch erst mit dem "Eichstädter Kartendruck" aus dem Jahr 1491 belegen lässt. Erst 27 Jahre nach dem Tode von Nikolaus Cusanus ist die Ausführung des Kupferstiches der Karte vollendet worden. "Im Jahre 1491 endlich erschienen die Abdrücke von der Platte in der Bischöflichen Residenz Eistet (jetzt Eichstätt, an der Altmühl in Baiern) gelegen."Die Überschrift der Karte lautet: "Da ganz Germanien auf dieser kleinen Tafel gezeichnet ist und die Seite Italiens, welche gegen die eisigen Alpen hinsieht, und die wilden Völker der Sarmaten und die Stämme in der Nähe der tiefen Adria, und das Reich des alten Pelops, auch wo der kalte Jster (Donau) die pannonischen Gefilde teilt, (da sie) auch etwas an die lykaonischen Gegenden stößt, und an die Meereswogen, die der Rhodan peitscht, endlich viele Städte und Flecken durch Punkte bezeichnet sind, - so sei Dank dem Nikolaus von Cusa, welcher einst mit dem Purpur von Tyrus bekleidet und eine große Zierde des römischen Senates war und die von Keinem der Früheren erforschten Orte in bescheidenem Erz eingraben ließ. – Eichstätt im Jahre des Heils 1491. Vollendet am 21. Juli."

Ein weiterer Glanzpunkt ist laut Pfaller die Erwähnung Eichstätts in der ersten gedruckten Chronik der Welt. So wurde Eichstätt bereits in der "Schedelschen Weltchronik", von Hartmann Schedel 1493 herausgegeben, in Wort und Städtebild gedruckt. In dieser ersten Weltchronik der Geschichte überhaupt erwähnt zu werden, sei schon eine besondere Ehre. Dieser Vorzug kam nur bedeutenden Städten der damaligen Zeit zu – der sogenannten "Alten Welt". Eichstätt befindet sich in bester Gesellschaft von Städten wie Nürnberg, München, Würzburg, Bamberg, Regensburg, Konstanz, Straßburg, Prag, Rom, Mailand, Alexandria und Konstantinopel. Dieses vom bekannten Nürnberger Buchdrucker Anton Koberger gedruckte Juwel der frühen Buchdruckerkunst wurde durch die Kunsthandwerker der Werkstätten von Michael Wohlgemut mit hervorragenden Holzschnitten ausgestattet. In dieser Werkstatt lernte in dieser Zeit auch Albrecht Dürer.

Der mit der Überarbeitung des Europateils dieser Chronik beauftragte Hieronymus Münzer fügte als Beigabe eine Deutschlandkarte hinzu, wie er in einem Brief an Hartmann Schedel 1493 schreibt. Diese Deutschlandkarte – "Germania magna" – ist die erste in einem Buch publizierte Deutschlandkarte. Sie hat ihre Keimzelle in der Cusanus-Karte, die in Eichstätt gestochen und gedruckt worden ist.

Quellen: Germanisches Museum Nürnberg, Museum für Kommunikation Berlin, Schedelsche Weltchronik, Die Habsburger und das Reich Deutscher Nation.