Spielerische Annäherung an ein ernstes Thema

28.02.2008 | Stand 03.12.2020, 6:06 Uhr

Würfelspiel mit Riesenflaschen: Am Rande der Aktion gibt es manches Gespräch über Selbsteinschätzungen und eigene Erfahrungen.

Manching (DK) Gut 300 Manchinger Haupt- und Realschüler haben gestern an einer Aufklärungsaktion des Bayerischen Gesundheitsministeriums zu Gefahren durch Alkoholkonsum teilnehmen können. Die spielerische Annäherung an das Thema machte den jungen Leuten sichtlich Spaß.

In der Sporthalle am Manchinger Lindenkreuz geht es bunt zu: Es wird auf wackeligen Untersätzen balanciert, am Riesen-Brettspiel mit hüfthohen "Bierflaschen" gewürfelt, ein bunter Fallschirm im Kreis gedreht – über Bewegung und Spiel finden sich Jugendliche aus den oberen Klassen der beiden Schulen in eine Thematik ein, mit der viele der 13- bis 16-Jährigen schon eigene Erfahrungen gemacht haben: Alkoholkonsum.

Dass der gedankenlose und freizügige Umgang mit der "Volksdroge" immer häufiger gerade auch unter jungen Leuten seine Opfer fordert, ist dank vielfältiger Berichte in den Medien und Diskussionen quer durch die Gesellschaft zwar allgemein bekannt, doch von der Erkenntnis zur Prävention ist es noch ein großer Schritt: Wie kommen Jugendliche dazu, von sich aus kritischer über ein Alltagsphänomen zu denken und zu sprechen – ohne dass Aufklärung als Besserwisserei und Gängelung durch Erwachsene missverstanden wird

Mit der schon seit einigen Jahren laufenden Aktion "Be hard – drink soft" (es muss wieder einmal Englisch sein) will das Bayerische Gesundheitsministerium sanft und dafür umso nachhaltiger gegensteuern. Mitglieder einer auf Alkoholprävention spezialisierten Dortmunder Agentur touren im Auftrag der Staatsregierung durch Bayerns Schulen und Jugendzentren. Nach Manching ist die Truppe gestern auf Einladung der mobilen Jugendarbeit gekommen; die Schule am Lindenkreuz hatte sofort ihre Kooperation signalisiert und auch die Realschule am Keltenwall mit eingebunden.

Hauptschulrektorin Elisabeth Bachmeier sieht beim Thema Alkoholkonsum durchaus Handlungsbedarf auch bei etlichen ihrer Schülerinnen und Schüler. Es habe bislang zwar noch keine Beeinträchtigungen des Unterrichts durch alkoholisierte Jugendliche gegeben, doch werde mit einschlägigen Erfahrungen auf dem Schulhof geprahlt: "Nach dem Wochenende hören wir schon mal, wer bei welcher Feier wieder ,voll’ war . . ."

Hans-Jürgen Vogelsang vom mobilen Aktionsteam der Agentur KomPass ("Wir sind Fachleute auf Rädern") weiß um die Schwierigkeit, Menschen zum kritischen Nachdenken über sich selbst zu bringen: "Menschen streben nicht nach Vernunft, auch nicht nach Gesundheitsvernunft." Deshalb werde bei "Be hard – drink soft" (etwa: Sei stark, trinke etwas Harmloses) über spielerische Ansätze der Weg zur ernsthaften Auseinandersetzung mit dem Thema gesucht: "Wir kommen vom Spaß zum Ernst."

So geht es unter anderem darum, die jungen Leute in ihrer Selbsteinschätzung zu unterstützen und ihnen Mut zu eigener Meinung gegen vermeintliche Gruppenzwänge und Konsumtrends zu machen. In den Gruppenspielen würden mitunter auch schlechte Vorbilder entzaubert, erklärt Hans-Jürgen Vogelsang.

In der Sporthalle, wo an diesem Morgen rund 330 Schülerinnen und Schüler in drei Wellen ein jeweils eineinhalbstündigem Programm bestreiten, werden die Betreuer der Agentur von Jugendhelfern und Sozialarbeitern aus der Gemeinde Manching, von Pädagogen der beteiligten Schulen und auch von der Polizei unterstützt. Neben den Spiel- und Infoangeboten gibt es Diskussionsrunden mit den Fachleuten – alles in einer lockeren, stressfreien Atmosphäre.

Als interessierte Beobachter sind auch Manchings Bürgermeister Otto Raith und Landrat Rudi Engelhard eine Weile mit dabei. Beide haben die Anstrengungen von Kommune bzw. Kreis bei der Jugend- und Sozialarbeit betont. Prävention, so die Politiker, sei ein wichtiger Teil dieses Aufgabenfeldes – sowohl speziell in Sachen Alkohol wie auch insgesamt im weiten Bereich der Drogengefahren.

Rektorin Bachmeier versichert, dass dies auch ein Anliegen der Schulen ist. Deshalb sollen die gestern gemachten Erfahrungen der Schüler auch noch in den kommenden Tagen da und dort im Unterricht aufgegriffen werden.