Riedenburg
Erst viel Wind, dann die Flaute

Investoren stehen in Riedenburg derzeit vor einigen offenen Fragen Weitere Gespräche Ende Oktober

14.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:11 Uhr

Stählerne Riesen: Bei Jachenhausen drehen sich seit rund 20 Jahren zwei Windräder, insgesamt sind es in Riedenburg drei. Dass weitere Anlagen dazukommen, ist derzeit fraglich. ‹ŒArch - foto: Janda

Riedenburg (DK) Die Planungen für Windkraft im Riedenburger Gemeindegebiet gehen weiter. Optimistisch sind die möglichen Investoren allerdings nicht. Momentan geht es darum, Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit der Anlagen miteinander in Einklang zu bringen. In ein paar Wochen soll es Ergebnisse geben.

Gegner und Befürworter der stählernen Windmühlen hatten bereits der jüngsten Sitzung des Riedenburger Stadtrats voller Erwartung entgegengeblickt. Doch was die Tagesordnung versprach, nämlich das mögliche Aus der städtischen Planungen, fiel schlichtweg unter den Tisch. Stattdessen kündigte Bürgermeister Siegfried Lösch weitere Gespräche an. Und diese haben mittlerweile stattgefunden, wie der CSU-Politiker gegenüber unserer Zeitung bestätigt. Konkrete Ergebnisse gibt es indes noch nicht. Und derzeit auch "kein konkretes Projekt", erklärt Jürgen Meyer-Menz, Geschäftsführer der Firma Primus Energie.

Stattdessen werden die Fachleute seines Unternehmens nun prüfen, was auf dem Gebiet der Stadt Riedenburg überhaupt noch möglich ist. Nach der Festlegung des Stadtrats, der von der Staatsregierung beschlossenen 10-H-Regelung zu folgen, dürfte das potenzielle Ausmaß der Windenergie aus der Dreiburgenstadt jedoch deutlich geringer ausfallen als noch vor zwei Jahren. Denn damals hatten die Planungen an der Grenze der beiden Städte Riedenburg und Hemau noch bis zu 15 Anlagen mit einer Höhe von jeweils 200 Metern vorgesehen (siehe eigenen Bericht). Doch davon scheinen die Unternehmen nun weit entfernt zu sein, wie Meyer-Menz offen zugibt. "Das ist mittlerweile alles Makulatur."

Das bislang in Riedenburg engagierte Firmenkonsortium, an dem neben Primus auch der Ostwind-Konzern sowie die Bayerische Landsiedlung und zwei Privatinvestoren beteiligt waren, existiert seinen Worten zufolge nicht mehr. Geblieben ist neben seinem eigenen Unternehmen einzig Windkraftpionier Anton Stadler, der in den Jahren 1995 und 1997 zwischen Otterzhofen und Jachenhausen die beiden ersten Anlagen der Region errichtet hatte. Der gebürtige Thanner nahm ebenso wie Meyer-Menz und dessen Kollege Matthias Schelter an den Gesprächen mit der Rathausführung in Riedenburg teil. Sie versuchen nun, die weiteren Planungen in der Dreiburgenstadt allein voranzutreiben.

Bei dem Treffen mit der Verwaltung haben sich laut Lösch und Meyer-Menz beide Seiten darauf verständigt, in den nächsten Tagen ihre Vorstellungen auszuarbeiten. Der Bürgermeister will sich diese Überlegungen anschließend zunächst mit den Fraktionssprechern und schließlich mit dem kompletten Stadtrat anhören. "Dann will ich auch die Bevölkerung einbinden, denn ohne die geht es nicht", erklärt der Rathauschef, dem dazu erneut eine eigene Bürgerversammlung für die Ortsteile Jachenhausen und Otterzhofen vorschwebt.

Lösch stellt aber klar, dass er weiterhin strikt gegen einen großen Windpark auf den Jurahöhen ist. "Wir wollen auf keinen Fall einen Riegel bei Jachenhausen", betont er und nennt als Negativbeispiel das Ausmaß bei Berching. Völlig verschließen werde sich die Stadt der Windkraft aber auch in Zukunft nicht. Ganz im Gegenteil, wie Lösch findet. "Auch die Proteste der Bürger richteten sich stets nur gegen die Masse der geplanten Anlagen" - und nicht per se gegen diese Form der Energiegewinnung. Er fürchtet aber, dass ohne eine vernünftige Planung ein Wildwuchs droht, und erinnert an die in Bayern geltende 10-H-Regelung. Denn diese sieht lediglich vor, dass Windräder mindestens den zehnfachen Wert ihrer Höhe als Abstand zur nächsten Wohnbebauung einhalten müssen. Sollte eine Anlage also nur 150 Meter hoch sein, ist eine Errichtung in 1,5 Kilometer Entfernung zu den Dörfern daher rein theoretisch denkbar. Bei noch kleineren Windrädern könnte der Abstand natürlich noch weiter zurückgehen.

So weit sind die Überlegungen der Planer jedoch noch nicht fortgeschritten. Meyer-Menz bestätigt zwar, dass der Standort Riedenburg aufgrund seiner windstarken Höhen äußerst interessant für seine Firma ist. "Die Frage, was dort passen könnte, ist aber nicht so leicht zu beantworten." Zuvor gelte es, mehrere Variablen zu überprüfen. Meyer-Menz nennt unter anderem die Art der Anlagen und deren Höhe. Auch die Prüfung der einzelnen Bezugspunkte sei zu beachten. Die Gretchenfrage: Was gilt eigentlich als Rand der Wohnbebauung? Und natürlich spielt die Wirtschaftlichkeit für das Unternehmen letztlich eine ganz erhebliche Rolle. Zuletzt war beim möglichen Windpark zwischen Riedenburg und Hemau von einer Mindestzahl von neun Anlagen die Rede - damals allerdings noch unter ganz anderen Voraussetzungen.

Ob es überhaupt Erfolgsaussichten gibt, "das lässt sich noch schlecht sagen", sagt Meyer-Menz. Der Fachmann geht aber davon aus, dass in einigen Wochen erste Ergebnisse vorliegen, mit denen sein Unternehmen dann in die weiteren Gespräche gehen wird. Dabei kann sich der Geschäftsführer des Energie-Unternehmens auch mehrere Planungsvarianten vorstellen. Mit einer davon, "einer sinnvollen", will er Ende des Monats in die weiteren Gespräche gehen.

Im Vordergrund steht dabei auch für den Geschäftsmann der Wille der Riedenburger Bevölkerung. Nachdem eine Befragung der Bürger von Jachenhausen, Otterzhofen und Ried vor etwa eineinhalb Jahren ergeben hatte, dass die Mehrheit gegen eine Unterschreitung der 10-H-Regelung ist, wollen sich die potenziellen Investoren natürlich daran halten. "Diese Umfrage ist ganz klar zu respektieren", betont Meyer-Menz, der die Dreiburgenstadt als möglichen Standort für Windräder noch nicht abgehakt hat. "Wir versuchen weiterhin, etwas in Bayern zu realisieren."