Pfaffenhofen
Martin Wolf: Wir brauchen die Windkraft

Landrat hält bis zu 25 Anlagen für wünschenswert und sorgt mit Äußerungen für Irritationen bei der Kreis-CSU

14.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:11 Uhr

Pfaffenhofen (SZ) Das ist für die Windkraftbefürworter Musik in den Ohren, für die Windkraftgegner dagegen ein Schlag ins Kontor: Landrat Martin Wolf (CSU; Bild links) hat sich während der gerade laufenden Energie-für-alle-Woche für den sukzessiven Bau beziehungsweise Betrieb von 20 bis 25 Windrädern im Landkreis Pfaffenhofen ausgesprochen. "Wir schaffen die Energiewende nicht ohne Windkraft", sagte der Landkreischef unmissverständlich.

"Jetzt haben wir 11 Windräder", so der Landrat gegenüber unserer Zeitung, "mit insgesamt 20 bis 25 im Laufe der nächsten Jahre kämen wir in Pfaffenhofen gut hin und würden damit einen solidarischen Beitrag zur Energiewende im eigenen Bereich leisten." Insgesamt wären laut dem Teilflächennutzungsplan 36 Windräder im Landkreisgebiet möglich, dies müsse man allerdings nicht bis zum Maximum ausschöpfen, betonte Wolf und verwies auf mögliche Problembereiche, die sich zum Beispiel zwischen den Gemeinden Ilmmünster und Reichertshausen aufgetan hätten. Als eine Art "Wahl-Empfehlung" für den am 23. Oktober anstehenden Windpark-Bürgerentscheid in Pfaffenhofen will der Landrat seine Äußerungen auf keinen Fall verstanden wissen: "Da halte ich mich raus". Wann und wo Windräder gebaut würden, sei alleine Sache der Gemeinden und von deren Bürgern.

Auch den Vorwurf, so kurz vor dem Bürgerentscheid Werbung für die Windkraft zu betreiben, will Wolf nicht gelten lassen: Diese Haltung habe er schon vor zwei Jahren beim Beginn der landkreisweiten Windkraftplanung vertreten - "meine Äußerungen sind also nichts Neues". Mit dem Teilflächennutzungsplan - "im Übrigen eine Positivplanung" - habe man den Bau von Windrädern zum einen ermöglich wollen, zum anderen aber deren Standorte ordnen und damit "wild verteilte Einzelanlagen" verhindern wollen, erklärte der Landrat.

Befürworter und Gegner der im Förnbacher Forst geplanten drei Windräder bekriegen sich im Vorfeld des Bürgerentscheids mit extrem harten Bandagen und gleichzeitig präsentiert sich der Landkreischef als Windkraftfan und bringt auch gleich noch bis zu 14 neue Windräder ins Spiel - damit sorgte Wolf nach unseren Informationen in den Reihen der Kreis-CSU für gehörige Irritationen. "Ich habe nicht zu bewerten, welche Aussagen der Landrat trifft und ob der Zeitpunkt dafür glücklich gewählt ist", sagte auf Anfrage unserer Zeitung der ungewöhnlich wortkarge CSU-Kreisvorsitzende Karl Straub (Bild rechts): "Das ist nun einmal seine Meinung."

Er selbst habe sich in dieser Diskussion jedenfalls immer zurückgehalten, weil er der Überzeugung sei, "dass der Bürger das alleine entscheiden kann und keine Ratschläge von mir braucht," so der CSU-Kreischef vieldeutig. Straub selbst will sich zwar keinesfalls als totaler Windkraftgegner eingestuft sehen, beanstandete aber in jüngster Zeit immer wieder die "Suggestivfrage", die in Pfaffenhofen für den Bürgerentscheid formuliert worden sei.

Auch wenn er sich mit öffentlicher Kritik an seinem Parteifreund zurückhält, macht Straub keinen Hehl daraus, dass er Wolfs Einschätzung, die Energiewende sei ohne Windkraft nicht zu schaffen, nicht teilt: "Von 20 oder 25 Windrädern im Landkreis hängt eine erfolgreiche Energiewende auf bayerischer Ebene sicher nicht ab. Für Bayern gibt es sinnvollere Optionen als Windkraft und das sieht übrigens auch der Bundeswirtschaftsminister so."

Ob, und wenn ja, wie viele weitere Windräder gebaut werden, das müsse jedenfalls den einzelnen Gemeinden und damit den Bürgern überlassen bleiben, betont auch Straub. Dass das Thema Windkraft - und damit wohl auch die Äußerungen Wolfs - jedenfalls Zündstoff innerhalb der Partei liefern werden, mochte Straub gegenüber unserer Zeitung nicht dementieren.