Hohenwart
Erst Fußballer, jetzt Footballer

Thomas Ruf aus Hohenwart kämpft mit Ingolstadt Dukes nun in Deutschlands höchster Spielklasse

16.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:07 Uhr

Eigengewächs aus dem Altlandkreis Schrobenhausen: Thomas Ruf (linkes Bild, links) kommt bei den Dukes inzwischen in der GFL 1 zum Einsatz. Im Vorjahr legte er mit den "Herzögen" eine perfekte Saison in der GFL 2 hin - wofür es von Oberbürgermeister Christian Lösel (rechtes Bild, rechts) die Ingolstädter Sportmedaille gab. - Fotos: R. Lüger

Hohenwart (PK) Seit dem 1. Mai ist Thomas Ruf offiziell ein Erstligaspieler - mit erst 21 Jahren. Der junge Mann aus Hohenwart ist in seiner Sportart American Football ganz oben angekommen. Aber er weiß auch sehr gut, dass er noch längst nicht am Ende seiner Entwicklung angekommen ist.

Seine vorrangigste Erinnerung an die Premiere in der höchsten deutschen Spielklasse - an den 45:27-Heimtriumph seiner Ingolstadt Dukes gegen die Munich Cowboys vor knapp drei Wochen? "Regnerisch war's - sowie ausgesprochen kalt", sagt Ruf mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Also irgendwie ein Match wie jedes andere auch, nur bei mieser Witterung? "Natürlich nicht", entgegnet der Hohenwarter sofort: "Das ganze Erlebnis - einfach nur geil, echt beeindruckend. Bloß dass ich mit meinem Hobby wirklich jetzt in der GFL 1 spielen darf, bei den Allerbesten in Deutschland - so richtig wird mir das erst langsam bewusst."

Seine Augen leuchten bei diesen Sätzen. Wie bei einem großen Buben, der sein Wunschspielzeug unter dem Weihnachtsbaum gefunden hat. Dabei hatte Ruf einst genau das getan wie so viele in Bayern: Er begann im Kindesalter mit dem Fußballspielen - anfangs mit großem Engagement, dann mit deutlich zurückgehendem. "Fürs Kicken wurde ich irgendwann zu groß und zu schwer. Dass dann sehr viele Fouls gegen mich gepfiffen wurden - obwohl sie eigentlich gegen mich begangen worden waren - hat mir zudem immer mehr gestunken", erinnert sich der junge Mann aus dem Altlandkreis Schrobenhausen zurück.

Aber weshalb dann American Football? "Da war der Prinzi dran schuld", verrät der 1,95 Meter große Koloss. "Prinzi" heißt offiziell Markus Gmeiner, ist Gründungsmitglied sowie langjähriger Kicker der "Herzöge" - und wohnt wie die Rufs in Hohenwart. Er gab den Eltern von Thomas einst mal Freikarten für ein Vorbereitungsmatch der Dukes - der Sohnemann war prompt dabei und sofort begeistert. "So ging ich bereits einen Tag später zu meinem Vater und sagte: Das ist es, was ich von nun an machen will", berichtet der jetzige Bundesliga-Akteur.

Der Besuch eines Probetrainings bestärkte ihn dann in seiner Entscheidung - und deshalb begann er im Alter von 17 Jahren ganz offiziell bei den Dukes. Zunächst spielte Ruf zwei Jahre im Jugendteam der Ingolstädter, um 2017 seine erste Saison komplett bei den Erwachsenen zu verbringen - in der GFL 2 Süd, in der die "Herzöge" schließlich ungeschlagen Meister wurden und aufstiegen.

Was genau macht die Faszination des American Football aus? "Zunächst einmal finde ich es cool, dass es eine Kontaktsportart ist", erzählt der 21-Jährige: "Und als ich damals mein allererstes Playbook ausgehändigt bekam, das ich dann auswendig lernen musste, merkte ich ganz schnell: ,Wow, da ist doch deutlich mehr dahinter, als nur den eigenen Körper einsetzen zu dürfen'."

Apropos Körper: Hier ist beim jungen Mann aus dem Altlandkreis Schrobenhausen schon einiges vorhanden, auf seine 195 Zentimeter verteilen sich stolze 125 Kilogramm. Die Konsequenz daraus: Er ist bei den Dukes nicht fürs Filigrane zuständig, sondern agiert als Tackle bei den schweren Jungs in der Offense Line. "Als ich zu den Senioren kam, wurde das von Headcoach Eugen Haaf so entschieden", berichtet Ruf. "Er ist der Meinung, dass hier am besten aufgehoben bin - und er beobachtet meine Entwicklung sehr genau."

Der 21-Jährige fühlt sich aktuell pudelwohl im Kreise seiner GFL 1-Mannschaft. "Von den Erfahrenen gibt's immer wieder konstruktive Kritik, gerade in den Trainingseinheiten - und hierfür bin ich schon sehr dankbar", freut er sich. Denn Ruf ist ehrgeizig. Nur an der Seitenlinie zu stehen und sich nach den Matches trotzdem von den Fans feiern zu lassen - nicht sein Ding. Sein großes Ziel: irgendwann einen regelmäßigen Starterplatz bei den Dukes zu bekommen. "Ich weiß, dass dies nicht leicht wird - aber ich werde hart dafür arbeiten", verspricht der Hohenwarter. "Ich will einfach so viel wie möglich spielen - und einen möglichst großen Beitrag dazu leisten, dass die Dukes den von ihnen gewünschten Erfolg erreichen."

Wie dieser genau aussehen könnte? "Wer weiß, vielleicht ist ja bereits heuer die Play-off-Teilnahme für uns machbar", orakelt der Hohenwarter. Und wenn er selbst hierbei öfter als befürchtet an der Seitenlinie stehen muss? "Dann liegt das zu 100 Prozent an mir selbst", so Ruf wohltuend selbstkritisch: "Es ist Pflicht der Trainer, die bestmögliche Mannschaft auf das Feld zu schicken - und wenn ich nicht dazugehören sollte, müsste ich mich eben weiter verbessern. Außerdem: Gerade in der Offense Line ist Erfahrung enorm wichtig - ich muss daher auch geduldig sein."

Rick Webster, der Quarterback der Dukes, sieht Ruf auf einem guten Weg. "Thomas kann die Zukunft des Vereins sein. Wenn er sich auf diese Weise weiterentwickelt, wie ich das bisher kennenlernte, dann hat er auf jeden Fall das Zeug dazu", glaubt der US-Amerikaner aus Indianapolis: "Thomas ist ein Spieler, der die Mannschaft vor seine persönlichen Interessen stellt - genau solche Personen möchte ich in meinem Team haben." Und außerhalb des Platzes? "Da ist Thomas immer gut drauf. Es macht wirklich Spaß, Zeit mit ihm zu verbringen", lobt Webster den 21-Jährigen.

Ruf hört's bestimmt gerne. Wobei er nicht zusätzlich motiviert werden muss, dafür betreibt er American Football bereits jetzt mit viel zu viel Freude. Zweimal pro Woche Mannschaftstraining unter der laufenden Saison, für den Hohenwarter ist's nicht genug. "Zweimal zusätzlich in den Kraftraum, im Winter gar drei- bis viermal - das muss schon sein", berichtet er. "Wenn du in dieser Sportart nicht zusätzlich etwas tust, bist du hier völlig falsch."

Keine Angst, dass ihm das alles irgendwann zu viel wird? "Nein", antwortet Ruf - wieder mit einem breiten Grinsen im Gesicht. "Das ist alles eine Einstellungssache. Und wenn ich im Training beziehungsweise Kraftraum etwas getan habe, fühle ich mich gleich viel besser."

Zumal der Hohenwarter spürt, dass er von seinem Umfeld hundertprozentige Rückendeckung bekommt. "Zu sehen, dass meine Eltern Spaß an American Football gefunden haben, ist wahnsinnig schön für mich. Sie fahren gerne zu unseren Spielen, ebenso wie viele Freunde und Bekannte von mir - das ist natürlich ein riesiger Ansporn für mich. Beziehungsweise es macht mich stolz."