Erschossene Elfjährige - Polizei sucht weiter nach heißer Spur

04.01.2016 | Stand 02.12.2020, 20:22 Uhr

Schweinfurt (dpa) Ein Schuss aus einer Kleinkaliberwaffe hat in der Silvesternacht ein elfjähriges Mädchen im unterfränkischen (Landkreis Haßberge) getötet. Ärzte konnten dem Kind nicht mehr helfen, es erlag im Krankenhaus seinen Verletzungen. Auch drei Tage danach hat die Polizei noch keine heiße Spur.

"Wir arbeiten die Hinweise aus der Bevölkerung nach und nach ab", sagte ein Polizeisprecher am Montag. Nach Angaben der Polizei ist offen, ob es sich um ein vorsätzliches oder ein fahrlässiges Tötungsdelikt handelt.

Die Kriminalpolizei Schweinfurt hat mittlerweile die Sonderkommission "Unterschleichach" gegründet. Dieser gehören rund 50 Beamte und zwei Gutachter des Bayerischen Landeskriminalamtes (LKA) an. Die beiden LKA-Gutachter sollen unter anderem anhand der Wunde die Richtung bestimmen, aus der der tödliche Schuss gekommen war. „Ob es ein Querschläger gewesen sein könnte, ist offen. Da können wir noch nichts Belastbares sagen“, so der Polizeisprecher.

In den kommenden Tagen werden die Ermittler an zahlreiche Türen der Region klopfen: „Wir überprüfen die Menschen in der näheren Umgebung, die eine Waffenbesitzkarte haben“, sagte der Sprecher weiter. Die zu kontrollierenden Personen würden derzeit noch mit den Landratsämtern abgestimmt. Auch müsse der konkrete Radius für die Überprüfungen noch festgelegt werden. Eine Waffenbesitzkarte muss jeder haben, der eine Waffe daheim hat. Wer sie auch in der Öffentlichkeit führen will, braucht einen Waffenschein.

Das Wochenende über hat die Polizei Zeugen befragt, Spuren gesichert und nach dem mutmaßlichen Schützen gesucht. Der Bamberger Oberstaatsanwalt Christopher Rosenbusch sagte der Zeitung „Bild am Sonntag“: „Wir gehen von einem Tötungsdelikt aus.“

Die Gemeinde mit etwa 4000 Einwohnern steht auch Tage danach unter Schock. „Es ist entsetzlich, was da passiert ist“, sagte der zweite Bürgermeister Hans Albert am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. „Wer schießt mit so einer Waffe bei so einer Veranstaltung?“ Die Stimmung im Ort sei sehr traurig. Der Vorfall habe sich in einem kleinen Wohngebiet ereignet.

Das neue Jahr war gerade eine Stunde alt, als die Schülerin zusammen mit ihrer Familie und anderen Kindern im Ortsteil Unterschleichach auf der Straße unterwegs war. Plötzlich habe sie ein metallischer Gegenstand am Kopf getroffen, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit. Das Mädchen verlor das Bewusstsein, brach zusammen. Rettungskräfte brachten es sofort in eine Klinik nach Schweinfurt. Dort kämpften die Ärzte um das Leben der Elfjährigen. Vergeblich - am Freitagmorgen erlag die Kleine ihren Verletzungen.

Die schockierende Nachricht gaben die Behörden am Samstag bekannt: Nicht etwa eine Silvesterrakete oder ein Böller führten zu dem Unglück. Stattdessen wurde der tödliche Schuss aus einer Kleinkaliberwaffe abgefeuert. Das Projektil hatten Gerichtsmediziner bei der Obduktion der Kinderleiche im Schädel der Schülerin entdeckt. Gutachter des Landeskriminalamtes bestätigten, dass das Geschoss den Tod des Mädchens verursacht habe.

Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft ermittelten mit Hochdruck. Zahlreiche Kräfte suchten am Samstag mit Spürhunden und Metalldetektoren den Tatort und die unmittelbare Umgebung ab. Noch am Sonntag befragten die Beamten Anwohner. „Bislang gibt es keine Hinweise, niemand hat sich gemeldet“, sagte ein Sprecher der Polizei. Er hoffe, dass der Druck durch die Nachbarschaft oder die Medien so groß werde, dass sich der Täter selbst stelle.

Die Familie des Mädchens steht nach Polizeiangaben unter Schock und wird psychologisch betreut. Nach Informationen des Bayerischen Rundfunks stammt die Familie aus Burgebrach (Landkreis Bamberg) und war in Oberaurach zu Besuch. Der Polizeisprecher sagte: „In dem Ort wohnen 80 bis 90 Menschen. Jeder kennt da jeden.“