Wolnzach
Erreger mit hohem Schadpotenzial

Pflanzenschutzexperte Simon Euringer über Erkenntnisse zum Citrus Bark Cracking Viroid und dessen Verbreitung

12.04.2021 | Stand 15.04.2021, 3:33 Uhr

Wolnzach - Mit einem neu aufgetretenen Schaderreger, dem Citrus Bark Cracking Viroid (CBCVd), haben es die bayerischen Hopfenpflanzer zu tun.

2019 wurde das Viroid erstmals in einzelnen Hopfengärten in der Hallertau nachgewiesen. Zwar wurden inzwischen weitere befallene Bestände festgestellt, "aber die Hallertau ist noch nicht durchseucht", so Pflanzenschutzexperte Simon Euringer in seinem Vortrag zu den Hopfenbauversammlungen der Landesanstalt für Landwirtschaft. Da diese nicht in Präsenz stattfinden können, sind die Fachvorträge der Referenten online abrufbar.

Bisher sind laut Euringer drei Befallsgebiete im Zentrum und im Süden der Hallertau mit insgesamt sieben betroffenen Betrieben bekannt. Die Befallsstärke sei sehr unterschiedlich einzustufen - von gering bis sehr hoch. Das habe das bayerische Monitoring ergeben, das 2020 massiv ausgeweitet wurde. Insgesamt wurden dabei rund 656 Feldstücke untersucht und 2300 Proben von 400 Betrieben genommen, von denen 157 Proben positiv waren - "überwiegend aus dem bereits bekannten Befallsgebiet", so Euringer.

Dass vergangenes Jahr nur vier neue betroffene Betriebe dazugekommen sind, ist für den Fachmann ein wichtiges Ergebnis. Es werde auch die Strategie für die kommenden Jahre beeinflussen, "da es auf jeden Fall möglich ist, den Befall zu verlangsamen oder gar zu stoppen".

Neben den Hinweisen, dass die Infektion mit CBCVd bereits seit mehreren Jahren im Anbaugebiet Hallertau besteht, habe das Monitoring auch gezeigt, dass die Ausbreitung des Erregers innerhalb eines Betriebes ohne Hygienekonzept sehr rasch fortschreiten kann. Beruhigend dagegen: "Zwischen benachbarten Feldstücken von zwei verschiedenen Betrieben ist die Übertragung geringer. " Vorausgesetzt, es gibt zwischen diesen keinen Austausch von Pflanzgut und keine gemeinsame Maschinennutzung. Denn neben infiziertem Pflanzenmaterial können auch Bewirtschaftungsmaßnahmen mit direktem Pflanzenkontakt ein möglicher Übertragungsweg sein. Da der Hopfen eine sehr intensiv bewirtschaftete Kultur ist, böten sich auch viele Übertragungsmöglichkeiten, so Euringer. Als Infektionsmaterial gilt "alles, was Pflanzensaft in sich trägt". Dieser Pflanzensaft, zum Beispiel an den Reifen von Abreißgerät-Gespannen, ist nach Hinweisen der stark betroffenen slowenischen Hopfenbauern gefährlich im Sinne einer Übertragung. In Deutschland fehlen laut Euringer dazu noch detaillierte Erkenntnisse. Dass zum Beispiel Spinnmilben oder Blattläuse als Vektoren das Viroid übertragen, habe sich bisher nicht bestätigt.

Symptome lassen sich meist ein bis zwei Jahre nach der Infektion erkennen, dann vor allem, wenn der Hopfen zu wachsen beginnt. "Die Pflanzen bleiben bereits früh in ihrer Entwicklung zurück", so Euringer über die 2020 gemachten Beobachtungen. Damals konnte man bei Bestandskontrollen im Juni ein relativ sicheres Urteil fällen. Ab Juli werde dann erfahrungsgemäß das gestauchte Wachstum sichtbar: So wird die Gerüsthöhe meist nicht erreicht, die Rebe bildet kaum Seitenarme aus, platzt auf und auf den Blättern bilden sich Chlorosen und Nekrosen. Je nach Hopfensorte können die Symptome allerdings in unterschiedlicher Ausprägung auftreten. Später zeigt sich ein Befall in einer ungleichen Ausdoldung und deutlichen Ertragseinbußen. Da die Pflanzen bis zum Absterben infiziert bleiben und sowohl Ausbreitungsrisiko als auch Schadpotenzial als hoch eingestuft werden, bleibt zur direkten Bekämpfung "leider ausschließlich das Roden". Bezüglich Status des CBCVd scheint laut Euringer eine Einstufung als Qualitätsschädling "sehr wahrscheinlich", man habe also keine Quarantäne-Krankheit. In seinem Ausblick auf 2021 nennt er die Erarbeitung und Umsetzung der CBCVd-Kriterien für den Pflanzenpass; zudem werde das Monitoring fortgesetzt.

reb