Ingolstadt
Erinnerungen an den wundervollen Sommer 1992

26.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:03 Uhr

Ingolstadt (sic) Winter 1991: Sie standen mit Gummistiefeln im Matsch und konnten es nicht fassen. "Die historischen Bauten waren verwahrlost und verrottet. Die Flankenbatterie war ein einziger wüster Berg", erinnert sich Kristina Richter, Gästeführerin der ersten Stunde. "Wir haben es uns beim besten Willen nicht vorstellen können, wie hier eine Landesgartenschau stattfinden soll." Doch es geschah eine wundersame Wandlung: Aus der zugemüllten, von Altöl kontaminierten Gewerbebrache am Südufer der Donau wurde das wunderbare Areal der Landesgartenschau 1992 (der heutige Klenzepark), ein riesiger Erfolg mit 2,2 Millionen Besuchern. 25 Jahre ist dieser lange, goldene Sommer nun schon her.

"Die Gartenschau 1992 war die Initialzündung für so vieles in Ingolstadt", sagt Kristina Richter, "etwa im Städtebau." Und im Tourismus: 25 Jahre Landesgartenschau, das bedeutet auch 25 Jahre Stadtführungen in Ingolstadt.

Die Schanzer haben spät erkannt, dass der Tourismus ein starker Wirtschaftsfaktor sein kann (Jahresumsatz 2016 laut ITK-Chef Jürgen Amann: 200 Millionen Euro). Bis in die 80er-Jahre liefen die Gäste Ingolstadts unter dem fürchterlichen Begriff "Fremdenverkehr". Auf die Idee, so etwas wie Stadtführungen anzubieten, kam keiner. Das änderte sich mit der Vorbereitung auf das Spektakel 1992. Unter der Ägide der Gartenschaugesellschaft und deren Geschäftsführer Hans Meier wurden die ersten Interessierten rekrutiert, per Inserat im DK. "Wir waren anfangs etwa 40. Gut zehn davon sind bis heute aktiv", erzählt Kristina Richter. Sie stammt aus Braunschweig und hat in Würzburg Geografie studiert; das Städtekundliche liegt ihr also nahe. Seit 1982 lebt sie in Ingolstadt.

Die Ausbildung war professionell: Die Historiker Theodor Straub und Siegfried Hofmann lehrten die angehenden Gästeführer die Geschichte der Stadt. Eine Psychologin übte mit ihnen Auftrittstechniken. Die Tourismusgesellschaft gab es indes noch nicht. "Wir haben zum Presseamt gehört."

Eine erfreuliche Erfahrung zieht sich seit 1992 durch: "Besucher, die zum ersten Mal in Ingolstadt sind, sagen oft: ,Ich hätte nie gedacht, dass es bei euch so schön ist!'" Das stimme ja auch, betont sie.

Erlebnisführungen in Kostümen werden immer beliebter, erzählt Richter. Da sei viel geboten. "Wir regen die Themen nur an und überlassen alles Weitere der Kreativität unseres Gästeführerteams", sagt Jürgen Amann, Chef der Tourismusgesellschaft ITK. Sie hat heute 50 verschiedene Führungen im Angebot, 1200 Touren fanden im Jahr 2016 statt; und es werden immer mehr.

Wer ihn genossen hat, denkt sehr gern an den wundervollen Gartenschausommer 1992 zurück. Wie Kristina Richter. "Es war eine herrliche Zeit! Die vielen tollen Veranstaltungen! Das phänomenale Gelände! Und dazu der großartige Blick über die Donau zur Altstadt! Das gibt es kein zweites Mal."