Ingolstadt (DK) Mit "The Treasure" zeigte das P-Seminar Englisch am Reuchlin-Gymnasium jetzt unter Leitung von Studienrat Markus Schirmer ein in mehrfacher Hinsicht ungewöhnliches Theaterstück. Ungewöhnlich insofern, wie Schulleiterin Edith Philipp-Rasch eingangs betonte, als hier persönliche Geschichten mit hineinspielten.
Denn Schirmers persönliche Kontakte nach Kanada ermöglichten es drei P-Seminarschülern im Rahmen eines Schüleraustausches die Autorin Emily Sztabzyb und ihren Onkel Dan Sonnenschein sowie den Regisseur der Uraufführung Kevin McKendrick persönlich kennenzulernen und an einem Workshop teilzunehmen.
"The Treasure" basiert wiederum auf einer persönlichen Geschichte, nämlich der von Sztabzybs Großmutter Bronia Sonnenschein (geborene Schwebel), deren Schwester Paula und Mutter Emily, die 1940 von den Nationalsozialisten aus Wien ins Ghetto nach Lodz umgesiedelt wurden und vier Jahre später in Konzentrationslager kamen. Während der Vater im KZ Stutthof bei Danzig umkam, wurden die drei Frauen im Mai 1945 befreit.
Unter Regie von Franziska Adlkofer und dramaturgischer Beratung von Oberstudienrat Christian Albert gelang es Franziska Jastrow und Julia Wuschko in den Hauptrollen als Bronia und Paula die Zuschauer in jene eigentlich unvorstellbare Gefühlswelt hineinzuversetzen, dieses unerträgliche Warten - worauf eigentlich? Auf Messenger (Tatjana Kirn), eine Jüdin, die Deportationsbefehle überbringt? Unterwegs als unwert aussortiert zu werden? Den eigenen Tod, den der Schwester? Die Demütigungen, die sich in Kleidung, Schuften und der Behandlung durch die Nazi-Guards (Büsra Özgül, Jakob Nardozza) ausdrückt? Anders als in der tatsächlichen Geschichte wird die Mutter (Isabel Hammerl) in einer ergreifenden Szene auf dem Weg ins Konzentrationslager als unwert aussortiert, den Schwestern später von einer Mitgefangenen (Belina Hauch) geraten, ihre Gefühle zueinander nicht zu deutlich zu zeigen. Vor allem Franziska und Julia spielten großartig, ergreifend und intensiv, ihr Englisch ist ausgezeichnet und wurde nach kurzer Einhörzeit vom Publikum gut verstanden.
Was ist der Schatz, der im Titel versprochen wird? Der christliche Schutzbrief, den ein junges Mädchen unter Einsatz des eigenen Lebens der Jüdin Bronia durch den Zaun des KZ zusteckt? Das Säckchen mit Diamanten, das Paula beim Kleidersortieren entdeckt und Bronia aus der Kleiderkammer herausschmuggelt, indem sie einen Hustenanfall vortäuscht und so der Leibesvisitation entgeht? Oder die Liebe zwischen den Schwestern, die sich zwar mitunter streiten, sich aber stets gegenseitig stützen, wenn es darauf ankommt - mal ist die eine die Stärkere, mal die andere. Oder Paulas Enkelin Sima, deren Name übersetzt "Schatz" bedeutet? Hätte die Großmutter das KZ nicht überlebt, gäbe es auch sie nicht. Das ist für die Autorin ein wichtiger Aspekt gewesen, die Geschichte aufzuschreiben, die aus dieser Sicht ein Stück weit die eigene sei, wie sie in der Filmsequenz von Veronika Krammel sagt. Der Videoclip wurde im Anschluss an das knapp einstündige Theaterstück gezeigt, ehe die Schüler, die sehr selbstständig gearbeitet hatten, wie Schirmer betont, mit ihrem Publikum ins Gespräch über "The Treasure" und ihre persönlichen Erfahrungen damit gingen.
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