Erfolgreiche Abwehrschlacht

04.11.2007 | Stand 03.12.2020, 6:22 Uhr
Glückwunsch für eine großartige Leistung: Eintracht-Keeper Oka Nikolov und Trainer Friedhelm Funkel. - Foto: AP −Foto: UWE LEIN (AP)

München (DK) Bayern-Manager Uli Hoeneß war nach dem 0:0 der Münchner gegen die Frankfurter Eintracht stinksauer. "So macht Fußball keinen Spaß", kritisierte er die äußerst defensive Spielweise der Gäste.

Doch deren Trainer Friedhelm Funkel sah das natürlich ganz anders: "Vor zwei Jahren haben wir hier munter mitgespielt und am Ende 2:5 verloren. Damals haben wir viel Lob von den Bayern bekommen. Da ist es mir lieber, wir werden beschimpft und haben dafür aber einen Punkt gewonnen."

Weil sechs Stammkräfte zum Teil kurzfristig ausgefallen sind, musste Funkel die Mannschaft kräftig durcheinander wirbeln. In der Abwehr standen mit Chris und Aaron Galindo zwei Akteure, die seit über einem Jahr nicht mehr gespielt hatten. Weil auch die beiden für die Kreative zuständigen Mittelfeldspieler Albert Streit und Alex Meier fehlten, gab die Eintracht das Mittelfeld mehr oder weniger komplett preis. Die Folge war ein einziger Sturmlauf der Münchner, die allein 38 Torschüsse verzeichneten. Dass am Ende aber die Null stand, war der Verdienst von Ersatzkeeper Oka Nikolov, der diesmal weit mehr als nur der Vertreter des in der Nacht an Grippe erkrankten Markus Pröll war.

Schon nach zwölf Sekunden hatte Nikolov seinen ersten großen Auftritt, als er nach Fehler von Marco Russ gegen den völlig frei stehenden Luca Toni rettete. "Wenn wir diese Chance genutzt hätten, wäre es wahrscheinlich eine klare Sache geworden", war das auch für Hamit Altintop eine Schlüsselszene des Spiels. "Es gibt eben Tage, da geht einfach nichts rein", hatte Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge irgendwo Verständnis für seine Kicker. Im Gegensatz zu Philipp Lahm: "Wenn man über 30 Torschüsse hat, muss man sich auch Kritik gefallen lassen, wenn man kein Tor erzielt."

Als Stadionsprecher Stefan Lehmann in der Pause dem früheren Torjäger Gerd Müller zum 62. Geburtstag gratulierte scherzte er noch: "Lauf dich schon mal warm, wenn es in der 75. Minute noch 0:0 steht." Das kam gut an bei den 69 000 Zuschauern und löste heftigen Applaus aus. Ansonsten gab es nur noch einmal Jubel in der Allianz-Arena, als nämlich das Stuttgarter 1:0 in Nürnberg bekannt wurde.

Während die Frankfurter den ersten Schuss in der Richtung Bayern-Tor nach 52. Minuten abgaben – Patrick Ochs zielte aus 20 Metern vorbei – berannten die Münchner weiter glücklos das Eintracht-Gehäuse. Neben Nikolov tat sich bei den Hessen vor allem der Brasilianer Chris hervor, der den gesperrten Sotirios Kyrgiakos glänzend vertrat und fast alle hohen Bälle mit dem Kopf aus der Gefahrenzone beförderte. Von einem Lob für seine starke Leistung nach über einjähriger Verletzungspause wollte er aber nichts wissen: "Wir haben alle nur unserem Job gemacht."

Seinen Job gut gemacht hat auch Patrick Ochs, der sich immer wieder um den erstmals nach seiner Verletzungspause wieder spielenden Franck Ribery kümmerte und den Franzosen weitgehend aus dem Spiel nahm. Nach 76 Minuten kam Jan Schlaudraff für den Franzosen, mit Bastian Schweinsteiger und Lukas Podolski wechselte Bayern-Coach Ottmar Hitzfeld weitere "Joker" ein, die aber ebnenfalls nicht stachen.

Nach wie vor war auf dem Rasen Einbahnstraßenfußball zu sehen, doch die Münchner hatten an diesem Tag einfach nicht das Glück, den Eintracht-Keeper zu bezwingen. Für den war es auch kein Problem, dass er erst zum Frühstück erfahren hatte, dass er am Nachmittag spielen solle. "Warum sollte ich dadurch nervös werden? Ich bin immer vorbereitet, ich bin ja schließlich nicht hier um Urlaub zu machen", zeigt er sich sichtlich unaufgeregt. Wobei er aber eine gewisse Zufriedenheit nicht von sich weisen kann: "Ich hab’s genossen in diesem Stadion."

In der Schlussphase versuchten es die Hausherren dann mit der Brechstange. Und fast wären sie noch belohnt worden, als Marco Russ in der Nachspielzeit über den Ball trat, aber Luca Toni das Leder um Zentimeter verfehlte. "Mit zunehmender Spieldauer wurden wir immer nervöser. Wir konnten einfach nicht umsetzen, was wir uns vorgenommen hatten", bilanzierte Hitzfeld, der auch ein Lob für die Eintracht verteilte. "Die Frankfurter haben mit Leidenschaft gekämpft und den Punkt im großen und ganzen verdient."

Erstmals seit 1976 kassierten die Frankfurter in München kein Gegentor, da darf man sich als Eintracht-Spieler dann auch mal freuen. "Ich hatte zunächst gedacht, dass der Finger gebrochen ist", zeigte Chris auf seinen bandagierten Mittelfinger, "aber das wäre mir auch egal gewesen, wenn du hier einen Punkt holst." Sagt’s und steigt vielseitig lächelnd in den Mannschaftsbus.