Nishinomiya
Erdbeerkuchen im Dezember

EIN WINTER IN JAPAN (7): Japanische Besinnlichkeit und Weihnachtsbesuch aus Deutschland

01.01.2015 | Stand 02.12.2020, 20:22 Uhr

Julias Weihnachtsgeschenk: Ein Profi-Fotoshooting, im Kostüm einer Maiko, einer Geisha in der Ausbildung. - Foto: Gion AYA

Nishinomiya (PK) In Japan gibt es zwar so gut wie keine Christen, aber sie feiern trotzdem Weihnachten: Überall blinkt und leuchtet es, extremer noch als bei uns in Deutschland – und ich bin mittendrin.

Japaner lieben Events und Feste. Als ich im September in Japan angekommen bin, stand alles unter dem Zeichen Halloween – überall gab es Geister und Zombies und alles wurde mit Kürbisgeschmack angeboten. Doch kaum kommt der 1. November – zack, alles weg und die Weihnachtssachen werden ausgepackt. Überall gibt es auf einmal Weihnachtsbäume und Lichter in allen möglichen Farben. Ab und zu frage ich ein paar Japaner, ob sie den Grund für Weihnachten wissen. Tun sie meistens nicht. Weihnachten gilt hier zwar auch als das Fest der Liebe, aber die meisten feiern nicht mit der Familie sondern mit ihrem Partner. Singles gehen oft auf Weihnachtspartys. Meine Gastfamilie hingegen feiert Weihnachten zum Beispiel gar nicht. Als ich ihnen dann etwas schenken wollte, stand ich vor einem Problem: Wo soll ich die Geschenke hinlegen? Es gibt ja gar keinen Christbaum! Die Lösung: Schnell einen auf Papier gemalt, an die Wand geklebt und die Geschenke drunter gelegt.

Das beliebteste Weihnachtsessen ist frittiertes Hühnchen. Frage ich die Japaner, wieso sie das zu Weihnachten essen, lautet die Antwort immer: Weil die Amerikaner so Weihnachten feiern. Jedoch jeder Amerikaner verneint das. Woher also diese Tradition kommt, weiß ich leider nicht. Doch am allerwichtigsten ist an Weihnachten eins: Kuchen. Am liebsten eine Erdbeersahnetorte. Seit Anfang November sehe ich in jedem Geschäft Werbung für Vorbestellungen für Weihnachtskuchen. So ein Kuchen mit 20 Zentimeter Durchmesser kostet an die 30 Euro. Selber backen, daran denken in Japan nur wenige, Kuchen wird eigentlich immer gekauft. Wenn ich dann von Plätzchen wie zum Beispiel Kokosmakronen oder Spitzbuben erzähle, bekommen die Japaner immer große Augen. Kekse, die nicht nur rund sind? So was ist in Japan nicht bekannt. Und auch die Mengen können sie sich nicht vorstellen. Als ich mit einer Freundin und ihrer Mutter Butterplätzchen backe und sage, das Rezept ist für ungefähr 100 Stück, können sie es kaum glauben. Wenn Japaner nämlich Kekse backen, dann maximal 20 Stück.

Was hier aber ziemlich authentisch ist, sind die deutschen Weihnachtsmärkte. Hier gibt es deutschen Glühwein, Bratwürste und Spätzle. Die Leberkässemmel, die ich gegessen habe, war zwar auch gut, nur Ketchup und süßen Senf gleichzeitig – dieser Geschmack war etwas gewöhnungsbedürftig.

Und was mache ich an Weihnachten? Ich habe das große Glück, dass mein Freund mich an Weihnachten in Japan besucht. Zusammen gehen wir in die alte Hauptstadt Kyoto und lassen anschließend den Tag in einer heißen Quelle, einem Onsen, ausklingen. Und mit den selbstgebackenen Plätzchen von meiner Mama, die mein Freund mitgebracht hat, kommt sogar ein bisschen Weihnachtsstimmung auf.