Köln
"ERC hat mit die kreativste Offensive"

Der ehemalige Ingolstädter Patrick Hager stürmt jetzt in Köln – Vor dem Duell heute lobt er seinen Ex-Klub

07.01.2016 | Stand 02.12.2020, 20:21 Uhr

In der vergangenen Saison war er noch Ingolstädter, heuer stürmt er für Köln: Patrick Hager (links) will mit den Haien den neunten Meistertitel der Klubgeschichte schaffen. Für Brian Lebler (rechts) und den ERC Ingolstadt geht es zunächst um die Play-off-Qualifikation. - Foto: Imago

Köln (DK) Einen Meistertitel hat er 2014 mit dem ERC Ingolstadt gewonnen – mit den Kölner Haien soll noch einer dazukommen: Eishockey-Profi Patrick Hager wechselte nach drei Jahren als Panther vor der laufenden Saison zum achtmaligen Champion. Es ist eine Rückkehr ins Rheinland, denn in Krefeld hatte der 27-jährige Rosenheimer seine Karriere in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) begonnen.

Inzwischen ist der Nationalstürmer einer der Stars der Liga – doch auch bei den Haien läuft vor dem Duell mit dem ERC (19.30 Uhr, Lanxess-Arena) längst nicht alles rund.

 

Herr Hager, kommt Ihnen die aktuelle Situation der Kölner Haie bekannt vor?

Patrick Hager: (lacht) Es ist momentan ähnlich wie in der Saison von Sunny (Meistertrainer Niklas Sundblad, der jetzt Chefcoach in Köln ist, d. Red.) in Ingolstadt. Wir machen sehr gute Spiele, aber gegen Mannschaften, die in der Tabelle hinter uns stehen, haben wir oft Probleme. Keiner ist zufrieden, weil sich Siege und Niederlagen zu häufig abwechseln.

 

In Kölner Medien wurde Sundblad schon angezählt. Wie wird das im Team aufgenommen?

Hager: Mit dem Thema beschäftigen wir uns überhaupt nicht, das lässt uns kalt. Wir versuchen, jedes Wochenende unsere Arbeit zu machen und ihn dadurch zu entlasten. In Köln gibt es mehr Zeitungen als in Ingolstadt, dementsprechend ist die Diskussion auch lauter und schneller. Wenn es super läuft, kommen vor allem im Boulevard Schlagzeilen, wie toll alles ist. Wenn’s nicht läuft, ist alles schlecht. Wir fokussieren uns auf das, was wir beeinflussen können.

 

Sie und Ihre Sturmpartner Philip Gogulla und Ryan Jones gehören alle zu den besten vier Scorern Ihrer Mannschaft. Was macht Ihre Reihe so stark?

Hager: Wir verstehen uns auf dem Eis und außerhalb. Das ist die Grundvoraussetzung. Bei uns ist sich aber auch keiner zu schade, dahin zu gehen, wo es wehtut. Das macht uns das ganze Jahr über so gefährlich.

 

Ihnen persönlich fehlen noch sechs Punkte zu einem neuen Punkterekord für eine DEL-Hauptrunde.

Hager: Das ist für mich zweitrangig. Klar ist es eine Belohnung für die Arbeit, die man reinsteckt. Aber es ist mein Anspruch, Führungsspieler zu sein und Verantwortung zu übernehmen. Wenn sich das in der Scorerliste auszahlt, ist das schon schön. Hilft aber nichts, wenn du tabellarisch nicht da bist, wo du sein willst.

 

Sind Spiele gegen Tabellennachbarn besonders wichtig, weil man nicht nur selber Punkte holen, sondern sie zusätzlich dem direkten Konkurrenten wegschnappen kann?

Hager: Wie definiert man Tabellennachbar? Wir haben vier Punkte Vorsprung auf Ingolstadt, aber genauso nur vier Punkte Rückstand auf Platz sechs. Wir haben also viele Nachbarn, und jedes Spiel ist unglaublich wichtig. Es ist noch alles offen. Es gibt keinen Grund für die aktuellen Top Vier, sich zurückzulehnen. Genauso wenig müssen die Teams zwischen Platz acht und elf schon Panik bekommen und ihre Situation als aussichtslos bewerten. Es bleibt spannend bis zum Schluss. Du darfst aber keine Punkte weggeben, vor allem zu Hause nicht.

 

In der Heimtabelle sind die Haie aber nur Elfter. Woran liegt das?

Hager: Das hat mehrere Gründe. Zum Teil haben wir zu Hause wirklich schlecht gespielt. Zum anderen kommen viele Gegner nach Köln und achten darauf, erst mal defensiv gut zu stehen. Wenn wir dann zu verspielt sind und zu blauäugig nach vorne rennen, bekommen wir Konter. Wenn wir dann einem Rückstand hinterherlaufen, kommt vielleicht ab und zu die Brechstange raus, was natürlich auch der falsche Ansatz ist. So haben wir gegen Augsburg, Schwenningen und Straubing zu Hause verloren. Wir müssen die richtige Balance und Konstanz finden. Wir arbeiten jeden Tag daran und reden viel darüber. Aber wir können viel um den heißen Brei rumreden: Es liegt an uns, die Fehler abzustellen.

 

Sind die Haie die talentierteste Mannschaft, in der Sie je gespielt haben?

Hager: Das würde ich nicht sagen. Wir haben einige Jungs drin, die extrem talentiert sind. Aber einige kommen auch über die Arbeit. Das war in Krefeld und Ingolstadt nicht anders. Da hatten wir Greilinger, Hahn oder Ross für das spielerische Element, dann Conboy, Gawlik oder mich für die physische Komponente. Klar sind wir in Köln auf alle vier Reihen gesehen etwas technischer aufgestellt. Aber wenn man in diesem Jahr Köln und Ingolstadt vergleicht, sind das beides Teams, die über das Spielerische kommen. Für mich hat Ingolstadt mit die kreativste Offensivabteilung der Liga.

 

Der ERC hat bislang beide Saisonspiele gegen Köln gewonnen. Warum tun sich die Haie gegen die Panther so schwer?

Hager: Unser Heimspiel haben wir auf der Strafbank verloren. Das Spiel war in einer Phase, als Ingolstadt bei fünf gegen fünf nicht viel zustande gebracht hat. Aber im Powerplay waren sie unglaublich gefährlich. In Ingolstadt haben wir eines unserer schlechtesten Auswärtsspiele abgeliefert, da haben wir verdient verloren. Wir wissen, dass wir etwas gutzumachen haben.

 

Das Gespräch führte

Alexander Petri.