Denkendorf
"Er ist und bleibt ein Großraubtier"

Bayerischer Wildhalterverband beschäftigte sich auf seiner Versammlung in Denkendorf hauptsächlich mit dem Wolf

24.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:19 Uhr
Der Bayerische Wildhalterverband tagte in Denkendorf (von links): Josef Wasensteiner, Geschäftsführer, Max Weichenrieder, Landesvorsitzender, Gerhard Eck, Staatssekretär, und Professor Günter Spatz, Ehrenvorsitzender. −Foto: Kister

Denkendorf (kmi) Das Thema "Wölfe in Bayern" zog sich wie ein roter Faden durch die Versammlung des Bayerischen Wildhalterverbands in Denkendorf.

Gerhard Eck, Staatssekretär im Bayerischen Innenministerium, sprach in diesem Zusammenhang vor allem die Einzäunung der Wildgehege an: "Wenn letztendlich aus der Gesellschaft heraus gefordert wird, dass wir diese Beutegreifer brauchen, müssen wir uns Gedanken machen und unsere Gehege ganz anders ausstatten als bisher." Dabei müsse man sich überlegen, wie man vom Staat zum einen in Bezug auf Genehmigungen und andererseits mit Unterstützungen eingreifen könne. Ein Problem sei, dass viele der Wölfe in der Gefangenschaft gezüchtet seien: "Die haben einen ganz anderen Bezug zu Menschen, zu Tieren. Die haben förmlich das Bestreben, wie bei einem Hund auch, dass sie in die Zivilisation ziehen." Eck rief daher auf, sollten Probleme entstehen, auf ihn zuzukommen und nicht "daheim in den Bart zu murmeln".

 

Den Bericht des Landesvorsitzenden Max Weichenrieder beherrschte der Wolf ebenfalls: "Trotz aller Verharmlosung: Der Wolf ist und bleibt ein Großraubtier. Er wird unsere Kulturlandschaft verändern. Er ist und bleibt ein intelligenter Jäger, der je nach Lage seine Jagdinstinkte ausrichtet und sein Jagdverhalten verändert." Dort, wo er seine Beute am leichtesten bekomme, dort werde er zugreifen. Daher seien die landwirtschaftlichen Nutztierhalter als erste betroffen. Im geschichtlichen Vergleich herrsche heute eine wesentlich größere Bevölkerungsdichte, und damit sei in vielen Bereichen eine Koexistenz mit dem Wolf nicht mehr möglich. Die Erfahrung in anderen Bundesländern habe zudem gezeigt, dass gerade bei kleinen Gehegen, wie es sie in Bayern häufig gibt, der Wolf gar nicht einbrechen muss. Der Wolf merke sehr schnell, "dass die Tiere schnell so verrückt werden", wenn er eine Zeit vor dem Gehege auf und ab läuft, dass sie ausbrechen. Und dann müsse der Betroffene erst einmal nachweisen, dass der Wolf schuld war.

Es gebe einige Länder in der EU, in denen der Wolf geschossen werde, so Weichenrieder weiter. In einer wildbiologischen Stellungnahme habe er gelesen, dass der Wolf eine Vermehrungsrate von 30 Prozent habe. Bei einer angenommenen Population von 1000 Wölfen könne man also 300 jährlich entnehmen: "Dann hätten wir immer noch 1000, dann wäre die Population immer noch gesichert." Weichenrieder fordert für Schäden, die durch den Wolf verursacht werden, eine Entschädigung von 100 Prozent: "Wenn die Gesellschaft den Wolf will und der Wolf bei Nutztieren eingreift, dann erwarte ich doch auch, dass die Bevölkerung sagt: Jawohl, dann zahle ich auch die Schäden." Zuerst müsse jedoch der Staat als Zahlungspflichtiger festlegen, welche Präventionsmaßnahmen vorgenommen werden sollen.

Geschäftsführer Josef Wasensteiner blickte auf das vergangene Jahr zurück. Der Verband bietet seinen derzeit 712 Mitgliedern Beratungsgespräche zu Fragen um die Gehegegenehmigung, Auflagen beim Naturschutz, Baurecht, Privilegierung und weitere Bereichen. Dazu findet regelmäßig ein Austausch mit dem Bundesverband und den anderen Landesverbänden statt, gerade zum Wolf, aber auch in Sachen Vermarktung der Produkte, Hygienebestimmungen und Tierschutz.