Ingolstadt
"Er hat dazugelernt"

Ingolstadts Co-Trainer Michael Henke lobt seinen Chef Tomas Oral und dessen Gespür

06.05.2019 | Stand 23.09.2023, 6:54 Uhr
Tomas Oral (links) und sein Assistent Michael Henke, die bereits von Januar bis Juni 2013 gemeinsam beim FCI zusammengearbeitet haben, werden den Schanzern wohl nicht mehr zur Verfügung stehen. −Foto: Oliver Strisch

Ingolstadt (DK) Die Nummer mit der Autowaschstraße bleibt Tomas Oral auf ewig.

Als er im Mai 2015 vor dem letzten Spieltag seines stark abstiegsbedrohten Heimatvereins FSV Frankfurt als Retter verpflichtet wurde, ließ der damals 42-Jährige das Team durch die viel beschriebene Waschstraße laufen, um die Spieler von den schlechten Erlebnissen der Saison reinzuwaschen. Der Zauber funktionierte - der FSV gewann bei Fortuna Düsseldorf mit 3:2 und blieb in der 2. Bundesliga.

Oral auf diese spektakuläre Aktion zu reduzieren, würde jedoch zu kurz greifen. Ja, es gibt viele Geschichten über ihn, wie er Spieler und Mitarbeiter niedermachte und gegen sich aufbrachte. Ja, er war und ist ein hoch emotionaler Trainer, hart und fordernd, aber kein Haudrauf mehr. Mittlerweile hat der 46-Jährige, der 2012 mit dem FCI schon einmal eine Rettungsmission erfolgreich meisterte, ein Jahr später aber am Saisonende gehen musste, ein Gespür dafür entwickelt, die Menschen mitzunehmen.

"Er ist immer noch sehr emotional, aber er ist auch ein intelligenter Mensch. Und als solcher lernt man aus der Vergangenheit. Er ist nicht beratungsresistent, sondern hat sich weiterentwickelt", sagt sein Assistent Michael Henke. Obwohl beide 2013 beim FCI nur ein halbes Jahr zusammengearbeitet hatten, stimmte die Chemie beim Neuanfang am 2. April auf Anhieb wieder. "Wir haben zwischendurch immer wieder telefoniert und konnten nahtlos an unsere frühere Zusammenarbeit anknüpfen", erzählt Henke. Der 62-jährige Analytiker war sich schnell mit Oral einig, wie sie die neuerliche Rettungsmission beim FCI angehen, auf welche Spieler und Taktik sie setzen wollten. Im permanenten Austausch und der täglichen Arbeit ist nur ein Thema tabu - die Zukunft. "Jedes Spiel ist für uns ein Endspiel. An mehr denken wir nicht", versichert Henke.

Gelingt Oral nach seinen weniger erfolgreichen Stationen beim FC Fulham (als Co-Trainer von Felix Magath), FSV Frankfurt und Karlsruher SC, erneut die "Mission impossible" mit dem FCI, dürfte er zurück im Trainergeschäft sein. Den Zauber mit der Waschstraße braucht er nicht mehr. Allenfalls ein paar weiße Bändchen, die seine Spieler am Handgelenk tragen - darauf stehen Worte, die jedem Kraft verleihen sollen. Der Rest ist Arbeit, Überzeugung und ein bisschen Glück.

 

Gottfried Sterner