Entsetzen bei den Statistikern

20.11.2009 | Stand 03.12.2020, 4:28 Uhr

München (DK) Die Pläne für den Umzug des Landesamts für Statistik von München nach Fürth sind in der Behörde selbst mit Entsetzen aufgenommen worden. Man würde viele Fachkräfte verlieren, die bei einem Wechsel nach Fürth nicht mitmachen, sagte Amtspräsident Karlheinz Anding am Freitag.

Im Gespräch mit "sueddeutsche.de" warnte der Präsident des Landesamtes für Statistik vor verheerenden Konsequenzen des geplanten Umzugs. Viele der 424 Fachkräfte, die von der Umverlagerung betroffen wären, würden der Behörde voraussichtlich nicht von München nach Fürth folgen, sagte Anding. "Das bedeutet, dass wir Fachwissen und Erfahrung verlieren."

"Wir haben hier viele Frauen mit Kindern, die hier eine Teilzeitarbeit haben", erklärte Anding. Diese Gruppe sei besonders von der geplanten Verlagerung betroffen. "Wir haben bereits jetzt Äußerungen, dass Mitarbeiter sich nach anderen Arbeitsplätzen umsehen." Der Verlust von Mitarbeitern bedeute einen schmerzlichen Kompetenzverlust. "Ich bin der Auffassung, dass die Umzugsplanung die Leistungsfähigkeit unserer Behörde beeinträchtigen wird." Die Entscheidung über den Umzug sei jedoch eine politische, die Beamte zu akzeptieren hätten, so der Amtspräsident.

Die Behördenumverlagerung soll der krisengeschüttelten Region Nürnberg-Fürth nach dem Willen der Staatsregierung neue Arbeitsplätze bescheren. Mit der Umverlagerung könne man der Region jedoch nicht kurz-, sondern lediglich langfristig helfen, erklärte Anding. "Nach unseren Schätzungen würde ein Umzug zehn bis 15 Jahre in Anspruch nehmen." Für die Volkszählung 2011 könnten jedoch in zwei Jahren 200 auf zwei Jahre befristete Stellen in Fürth entstehen. Über die Umverlagerung der Behörde von München nach Fürth entscheidet der bayerische Ministerrat, dem die Pläne im Rahmen der Klausurtagung des bayerischen Kabinetts an diesem Wochenende vorgelegt werden. Erste Prüfungen hätten bereits ergeben, dass die Kosten für einen Umzug im hohen zweistelligen Millionenbereich lägen, erklärte Anding.

Zudem ist bislang höchstens eine teilweise Verlagerung der Behörde ins Auge gefasst: Von den insgesamt 1100 Beschäftigten würden letztlich höchstens 600 in Fürth angesiedelt. Das Rechenzentrum mit 300 Mitarbeitern soll in München bleiben, auch die Außenstelle mit 200 Beschäftigten in Schweinfurt soll nach den bisherigen Überlegungen nicht angetastet werden.