Internetpiraterie: "Die Technik läuft dem Recht davon"

20.11.2009 | Stand 03.12.2020, 4:28 Uhr

Dem illegalen Herunterladen von Film- und Musikdateien ist nur schwer Einhalt zu gebieten. - Foto: Kraus

München (DK) Was kann man gegen die so genannten Internetpiraterie tun? Mit dieser Frage beschäftigt sich auch die CSU-Filmkommission. Sie lud am Donnerstagabend in München zur Diskussion ein. Zu einer Antwort kamen die Vertreter der Filmwirtschaft, Anwälte, Autoren und Schauspieler aber nicht.

Täglich werden Millionen urheberrechtlich geschützte Filme und Musikstücke im Internet verbreitet, vervielfältigt und heruntergeladen. Das schade zum einen der Medienindustrie, der damit Verluste in Millionenhöhe entstünden, erklärt der Vorsitzende der Kommission, Hans Gerhard Stockinger, in der Bavaria Filmstadt. Zum anderen aber auch denjenigen, die ihre CDs, DVDs oder ihre Eintrittskarten für das Kino ganz legal kaufen: Da die Produzenten ihre Investitionen wieder irgendwie hereinholen wollen und müssen, erhöhen sie die Preise.

Nach Matthias Leonardy von der Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen können die Internetnutzer, die sich illegal betätigen, in drei Gruppen eingeteilt werden. Da wären zum einen jene, die einen Film oder ein Lied herunterladen und einfach nicht wissen, dass sie was Illegales tun. "Das sind aber nicht mehr viele – vielleicht noch Kinder unter zehn Jahre", sagt Leonardy. Die zweite Gruppe seien die Betreiber und Steuerer der Netzwerke, also diejenigen, die den Reibach machen. Der dritte und größte Teil bestehe aus Menschen, die genau wissen, dass das, was sie tun, illegal ist, es aber trotzdem machen. "Die denken, ,mich erwischt ja sowieso keiner‘", erklärt Leonardy. "Hier fehlt der klare Hinweis: Doch, Dich sieht jemand!"

Theoretisch ist es durchaus möglich, jeden kleinen Fisch zu fangen: Jeder Computer verfügt in einem Tauschnetzwerk über eine IP-Adresse, eine Kennnummer, die für jeden sichtbar ist. Produktionsfirmen können also direkt verfolgen, wer sich ihr Material illegal aus dem World Wide Web zieht. Beim Herausfinden der physischen Adresse des Nutzer hilft der Provider, also ein Telekommunikations- oder Internetdienstanbieter, der in Deutschland rechtlich dazu verpflichtet ist, bekannt zu geben, wer sich hinter der IP-Nummer verbirgt. Dann dauert es nicht mehr lange und dem Schuldigen flattern Abmahnungen, Schadensersatzforderungen oder Gerichtsvorladungen ins Haus.

Soweit die Theorie – praktisch sieht es etwas anders aus. Häufig befänden sich nämlich die Plattformen, von denen heruntergeladen wird, im Ausland, sagt Martin Moszkowicz von Constantin Film. Aber auch die deutschen Provider seien oft nicht so auskunftsfreudig, wie sie eigentlich müssten, ergänzt Georg Höss, leitender Justiziar von Bavaria Film. "Sie halten die Daten nur für kurze Zeit vor – und das sind noch die Guten. Die anderen sagen, sie würden gar keine Daten besitzen, weil sie damit ihr eigenes Geschäft schützen wollen."

Was also tun? Die Verbrecher mit einer Internetsperre bestrafen? Nur den Zugang bestimmter Seiten sperren, wie es bereits bei Kinderpornografie gemacht wird? Doch Schlupflöcher gibt es immer. "Die Technik läuft dem Recht davon", fasst es Stockinger zusammen. Heißt die Lösung daher "Kulturflatrate", mit der gegen eine Pauschalgebühr die Verbreitung digitaler Kopien legalisiert wird? Zumindest das kommt für die Kommission nicht in Frage, konkrete Ergebnisse gibt es an diesem Abend aber auch nicht.