Denkendorf
Entschärft, aber nicht gelöst

Das wilde Parken der Lastwagen im Denkendorfer Gewerbegebiet ist deutlich zurückgegangen

10.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:26 Uhr

Trotz Absperrungen und Einfahrtsverbot parken immer noch einige unbelehrbare Lastwagenfahrer auf dem Parkplatz der Supermärkte im Gewerbegebiet Denkendorf. - Foto: Kister

Denkendorf (EK) "Illegaler Autohof", "Riesensaustall". Bis zu 1500 Lkw am Tag. Wut bei den Gewerbetreibenden. Bürger, die Angst um ihre Autos haben. Seit Jahren kämpft die Gemeinde Denkendorf gegen das Problem parkender Lkw im Gewerbegebiet. Allmählich zeichnen sich erste Erfolge ab.

Jahrelang war das Gewerbegebiet Streitpunkt in der Gemeinde. Dabei schien es zuerst ein großer Gewinn gewesen zu sein, als sich die beiden Supermarktketten Aldi und Rewe in Denkendorf ansiedelten; für die Märkte war die Lage an der A 9 ideal, die Gemeinde konnte damit ihre Attraktivität für Bürger und Besucher steigern. Und ihre Einnahmen erhöhen.

Doch unter diesen Besuchern waren auch welche, die nicht bei allen erwünscht waren: vor allem die Lkw-Fahrer, die von der Autobahn abfuhren und im Gewerbegebiet zum einen ihre Ruhepausen einhielten, zum anderen die Gelegenheit nutzten, dort einzukaufen. Denn für sie war die Lage ideal. Reichlich Möglichkeiten, sich mit Essen und Getränken einzudecken, und sogar ein Lkw-Parkplatz. Als dieser nicht mehr ausreichte, parkten sie eben überall. Die schweren Laster walzten Bordsteine nieder, fuhren Zäune um, beschädigten beim Rangieren parkende Autos. Zulieferer für die Betriebe an Ort und Stelle konnten teilweise nicht mehr durchfahren. Um dem Ansturm Herr zu werden, ließ die Gemeinde zuerst links und rechts der Straße rot-weiße Hindernisse aufstellen, um die Lkw am Parken zu hindern. Im Sommer 2015 wurde zusätzlich die Einfahrt für Fahrzeuge ab 7,5 Tonnen verboten. Im Dezember 2015 sperrten Aldi und Rewe schließlich den Parkplatz komplett für Lkw, nach langer Überzeugungsarbeit durch die Gemeinde. Die Supermärkte fürchteten massive Umsatzeinbrüche, sollten die Lkw-Fahrer nicht mehr kommen. Sie waren nicht überzeugt, dass heimische Kunden, die inzwischen dem Gebiet den Rücken gekehrt hatten, wieder zurückkehren und den Verlust wettmachen würden.

Für Bianca Reiß, Regionalverkaufsleiterin bei Aldi, war es ein Fehler, die Lkw auszusperren: "Wir haben elf Prozent weniger Umsatz als noch mit den Lkw." Das wirke sich auf die Personalpolitik in der Denkendorfer Filiale aus: Sie wolle zwar einen weiteren Mitarbeiter einstellen, könne aber nicht. In diesem Jahr gebe es daher auch keinen Azubi im Aldi in Denkendorf. Langfristig müsse man sich für den Standort etwas überlegen.

Optimistischer sieht Rewe-Marktleiter Stephan Lowak die derzeitige Situation, nachdem die Parkplätze für Lkw gesperrt worden waren: "Am Anfang war absolutes Chaos; die Lkw fuhren trotzdem rein, konnten aber nirgends parken." Inzwischen habe sich aber alles zum Positiven entwickelt: Die Umsatzzahlen seien in etwa auf dem Niveau des Vorjahrs, sogar mit leichtem Plus.

Bürgermeisterin Claudia Forster lobt ausdrücklich die gute Zusammenarbeit mit der Polizei. Nicht zuletzt durch konsequente Kontrollen sei die Lkw-Flut eingedämmt worden. Andrea Tittman, Leiterin der Polizeidienststelle Beilngries, sagt: "Im Moment haben wir es im Griff. Die Kollegen fahren regelmäßig Kontrollen."

Das habe sich inzwischen unter den Lkw-Fahrern herumgesprochen. Ertappt die Polizei dennoch einen Lkw-Fahrer, der das Verbotsschild missachtet oder widerrechtlich parkt, werden empfindliche Strafen aufgerufen: 100 bis 130 Euro, kassiert wird direkt an Ort und Stelle. Hat der Übeltäter nicht genug Geld bei sich, muss er eine entsprechende Sicherheitsleistung hinterlegen. Auch die heimischen Gewerbetreibenden sehen die Entwicklung generell positiv. Stephan Werner ist Chef einer Gerüstbaufirma und zugleich für die Freien Wähler im Denkendorfer Gemeinderat: "Die Lage hat sich um 75 Prozent verbessert. Sie ist nicht ganz gut, aber wir können damit leben." Er würde sich aber mehr Polizeipräsenz wünschen. Gerade am Wochenende gebe es immer noch ein leichtes Chaos. Auch Wendelin Hubmer und Bernhard Pfaller, Inhaber der Firma Intec, würden verstärkte und konsequentere Kontrollen begrüßen. "Wenn in den letzten drei Wochen die Polizei nicht da war, kommen die Lkw wieder", sagt Bernhard Pfaller. Aber seit die Supermärkte den Parkplatz gesperrt hätten, sei es wesentlich besser geworden und "insgesamt zumutbar".

Wie es im Denkendorfer Gewerbegebiet weitergehen soll, ist noch unklar. "Die Boller müssen eigentlich weg", sagt Stephan Werner. Diese seien nicht zulässig. Eine dauerhafte Lösung gibt es bisher jedoch nicht. Diese sei langfristig geplant im Zuge des neuen Gewerbegebiets in Denkendorf, so Bürgermeisterin Claudia Forster. Da liefen jedoch noch die Verhandlungen mit den Grundstücksbesitzern. Es müsse dann von Beginn an ein Verkehrsplaner hinzugezogen werden, damit die Gemeinde sich keine Sackgasse baue, fordert Stephan Werner. Und Eckhard Schock von Fensterwerk Schock bezweifelt die Wirksamkeit des Einfahrtverbots für Fahrzeuge über 7,5 Tonnen: "Ganz wenige drehen eine Ehrenrunde, wenn sie das Schild sehen." Es stünden auch jetzt durchgängig zwei bis drei Lkw auf dem Parkplatz, obwohl dieser mit großen Steinen blockiert sei.

Ebenfalls ungeklärt ist, wer die Kosten für die Sanierungsarbeiten an den Straßen im Gewerbegebiet tragen soll: Die Gewerbetreibenden? Die Gemeinde? Oder die Kunden? Die Schäden sind nicht nur oberflächlich an Randsteinen und Straßenbelag, sondern gehen tiefer: Ständig gibt es laut Stephan Werner Probleme mit den Kanalleitungen, alle Abwasserschächte seien abgesenkt.