Wolnzach
Energieverbrauch in Echtzeitmessung

Wolnzach wird als eine von vier bayerischen Kommunen im kommenden Jahr zum "Reallabor"

28.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:09 Uhr
Baustelle Wolnzacher Kläranlage −Foto: Karin Trouboukis

Wolnzach (WZ) Im Energienutzungsplan hat Wolnzach schon vor fünf Jahren Bestnoten für seine Energiebilanz bekommen, jetzt geht der Markt noch einen Schritt weiter: Wolnzach wird eines von vier sogenannten Reallaboren in Bayern.

An drei, vielleicht auch vier Modelliegenschaften wird im neuen Jahr eine "Datenerfassung im Echtzeitmonitoring" erfolgen. Was das genau bedeutet, das erklärt Bauamtsleiterin Doris Schneider so: "Fest gesetzt dafür haben wir bereits das Rathaus, also die eigene Verwaltung, unseren Schulkomplex und die neue Kläranlage." Hier wird - die entsprechenden Gerätschaften dafür werden Anfang des Jahres installiert - künftig detailliert gemessen, wo wann wie viel Energie verbraucht wird. "Damit gewinnen wir genaue Erkenntnisse über unseren Verbrauch und die Zusammenhänge und können entsprechend reagieren."

Das Gute daran: Der Markt wird damit nicht alleine gelassen. Schneider: "Wir werden auch weiter begleitet, was die Ergebnisse dieser Echtzeitmessungen betrifft." Das übernimmt das Büro, das den Energienutzungsplan für den Markt erstellt und Anfang 2013 auch präsentiert hat: das Institut für Energietechnik der Technischen Hochschule-Amberg-Weiden mit Professor Markus Brautsch. Als Reallabor wurde Wolnzach als eine von vier Kommunen im Rahmen eines Forschungsprojektes ausgewählt, der Kontakt dazu kam über Professor Brautsch zustande. "Wir stehen in regelmäßigem Austausch und schauen, wie wir unsere Energiebilanzen weiter optimieren können", erklärt der Wolnzacher Bürgermeister Jens Machold. Weil Wolnzach schon einen Energienutzungsplan hat und deshalb die optimalen Voraussetzungen gegeben waren, sei Wolnzach als Reallabor vorgeschlagen worden - und habe "sehr gerne" akzeptiert. "Damit können wir künftig noch effizienter werden", sieht der Rathauschef das als weiteren Beleg dafür, "energietechnisch auf dem richtigen Weg" zu sein. Auch habe er immer betont, dass die guten Noten, die Brautsch und sein Team im Energienutzungsplan Wolnzach gegeben hätten, keine "Lorbeeren sind, auf denen wir uns jetzt gemütlich ausruhen". Sondern eher ein Auftrag.

Das Forschungsprojekt wird betreut durch das heuer neu gegründete Institut für Energie-Informatik an der Ostbayerischen Hochschule Amber-Weiden. Die Digitalisierung von Energieplanungsprozessen und die Entwicklung entsprechender Lösungen für Politik, Unternehmen und die Öffentlichkeit zur Umsetzung der Energiewende vor Ort sind hier wesentliche Arbeitsschwerpunkte. Zielgruppe des Forschungsprojektes sind neben den Kommunen eben auch kommunale Versorgungsbetriebe.

"Wolnzach ist in Sachen Energienutzungsplan schon ein Vorreiter und jetzt auch als Reallabor", begrüßt der Wolnzacher Bürgermeister die Entscheidung für seinen Ort sehr. Seine Bauamtsleiterin Doris Schneider stimmt dem zu, sieht die Sache aber durchaus etwas pragmatischer: "Da kommt tatsächlich einiges Mehr an Arbeit auf uns zu", sagt sie.

Aber bei der Einführung und Durchführung werde man als Reallabor-Kommune kompetent begleitet - und daraus ergäbe sich ein großer Vorteil, denn: "Künftig wird das für alle Kommunen Aufgabe sein", sagt sie. "Und dann sind wir in Wolnzach halt schon einen Schritt voraus."

ENERGIENUTZUNGSPLAN

Der Energienutzungsplan stellt, vergleichbar einem Flächennutzungsplan, die zukünftige energetische Entwicklung in der Gemeinde (oder in einer Gruppe von benachbarten Gemeinden) unter Einbeziehung des Bestandes systematisch dar. Er koordiniert die regionalen Energieressourcen, die einzelnen energetischen Projekte der Gemeinden sowie die derzeitigen und zukünftigen Energieverbräuche und Gemeindestrukturen in Form eines übergeordneten Gesamtkonzepts. | Quelle: STMUV