Endspurt im Freilichtkino

09.09.2008 | Stand 03.12.2020, 5:37 Uhr

Premiere: Die 25-jährige Nelli und ihre gleichaltrige Freundin Corinna aus Ingolstadt (von links) schauten sich das Musical "The Rocky Horror Picture Show" im Turm Baur erstmals im Kino an.

Ingolstadt (DK) "Das Beste kommt zum Schluss" heißt der Spielfilm, mit dem am heutigen Mittwochabend das Freilichtkino im Turm Baur seine Saison beendet. Bereits am Sonntag hatte es ein besonderes Schmankerl für Cineasten gegeben.

Als das Musical "The Rocky Horror Picture Show" 1975 erstmals auf der Leinwand in den USA gezeigt wurde, geriet die Kinofassung unter der Regie von Jim Sharman und Richard OBrien zunächst zu einem Flop. Heute ist der Spielfilm längst Kult: Bis aus Regensburg reisten am Sonntagabend die Fans an, um im Ingolstädter Turm Baur die Freilichtaufführung zu sehen – und tatsächlich zu erleben. Denn erneut kamen viele Besucherrinnen und vor allem Besucher verkleidet in Mieder, Strapsen und hochhackigen Schuhen und spielten in einigen Filmszenen mit.

"Wir sind Riesenfans", erzählten zum Beispiel die 25-jährige Corinna und ihre gleichaltrige Freundin Nelli, die vor zehn Jahren erstmals und seitdem immer wieder das Spektakel gesehen haben. Allerdings besuchten die beiden Ingolstädterinnen am Sonntagabend erstmals ein Filmtheater, um den Kult zu feiern: "Wir schauen uns sonst zwei, drei Mal im Monat den Film mit Freunden im Wohnzimmer an." Ein Muss – hier wie dort – sind indes die Utensilien: zum Beispiel eine Handvoll Reis, Wunderkerzen oder Rasseln. Der Zweck der Zeitungen, die Sonntagabend viele mit in den Turm Baur gebracht hatten, wurde schnell klar: In der "Gewitter-Szene" des Musicals bedeckt die Hauptdarstellerin Susan Sarandon ihren Kopf mit einem Papierhut, um sich gegen den Regen zu schützen. Auf den Kinorängen stammte das Nass, das auf das Ingolstädter Publikum herabregnete, aus den mitgebrachten und prall gefüllten Wasserpistolen. Wie auf Signal gingen dann bei der Textzeile "theres a light …" ("da ist ein Licht") die Feuerzeuge oder Wunderkerzen an. Spätestens beim bekannten Lied "Time Warp" hielt es dann nur noch wenige Zuschauer auf den Bänken.

Nicht nur die Cineasten kamen auf ihre Kosten: Gut 190 Karten gingen nach Angaben der Organisatorin Jeanette Mengele über den Tresen. Die bestbesuchte Vorführung der Freilichtsaison, die am heutigen Mittwochabend endet, war heuer allerdings die französische Komödie "Saint Jacques" mit 360 Besuchern.

So "super" ihr Programm bei Stammgästen und Gelegenheitspublikum auch ankam – in die Zukunft will die ehemalige Betreiberin der Altstadtkinos nicht schauen: "Ich bin nicht gefragt worden", kommentierte Jeannette Mengele gegenüber dem DK die derzeitigen, von der Stadt moderierten Gespräche zur Rettung der Filmtheater in der Altstadt. Und auch zu ihrem Vater Hermann Mengele, dem Verpächter der Kinos, habe sie "keinen Kontakt".