Weichenried
Ende der Saison naht

Seit 1982 stechen Josef und Marianne Zeller Spargel in Weichenried

06.06.2014 | Stand 02.12.2020, 22:36 Uhr

 

Weichenried (SZ) Seit Mitte April wird in diesem Jahr auf dem Hof der Familie Zeller in Weichenried Spargel gestochen. Ein kleiner Familienbetrieb seit 1982. Langsam geht auch hier, wie überall im Schrobenhausener Land, die Saison ihrem Ende entgegen. Und vielleicht auch die Zeit der kleinen Betriebe.

Mit einem Knistern ziehen die vier Männer die Folie zur Seite. Direkt vor Milan ragen drei Spargelköpfe aus dem Boden – weiß im braunen Sand. Gekonnt stößt der Slowake das leicht gebogene Spargelstechmesser in den Bifang. Binnen Sekunden kann er die Spargelstange herausziehen, das Loch streicht er wieder glatt. Rasch füllen sich die Körbe der vier slowakischen Arbeiter. Milan, Joschua, Michl und Matusch sind alle schon seit Jahren als Erntehelfer zur Spargelzeit auf dem Hof der Zellers. „13 Jahre“, sagt Milan.

Morgens geht es um fünf Uhr für sie aufs Feld, um zwölf ist Mittagspause, nachmittags wird jetzt nur noch nach Bedarf gestochen, langsam geht die Spargelzeit ihrem Ende entgegen. „Wir haben nur schwarze Folien, keine Tunnel, deswegen fangen wir ungefähr 14 Tage später zu stechen an, als andere“, erzählt Josef Zeller. Zwei Hektar Spargel, ein kleiner Betrieb. „Es gibt auch Große mit 100 Hektar, über kurz oder lang werden so Betriebe, wie wir einer sind, verschwinden.“ Leben können die Zellers von dem Betrieb nicht, Sohn Reinhard arbeitet bei der Firma Hipp in Pfaffenhofen.

Im Keller des Hauses steht seine Frau Roswitha und wäscht den Spargel, der frisch vom Feld kommt. Es ist kalt in dem Raum, durch eine Metalltüre kommt man direkt ins Kühlhaus. Bei ein bis drei Grad wird der Spargel gelagert – wenn er nicht eh gleich verkauft wird. Neben ihr steht Milans Frau Renata und sortiert die weißen Stangen: Einser, Zweier, Doppelter, Bruch. Das slowakische Ehepaar bewohnt einen gemütlichen Wohnwagen auf dem Hof der Zellers in der Zeit, in der sie bei der Ernte helfen. Die anderen drei Spargelstecher schlafen in einem Gemeinschaftsraum im Haus. Wenn die Spargelsaison zu Ende ist ziehen sie weiter – nach Südtirol zur Apfelernte, zum Kartoffeln ernten, auf den Bau. Ihre Frauen und Kinder zu Hause sehen sie selten.

Zum Hoftor kommt eine Nachbarin herein, einen großen Erdbeerkuchen in den Händen. Das eineinhalbfache Rezept habe sie genommen, erzählt Christine Blumhofer, damit es auch für alle reicht: Marianne und Sepp, Reinhard und Roswitha, die beiden Enkelkinder – und die fünf Erntehelfer. Die gehören nämlich in den Monaten, die sie auf dem Hof verbringen, mit zur Familie.

Mit beiden Händen greift Marianne Zeller in den Spargelkorb, die feuchten Stangen quietschen, als sie sie heraushebt, auf die Waage legt. 1,45 Kilo steht in schwarzen Buchstaben auf der Waage. Die Spargelbäuerin legt noch mal nach. Reifen knirschen auf dem Kies, noch ein Kunde hält vor ihrem Stand.

Schon den ganzen Tag sitzt Marianne Zeller in einem Verkaufshäuschen an der Straße. Um sie herum stehen blaue Kisten, voll mit Spargel. Ganz frisch muss er sein, darauf legen sie Wert, deshalb kommt Schwiegertochter Roswitha den Tag über immer wieder am Häuschen vorbei und bringt eine neue Ladung, quasi direkt vom Feld. Vermarktet wird der Spargel bei den Zellers komplett privat, das heißt an der Straße. „Amerikaner, Schweizer, Österreicher waren schon da – und die Gloria von Thurn und Taxis“, erzählt Marianne Zeller, während sie Spargel in eine Tüte packt. Nicht nur Weißen, sondern auch Grünen hat sie auf der Theke. Wie der Grüne am besten schmeckt? „Unten schälen, stückeln, in Olivenöl anbraten und mit Parmesan garnieren.“