Ende der Notgrabungen eingeläutet

06.12.2007 | Stand 03.12.2020, 6:17 Uhr

Planungssicherheit für Manching und wissenschaftliche Erkenntnisse versprechen sich die archäologischen Kooperationspartner (von links) Bürgermeister Otto Raith, Sebastian Sommer vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege und Direktor Friedrich Lüth von der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts. - Foto: Stadik

Manching (ms) Denkmalpfleger und Forscher haben gestern in Manching eine langfristige Partnerschaft besiegelt, um gemeinsam die Geschichte der Keltenstadt aufzuarbeiten. Ihr erstes Ziel: ein archäologischer Kataster als zusätzliche Hilfe bei der Entscheidung über künftige Gewerbe- und Wohngebiete.

Seit über 50 Jahren graben und forschen die Wissenschaftler in der Marktgemeinde Manching, um einer vorchristlichen Metropole auf die Spur zu kommen. Etwa 380 Hektar groß war die keltische Stadt (Oppidum), die vor über 2000 Jahren östlich der heutigen Autobahn A 9 lag. Im Rahmen der Ausgrabungen arbeiteten die Römisch-Germanische Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts (RGK) und das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege bereits bisher sehr eng zusammen. Gestern unterzeichneten RGK-Direktor Professor Friedrich Lüth und Sebastian Sommer, Abteilungsleiter für Bodendenkmalpflege beim Münchner Landesamt, eine Kooperationsvereinbarung, die zunächst auf fünf Jahre angelegt ist.

Gemeinsam mit dem Markt Manching und dem Landkreis Pfaffenhofen wollen die beiden Institutionen einen umfassenden Managementplan für den Umgang mit der Keltenstadt erstellen. Bürgermeister Otto Raith erhofft sich von einem archäologischen Kataster, der nun als erster Schritt erarbeitet wird, unter anderem eine strategische Hilfe bei der Frage, wo weitere Gewerbe- und Wohngebiete angesiedelt werden sollen. "Wir wollen ohne Zeitdruck das Feld bereiten", betonte der Manchinger Bürgermeister, der sich langfristige Planungssicherheit verspricht. Im Finanzhaushalt der Marktgemeinde sollen nach seinen Worten nun auch Geldmittel eingeplant werden, um ein Forschungsprojekt anzustoßen. Im Gespräch sind vorsorgliche Grabungen auf einer Gemeindefläche in der Nähe der B 16

In der Tat mussten bislang zumeist Notgrabungen angesetzt werden, um bei Bauarbeiten die Relikte der Vergangenheit zu retten. Sebastian Sommer vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege betonte daher die Wichtigkeit eines Katasters, mit dem vorausschauend geplant werden könne. Dabei hofft Sommer darauf, dass sich auch Investoren oder die EADS an dem Projekt beteiligen. Als wichtigen Teil der neuen Kooperationsvereinbarung sieht der Experte auch den Austausch von Daten und Informationen an.

Friedrich Lüth wies darauf hin, dass die Römisch-Germanische Kommission derzeit nur zwei größere Projekte in Deutschland – eines nun in Manching – intensiv begleite. Der RGK-Chef bezeichnete die Erforschung des Oppidums als "europaweiten Meilenstein" und kündigte an, bereits in diesem Winter mit den ersten Voruntersuchungen beginnen zu wollen. Mit Hilfe eines speziellen Georadars aus Kiel soll der Boden genau unter die Lupe genommen werden. Darüber hinaus sind internationale "Summer-Camps" für die Fachöffentlichkeit geplant.