Ingolstadt
Emotionale Wucht

Guitar-Blues der Superlative: Josh Smith gastiert mit seiner Band beim Ingolstädter Bluesfest

12.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:49 Uhr

Einer der besten Gitarristen unserer Zeit: Josh Smith gastierte mit seiner Band in der Neuen Welt in Ingolstadt. - Foto: Leitner

Ingolstadt (DK) Wer ein Faible hat für derzeit angesagte Top-Gitarristen, der kommt beim Ingolstädter Bluesfest voll und ganz auf seine Kosten. Altmeister Rick Vito, die Senkrechtstarter Ryan McGarvey und Kirk Fletcher, die Geheimtipps Michael Vdelli und Jeb Rault in lockerer Folge bis Ende Juli - ja, es rührt sich was in der Bluesgitarrenszene.

Und somit auch beim renommierten Ingolstädter Festival, in dessen Rahmen sich mit Josh Smith aus Los Angeles gleich zu Beginn eine echte Granate in der ausverkauften Neuen Welt vorstellt.

Es würde ein Konzert der Superlative werden, das deutet sich bereits recht früh an. Schon mit der zweiten Nummer "The Pusher" stecken Smith und seine exzellente Band mit Nick Campbell (Bass), Jaydon Bean (Schlagzeug) und Iver Erstad (Keyboards) ihren Claim ab. Sofort macht sich Gänsehaut breit, wenn der Crack an den sechs Saiten sich mit voller emotionaler Wucht in seine Soli wirft und so einen Kracher nach dem anderen abliefert. Er spielt mit Klangfarben und ignoriert Genregrenzen, demonstriert, welch tolle Ergebnisse man immer noch innerhalb des Bluesschemas erzielen kann und wie man es am besten anstellt, aus ihm heraus griffige Songs zu entwickeln. Smith ist nicht nur ein virtuoser Gitarrist, sondern auch ein kompetenter Songwriter.

Eine absolut tighte Band, wunderschöne Kompositionen, enorme Dynamik und Smiths Fähigkeiten als Gitarrist - die Kombination aus diesen Zutaten sorgt immer wieder für Momente an diesem denkwürdigen Abend, in denen einem regelrecht das Herz aufgeht, man sich als Blues- und Rockfreund gleichermaßen wünscht, es würde noch ein paar Stunden so weitergehen. Und nachdem Georg Valeanu an den Reglern - als fünftes Bandmitglied quasi - wieder mal dafür sorgt, dass auch der Sound im Saal perfekt abgemischt ist, kann man von einer echten Sternstunde des Blues sprechen. Die akustische Breitseite in der Rocknummer "First Hand Look (At Down And Out)", die fast schon jazzige Attitüde bei "Still Searching", das in der Melodieführung an Donald Fagen erinnernde - und auch heranreichende - "Made For Me", die Verbeugung vor Gary Moore in dem Instrumentaltitel "Penance", - es reiht sich Höhepunkt an Höhepunkt. Immer wieder öffnet Smith neue akustische Türen, immer wieder gewährt er Einblick in seine Trickkiste, um mit dem überragenden "Triple J Hoedown" schließlich dem Ganzen die Krone aufzusetzen und quasi all das, wofür Allround-Gitarreros wie Albert Lee oder Danny Gatton berühmt wurden, in eine einzige Nummer zu packen. All die, die noch beim Bluesfest auftreten werden, müssen sich an diesem Josh Smith und seiner derzeit absolut bestechenden Form messen lassen.