Eishockey-WM: Ein Spiel mit Pulsuhr

12.05.2013 | Stand 03.12.2020, 0:09 Uhr


Helsinki (dk) Die Eishockey-Weltmeisterschaft findet vom 3. bis 19. Mai in Helsinki und Stockholm statt. donaukurier.de-Mitarbeiterin Sabine Olfen stürzt sich ins Getümmel. In Folge zehn schaut sie sich ein Spiel mit der Pulsuhr an.

Das Spiel gegen die USA habe ich mir mit Pulsuhr angeschaut. Ich wollte einmal wissen, wie gestresst ich bei so einem Spiel bin. Mit 80 Schlägen pro Minute nehme ich meinen Platz in der Hartwall Areena ein. Nach rund zweieinhalb Minuten bescheren mir die USA schon 91 Schläge mit ihrem 1:0 durch Bobby Butler. Richtig erholen kann ich mich davon nicht. Das 2:0 von Paul Stastny fällt bei 87 Schlägen. Es folgen 89 Schläge bei ein Angriff Michael Wolfs und einem Gegenzug der USA (94). Michael Wolf steigert meinen Puls dann auf 95. Auch beim deutschen Powerplay und Patrick Hagers schöner Aktion, wie er den Amerikaner ausspielt, halten sich die Schläge auf 93 und 92.
 
Erst in der Drittelpause beruhige ich mich wieder auf 82. Aber gleich zu Beginn des zweiten Drittels wird es brenzlig vor Deutschlands Torhüter Dennis Endras. Meine Uhr zeigt 89 an. Danach wir das Spiel zerfahrener, in der Halle ist es so leise, dass man die Kommandos der Spieler hören und sogar verstehen kann. Mein Herz schlägt gemütliche 79. Die USA zieht ein Powerplay auf, obwohl auch fünf Deutsche auf dem Eis sind. Ich erhöhe auf 84. Thomas Greilinger hat die Chance zum Anschlusstreffer. Ich bin wieder bei 87 Schlägen. Es folgen zwei Chancen Philip Gogullas. Meine Frequenz bleibt konstant. Erst der Penalty, der Aaron Palushaj zugeschrochen wird erhöht auf 90. Aber Dennis Endras hält. Durchschnaufen. Die Drittelpause bringt mich wieder 79 Schläge.
 
Ich habe mich wohl schon mit der Niederlage abgefunden. Mehr als 88 Schläge erreiche ich im letzten Spielabschnitt nicht mehr. Kurzzeitig liege ich bei 91, als ich mit die Spieler aussuche, denen ich nachher Fragen stellen werde. Das 3:0 der USA nehme ich mit 85 Schlägen pro Minute hin. Ich mache mich auf den Weg in die sogenannte Mixed Zone. Mit 115 Schlägen steige ich das Treppenhaus vier Stockwerke nach unten. Vielleicht sollte ich nicht nur Sport anschauen, sondern auch mal welchen machen. Vielleicht ist es aber auch der Geruch der verschwitzten Eishockey-Ausrüstung, der von Stufe zu Stufe und auch von Tag zu Tag hier intensiver wird. Die Schlussminuten verfolge ich in den Katakomben über Monitore bei 101 Schlägen.
 
Vorher habe ich schon bei der Pressesprecherin Interviewwünsche abgegeben. Die Spieler wissen also Bescheid, dass sie bei mit halt machen müssen. Das Spiel ist aus, man hört schon aus der Ferne das Trampeln der Schlittschuhe auf dem Holzboden. Die Spieler laufen in einer extra abgesperrten Bahn von der Eisfläche in die Kabine. Mit einer Frequenz von 113 stelle ich Frank Hördler die Fragen zum Spiel. Die Technik klappt, Frank Hördler ist trotz Niederlage gesprächig – ich werde ruhiger mit 103 Schlägen. Die Mixed Zone Time in meinem Rücken tickt unerbittlich runter. Ich muss mich beeilen. Mit 153 Schlägen komme ich vier Stockwerke höher wieder im Pressezentrum an und kann dann in Ruhe mit 86 Schläge meine Zeilen schreiben.