Rio
Einseitiges Geschäftsmodell

IOC beschränkt die Werbemöglichkeiten der Sportler bei den Olympischen Spielen und verdient selbst Milliarden

10.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:26 Uhr

Rio de Janeiro (DK) Die Olympischen Spiele sind nicht nur ein Duell der besten Athleten, die größte Sportveranstaltung der Welt ist längst auch zu einem Wettkampf der Unternehmen verkommen. Das verdeutlicht vor allem die sogenannte "Regel 40" der Charter des Internationalen Olympischen Komitees (IOC).

Demnach ist es Sportlern wie Teamoffiziellen untersagt, "seine Person, seinen Namen, sein Bild oder seine sportliche Leistung für Werbezwecke während der Olympischen Spiele" einzusetzen. Das IOC garantiert damit seinen eigenen Werbepartnern exklusive Marketingrechte und beschränkt gleichzeitig jene Athleten, die ohnehin nicht so sehr im Rampenlicht stehen und auf jeden Cent angewiesen sind, um ihren Sport ausüben zu können. Schließlich könnten sich diese während der Sommerspiele in Rio de Janeiro für Sponsoren in Szene setzen - sportlich wie in den sozialen Netzwerken.

Die Verunsicherung unter den Sportlern ist aufgrund der umstrittenen Regel groß. So teilte Radprofi Anna Knauer aus Schernfeld (Landkreis Eichstätt) in den sozialen Netzwerken beispielsweise ein Foto von ihrer Rennmaschine, auf der alle Werbeflächen wegretuschiert waren. Ein weiterer Sportler aus der Region posierte unmittelbar vor seinem Abflug nach Brasilien mit seinen Sponsoren auf einem Foto, wurde daraufhin aber umgehend abgemahnt.

Wie sehr die Sportler auf Werbeeinnahmen angewiesen sind, verdeutlicht eine Studie des Bundesinstituts für Sportwissenschaft. Demnach bleiben deutschen Olympioniken, die nicht bei der Bundeswehr oder Bundespolizei angestellt sind, pro Monat durchschnittlich nur rund 620 Euro.

Im krassen Gegensatz dazu stehen die Einnahmen des IOC. Laut eigenen Angaben verdiente die mächtige Sportorganisation in den vergangenen drei Jahren rund fünf Milliarden Euro - knapp eine Milliarde Euro kam durch Werbeeinnahmen zustande. Zwar fließen laut IOC etwa 90 Prozent der Einnahmen in den Sport zurück. Ob die Gelder aber tatsächlich bei den Athleten ankommen und nicht irgendwo auf Funktionärsebene versanden, darf zumindest bezweifelt werden. Laut "Zeit" verdient beispielsweise Michael Vesper, DOSB-Vorstandsvorsitzender und Chef de Mission in Rio, 250 000 Euro im Jahr.

Jener Vesper war es auch, der der Diskussion in den vergangenen Tagen den Wind aus dem Segel nehmen wollte. "Es gibt kein Social-Media- und kein Hashtag-Verbot. Weder gegenüber Athleten noch gegenüber Privatpersonen, Gemeinden, Medien, Institutionen", stellte der 64-Jährige fest. Eingeschränkt sei "lediglich eine kommerzielle Ausnutzung der Aufmerksamkeit der Olympischen Spiele durch Unternehmen, die sich als Trittbrettfahrer betätigen", ergänzte Vesper. Sogenannte Hashtags wie "#Rio2016" oder "#WirfuerD" dürften "ohne kommerzielle Absichten" von jedermann jederzeit verwendet werden. Bei einer Regelverletzung droht den betroffenen Athleten allerdings im schlimmsten Fall sogar ein Ausschluss von den Olympischen Spielen.