Einmal in der Woche wird die Trübung des Baggersees untersucht

Hinweise auf die Wasserqualität

18.08.2020 | Stand 02.12.2020, 10:44 Uhr
Tauchstation: Norbert Meyer und sein Enkel Maxi verfolgen eine versinkende Scheibe, bis sie nicht mehr zu sehen ist. An der Schnur ist dann die so genannte Sichttiefe abzulesen. Von Mai bis Oktober, wenn die Stege im Wasser sind, ermittelt Meyer sie einmal in der Woche an vier Orten im See. In den Ferien begleitet Maxi seinen Opa bei der Radtour von Messstelle zu Messstelle. −Foto: Hauser

Ingolstadt - Es kann durchaus sein, dass Norbert Meyer bei seiner Tätigkeit ab und zu den Durchblick verliert.

 

Genau genommen legt er es sogar darauf an. Seit zwölf Jahren kontrolliert er einmal in der Woche an vier Stellen, wie trüb das Wasser im Baggersee ist. Die Methode ist einfach, aber effektiv: An einer Schnur bringt er eine helle Scheibe zu Wasser und lässt sie versinken, bis er sie nicht mehr sieht. An Markierungen an der Schnur kann er ablesen, wie weit der Blick in die Tiefe reicht. Sichttiefenmessung heißt das im Fachjargon. Seine Ergebnisse meldet Meyer dem Umweltamt, das dafür eine kleine Aufwandsentschädigung zahlt. Meyer nennt sich selbst ein "Frühwarnsystem", denn die Trübung des Wassers gibt Hinweise auf den Zustand des Sees. Sollte die Sicht etwa wegen zu vieler Algen getrübt sein, muss eventuell gehandelt werden.

In den Ferien begleitet der neunjährige Maxi seinen Opa gerne zu den Messungen. Von Hundszell aus radeln die beiden am Montagfrüh los. "Da ist es am ruhigsten", sagt Meyer. Vom Wind machen die beiden abhängig, ob sie rechts oder links um den Baggersee fahren. Sie wissen mittlerweile, den Rückenwind optimal auszunutzen. Wer viel am Baggersee unterwegs ist, kann immer wieder interessante Beobachtungen machen. Einmal hat Meyer gesehen, wie ein großer Waller mit einem eintigen Biss eine Ente Verschlungen hat, erzählt er. Manchmal interessieren sich auch Spaziergänger für Meyers seltsame Gerätschaft. Einmal hat der 72-Jährige einer ganzen Schulklasse erklärt, was er da macht. Die Kinder waren daran so interessiert, dass alle auf den Steg gekommen sind, von dem aus Meyer seine Scheibe ins Wasser gelassen hat. "Auf einmal bin ich bis zu den Knien im Wasser gestanden, weil der Steg unter dem Gewicht versunken ist. "

 

Die Sichtweite im See schwankt stark. Vor allem im Frühjahr ist das Wasser noch klar. Da kann es passieren, dass die helle Scheibe auch an der tiefsten Messstelle bis auf den Grund in 3,60 Meter sinkt und noch immer sichtbar ist. Meyer vermerkt dann 3,60+ in seiner Liste für das Umweltamt. An anderen Tagen sinkt die Sichtweite unter einen Meter. "Wenn Triathlon war, ist der Untergrund eine Woche lang aufgewirbelt", so Meyers Erfahrung. Auch starker Wind bringt das Wasser und das Sediment in Bewegung. Solche Schwebteilchen sind weniger problematisch, als es etwa eine Algenblüte wäre. Dann müsste im Extremfall der Badebetrieb eingestellt werden.

Im Umweltamt nimmt Thomas Steingärtner die Messergebnisse von Meyer entgegen. "Er informiert uns auch, wenn einmal ein Steg kaputt ist oder etwas im Wasser schwimmt, was da nicht hingehört", sagt er. Wenn die Trübung des Baggersees zu groß wird, informiert Steingärtner den Ökologen Tilman Rott, der die Wasserqualität der Ingolstädter Seen genauer untersucht.

 

Grundsätzlich geht es dem Baggersee sehr gut, betont Rott. Das liege auch daran, dass die Ingolstädter Gewässer gut gepflegt und kontrolliert werden. Beim Baggersee sei vor allem ein relativ niedriger Sauerstoffgehalt Thema. Gemessen werden aber auch der pH-Wert, die Salzmenge im Wasser und andere Parameter. Seit einigen Jahren werden große Wasserpflanzen im See regelmäßig mit einem Mähboot gekappt. "Das ist die einzige Möglichkeit, dem See Nährstoffe zu entziehen", erklärt Rott. "Zuletzt haben wir rund 30 Hektar abgemäht. " Ohne die Pflanzen kann das Wasser im See außerdem besser zirkulieren, der Sauerstoff im See wird besser verteilt.

Dass diese Methode wirksam ist, zeigen die Erfahrungen am Auwaldsee, wo das Mähboot schon länger regelmäßig unterwegs ist. "Wir sind mittlerweile der Kunde Nummer 1 bei dem Anbieter", sagt Steingärtner. Inzwischen sind 15 neue Arten in den Auwaldsee zurückgekehrt. "Darunter sind auch solche, die auf der Roten Liste stehen", erklärt Rott. Im Baggersee wurden ebenfalls schon besondere Pflanzen und Tiere entdeckt, Maler- und andere Teichmuscheln etwa. Gut möglich also, dass Maxi und Norbert Meyer bei ihren künftigen Touren um den Baggersee ein paar neue Beobachtungen machen. An diesem Montag machen sie noch einen Abstecher zum Wildpark. Und ein Zwischenstopp am Eisstand ist auf dem Rückweg nach Hundszell auch geplant.

DK