Schrobenhausen
Das Netz wächst weiter

Stadtwerke schließen die Mädchenrealschule an die Fernwärme an - Rathaus folgt als nächster Schritt

18.08.2020 | Stand 23.09.2023, 13:36 Uhr
Noch eine Baustelle in der Schrobenhausener Altstadt: In der Spitalgasse erweitern die Stadtwerke gerade ihr Fernwärmenetz. Auch das Gebäude der Mädchenrealschule soll künftig mit industrieller Abwärme beheizt werden. −Foto: Ammer

Schrobenhausen - Das Fernwärmenetz der Schrobenhausener Stadtwerke spinnt immer weitere feine Fäden. Derzeit wird eine Anschlussleitung durch die Spitalgasse zur Maria-Ward-Mädchenrealschule gelegt. Doch damit soll noch lange nicht Schluss sein, wie Stadtwerkechef Thomas Schneider durchblicken lässt.

Die Sommerferien wollen die Stadtwerke dazu nutzen, einen weiteren großen Nutzer der Fernwärme an ihr neues Netz anzuschließen. Schneider freut sich darüber, dass die Mädchenrealschule sich dazu entschlossen hat, in Zukunft auf die Heizung aus der industriellen Abwärme zu setzen. Mittlerweile haben die Stadtwerke seit Beginn des Fernwärmenetzbaus die Besitzer von 54 Immobilien in der Innenstadt für einen Wechsel von den herkömmlichen Heizmethoden wie Öl oder Gas zur Fernwärme gewinnen können.

Ein weiterer großer Kunde ist die Schrobenhausener Stadtverwaltung selber. Das derzeit noch in Sanierung befindliche Rathaus am Lenbachplatz soll ebenfalls an die Fernwärme angeschlossen werden. Wie Schneider sagt, gingen die Sanierungsarbeiten so schnell voran, dass die Stadtwerke noch im Oktober mit dem Bau ihrer Leitung beginnen könnten. Diese Leitung soll von Süden her aus der Lenbachstraße auf den Lenbachplatz führen. Die Trasse verläuft demnach entlang der Süd- und Ostseite des Platzes. Darüber hinaus sollen noch Abzweige in die Alte Schulgasse und in das "Tal" gelegt werden.

Auch die Bauarbeiten an der Abzweigung zur Maria-Ward-Realschule sollen nicht ungenutzt bleiben. Neben den Leitungen zur Realschule sollen auch weitere Hausanschlüsse in der nördlichen Spitalgasse gelegt werden, wie Schneider weiter berichtet. Die Arbeiten sollen sich dann in der Liebfrauengasse fortsetzen. Bei den konkreten Bauarbeiten in der Spitalgasse sei das Ziel vorgegeben, die Arbeiten möglichst noch in den derzeit laufenden Sommerferien fertigzustellen, sagt Schneider. Sollte das wegen Unvorhergesehenem auf der Baustelle nicht funktionieren, sei alles mit der Leitung der Mädchenrealschule abgestimmt, damit der Schulbetrieb trotz Bauarbeiten ohne Einschränkungen über die Bühne gehen könne. Die Baufirmen, so Schneider weiter, würden darauf achten, die Beeinträchtigungen durch die Bauarbeiten so gering wie möglich zu halten.

Dass die Realschule einen Fernwärmeanschluss bekomme, sei aber nicht gleichbedeutend mit einer Wärmevollversorgung. Soll heißen: Nicht jeder neue Hausanschluss an das Fernwärmenetz werde auch umgehend mit Wärme versorgt. Das habe den Grund, wie Schneider auf nachfrage erklärt, dass derzeit am Place de Thiers lediglich ein Miniaturheizwerk mit zwei Erdgaskesseln stehe, dass eine Leistung von rund einem Megawatt habe. Der Container, der rund 100000 Euro gekostet hat, versorge derzeit die alte Luna - sie wurde inzwischen zu mehreren Wohnhäusern umfunktioniert.

Der Container biete also von der Leistung her durchaus noch Anschlusskapazitäten von Gebäuden. Doch den ersten Vorrang habe zunächst das Rathaus. Das benötige auch während der Zeit des Innenausbaus bereits eine Wämeversorgung, so Schneider weiter. Und sobald der Anschluss im nahenden Herbst gelegt sei, solle das Rathaus auch per Fernwärme aus dem Container beheizt werden.

Das große Fernziel der Fernwärmebemühungen der Schrobenhausener Stadtwerke sei es allerdings, die Abwärme eines großen Industriebetriebes zu nutzen. Es ist kein großes Geheimnis mehr, dass die Firma Leipa plant, ihr in die Jahre gekommenes Kohlekraftwerk durch ein modernes Erdgaskraftwerk zu ersetzen. Die dort entstehende Abwärme solle für die Fernwärmeversorgung in der Altstadt genutzt werden. Dazu lagen dem Bauausschuss in den vergangenen Jahren sogar schon Anträge der Stadtwerke vor. Da Schneider nach eigenen Worten nicht für den Leipa-Konzern sprechen könne, sagte er zum Langzeitziel lediglich so viel: Im Jahre 2022 solle die Abwärme von Leipa für die Fernwärme genutzt werden. So sehe es der noch immer geltende Zeitplan vor.

Und Schneider denkt natürlich auch schon ein Stück weiter. Er kann sich nach eigenen Worten vorstellen, dass auch Bereiche außerhalb der Innenstadt mit der Fernwärme versorgt werden könnten - immer vorausgesetzt, dass es dafür auch Nachfrage gebe. Denn die Stadtwerke böten das Projekt nicht ausschließlich wegen des Klimaschutzes an, sondern auch, um wirtschaftlich davon zu profitieren.

SZ

Jürgen Spindler