Geroldshausen
Einiges zu tun im größten Ortsteil

Geroldshausener wünschen sich weniger Raser, Mäh- und Räumaktionen und Erhalt ihres Kirchenweges

25.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:15 Uhr

Die Pfarrkirche St. Martin thront über Geroldshausen, zu ihr führt von der zweiten Geroldshausener Kirche im ehemaligen Niedergeroldshausen ein Fußweg, den die Dorfbewohner gerne hergerichtet haben möchten. Auch ein Thema bei der Bürgerversammlung war der Geh- und Radweg an der Kreisstraße (linker Bildrand), der kurz nach dem Ortsschild direkt in einer Straßeneinmündung endet. Diese Gefahrenstelle für Radfahrer soll entsprechend gekennzeichnet werden, so ein Ergebnis des Abends. - Foto: Trouboukis

Geroldshausen (WZ) Mit 796 Einwohnern ist Geroldshausen der größte Ortsteil. Aber nicht nur zahlenmäßig hat das Dorf Gewicht, auch haben dessen Bewohner einiges zu sagen - und das taten sie ausgiebig bei ihrer Bürgerversammlung am Montagabend. Sie war mit rund 60 Gästen auch sehr gut besucht.

Engagierte Bürger, mit Josef Schlicht ein bayernweit bekannter Sohn des Dorfes, dessen Todestag sich gerade erst zum 100. Mal gejährt hat, beispielhaft agierende Vereine, zwei Wirtschaften und auch zwei Kirchen. Geroldshausen ist kein gewöhnliches Dorf, ungewöhnlich war auch der Besuch dieser Bürgerversammlung: Selbst, als Bürgermeister Jens Machold bereits mit seinen Ausführungen begonnen hatte, ging immer wieder die Tür zum Gasthaus Randelzhofer auf, bis es am Ende richtig eng wurde an den Tischen.

796 Bürger leben in Geroldshausen, 47 in Gschwend und 85 in Haushausen - laut dem Rathauschef gehen auch im Raum Geroldshausen die Bevölkerungszahlen nach oben. "Wir möchten, dass Leute von hier auch hier bleiben können", umriss Machold. In Geroldshausen realisiere man das Baugebiet am Kalvarienweg mit vier Einfamilien- und zwei Doppelhäusern, auch an der Josef-Schlicht-Straße seien durch eine Innenbereichssatzung die Weichen für ein weiteres Einfamilienhaus gestellt. Grundsätzlich sei es angebracht, Innerortsbebauung dort zu ermöglichen, wo es passe und verträglich sei - wo es geht, auch in Ortsteilen mit Mehrfamilienhäusern. Aus Geroldshausen liege zwar aktuell kein solcher Antrag vor, in anderen Ortsteilen sei das aber schon der Fall. Das freue zwar meistens nicht die Nachbarn, allerdings seien gerade Wohnungen gefragter denn je. "Wir werden sehr genau prüfen, wo das möglich ist", so Machold.

Geroldshausen sei richtungsweisend, beispielsweise mit der Radwegeanbindung, die im Gemeindebereich Wolnzach jetzt fortgeführt werde. Damit verwies der Rathauschef auf die Radwegeplanung für die Strecke Königsfeld, Burgstall, Rohrbach und Bruckbach plus einen Radweg am Bahnerberg - "ein langgehegter Wunsch" sei das für die gesamte Gemeinde. Mit einem Dank an den Zusammenhalt - auch in Geroldshausen werde beispielsweise die Maibaumtradition durch die Burschen hochgehalten - und mit einem Hinweis auf die 125-Jahrfeier der Geroldshausener Feuerwehr im Sommer beendete der Bürgermeister den ersten Teil des Abends.

"Feuer frei", rief er nach einer kurzen Pause - und musste auch nicht lange warten. Denn obwohl keine schriftlichen Anfragen eingegangen waren, so haben die Geroldshausener doch einiges auf dem Herzen. Und wieder wurde bei den Anfragen Georg Wiegartner, der als Bautechniker im Dienst des Marktes steht, zum gefragtesten Mann des Abends. "Wie Kraut und Rüben" schaue der Bach an der Josef-Schlicht-Straße aus, mahnte ein Bürger. Immer wieder habe er sich deshalb an den Markt gewandt, es könne doch nicht sein, dass er Jahr für Jahr schreiben müsse und nichts passiere. Tatsächlich habe der Markt diesbezüglich Kontakt aufgenommen und das abgeklärt, erklärte Wiegartner dazu. Ein zweimaliges Mähen, wie gewünscht, sei jedoch nicht erlaubt, weil der Bereich laut Unterer Naturschutzbehörde als Biotop erhalten werden müsse. "Da können wir nicht mähen, wie wir das meinen", so Wiegartner. Im Rahmen der Möglichkeiten werde der Bereich gepflegt, man werde sich das anschauen.

Der Bach steht also auf Wiegartners Terminplan - und seine Liste sollte an diesem Abend noch länger werden. Denn auch für die Regenrückhaltebecken sehen einige Dorfbewohner Handlungsbedarf - und dann ist da noch ein alter Fußweg, der den Dorfbewohnern sehr am Herzen liegt: der alte Kirchenweg von der Niedergeroldshausener Kirche hinauf ins Oberdorf, wo die heutige Pfarrkirche St. Martin steht. "Es ist schade, wenn man diesen Weg einfach verfallen lässt", kritisierte ein Bürger, dass hier seit Jahren "nichts gemacht" worden sei. Das treffe nicht zu, klärte Wiegartner auf, tatsächlich sei eine Kostenschätzung erstellt worden - und die belaufe sich auf rund 7000 bis 10 000 Euro für die Sanierung des alten Weges. Wegen der an diesem Abend nicht eindeutig zu klärenden Eigentumsverhältnisse des Wegegrunds vereinbarte der Bautechniker umgehend mit dem Fragesteller einen Termin im Rathaus.

Auf dem Kirchberg werde die Geschwindigkeitsbeschränkung auf 30 Kilometer pro Stunde oft nicht beachtet, ob da nicht das Anlegen von Fahrbahnschwellen eine gute Idee wäre, fragte ein Bürger. "Keine gute Idee", meinte der Bürgermeister - und bekam Rückendeckung von einem anwesenden Rettungsdienstvertreter: "Ich habe schon einmal im Dienst eine solche Schwelle übersehen, mein Patient hat das deutlich zu spüren bekommen." Nicht selten seien gerade Anwohner die schnellsten Fahrer - da sei ein direktes Ansprechen oft der beste Weg. Zudem habe der Markt weitere Verkehrssmileys angeordnet, die auch die Raser am Kirchberg künftig mit bösem Gesicht ermahnen sollen.

Was wird mit der Siegelhalle, fragte einer der Anwesenden: "Ist das gerechtfertigt, so viel Geld für eine Sanierung zu zahlen, damit die Vereine dann 4000 Euro Pacht zahlen müssen, wenn sie sie nutzen möchten" Er sei dankbar für diese Frage, die wieder einmal belege, wie viele Fehlinformationen kursierten. Die Siegelhalle werde hergerichtet, dass sie für Veranstaltungen tauge, alle weiteren Maßnahmen würden in Angriff genommen, wenn die Förderfähigkeit belegt sei. Aber: "Wenn wir keine Ideen mehr haben dürfen, dann können wir gleich aufhören", nahm der Bürgermeister dies zum Anlass für ein grundsätzliches Statement. Und natürlich dürften Vereine für ihre Zwecke die Halle nutzen, eine Pacht werde lediglich für kommerzielle Veranstaltungen erhoben. Und auch da müsse man halt reden. Das hörten die Geroldshausener gerne - und beendeten den Abend mit Applaus.