Steinsdorf
Einige Millionen Euro Schaden

Kirche in Steinsdorf wird von einem Notdach geschützt Boden, Bänke und Orgel sind nicht zu retten

11.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:19 Uhr

Ein Notdach aus Balken und einer Plane schützt das Kircheninnere vor weiteren Schäden. Das Holzprovisorium kann später zum neuen Dachstuhl weiter ausgebaut werden.

Steinsdorf (DK) Die Arbeiten nach dem Brand in der Steinsdorfer Kirche schreiten voran. Inzwischen schützt ein Notdach den Innenraum vor weiteren Schäden. Noch immer kann keine genaue Schadenssumme genannt werden, die Experten sprechen jedoch von mehreren Millionen Euro.

"Im Dorf herrscht fast schon Euphorie - so, als könnten wir schon bald Hebauf feiern", beschreibt Pfarrer Wolfgang Stowasser die momentane Stimmung in Steinsdorf. Und fügt sogleich an: "So weit sind wir aber noch nicht." Knapp sechs Wochen ist der Kirchenbrand in dem Altmannsteiner Ortsteil jetzt her und inzwischen sind alle verkohlten Überreste des Daches verschwunden. Stattdessen geben erste frische helle Holzbalken einen Rahmen für das neue Dach vor. Zwischen ihnen ist eine Plastikplane gespannt, die das Kircheninnere von oben her vor Regen schützt, jedoch an den Seiten den Luftaustausch zulässt. Das ist auch notwendig, denn das Kircheninnere ist nach wie vor extrem feucht.

"Wir haben zwei große Abschnitte geschafft: den erfolgreichen Rückbau des Daches und die Errichtung des Notdaches in kürzester Zeit. Jetzt können wir schöne Ostern feiern, das Gebäude ist gesichert", beschreibt Maximilian Obermüller, der Gutachter der Bayerischen Versicherungskammer, der für das Gebäude zuständig ist, die ersten Arbeitsschritte. Als Nächstes muss die Baugenehmigung abgewartet werden, dann beginnt die Bauphase mit den Ausschreibungen der Arbeiten.

Der provisorische Dachstuhl, der momentan als Notdach die Kirche vor weiteren Schäden schützt, hat den Vorteil, dass er später zu einem kompletten Dachstuhl ergänzt werden kann. Das heißt, es wurde kein teures Provisorium errichtet, das später wieder abgebaut werden muss, sondern es wurde vielmehr schon der Grundstock zum neuen Dachstuhl gelegt. Ebenso ist es mit dem Bretterboden, der auf dem teils offenen Kirchendach unter der schützenden Folie liegt. "So Gott will, wird es den Bretterboden auch in 100 Jahren geben", so Zimmermeister Lothar Krauss von Holzbau Schwertberger.

Noch immer gibt es keine konkrete Schadenssumme, doch Wolfgang Fux, der Abteilungsleiter Sonderschaden bei der Versicherungskammer Bayern, spricht von einigen Millionen Euro - wenn auch im einstelligen Millionenbereich. Die Kriminalpolizei Ingolstadt hatte bei ihrer ersten Begutachten noch eine Schadenssumme von rund einer Million Euro genannt.

Komplett herausgerissen werden muss der Kirchenboden. Zunächst sah es so aus, als könnte er möglicherweise gerettet werden, doch inzwischen ist klar, dass sich unter dem Juramarmor Wasser befindet. Der Bodenaufbau beinhalte eine acht bis zehn Zentimeter dicke Korkschicht, in der das Wasser zwei bis drei Zentimeter tief stehe, erklärt Dirk Witt von der Firma Belfor, die spezialisiert ist auf Feuer- und Wasserschäden. Deswegen muss der Kirchenboden ausgebaut werden, es besteht keine Chance den Juramarmor zu retten, wissen die Experten. Sonst könne keine Gewährleistung übernommen werden, dass es nicht Spätfolgen gebe.

Im Zuge dessen bekommt die Kirche auch eine neue Heizung. Die vergangenen 30 Jahre war sie über eine Fußbodenheizung geheizt worden, doch nun denken die Verantwortlichen darüber nach, sie über die Sitzbänke zu heizen. Noch ist nichts endgültig entschieden, doch das sei eine angenehme Wärme.

Gute Nachrichten gab es über die Statik des Gebäudes zu berichten. "Die Wände stehen felsenfest", so Obermüller. Das Mauerwerk habe keine statischen Schäden davongetragen. Allerdings sind auch sie durchnässt, die Trocknung wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Eine besonders gute Leistung habe das Technische Hilfswerk erbracht, so die Experten, ohne ihre Absicherung noch am Brandtag wäre womöglich ein Stück Mauer eingestürzt. Der Turm weist nur einige Rußspuren auf, ansonsten ist er unbeschädigt. Das sei der schweren Eichentür zu verdanken, die das Feuer abgehalten habe. Eine solche soll wieder eingebaut werden, da sind sich alle Beteiligten einig.

Weniger gut steht es um die Inneneinrichtung der Kirche. Die Orgel ist ein Totalschaden, hier läuft auch schon die Ausschreibung. Die Seitenaltäre sowie der Hauptaltar sind stark durchnässt, sie werden derzeit bei Restaurator Johannes Amann in Weißenhorn qualifiziert getrocknet, die losen Farbschichten werden wieder gefestigt. "Wir werden sie eins zu eins so wieder hinstellen, wie sie vorher waren", sagt Michael Kühn, ebenfalls Gutachter bei der Bayerischen Versicherungskammer und zuständig für das Inventar. Auch die Bilder können wieder hergerichtet werden, stellt er in Aussicht. Gerade an dem Deckengemälde im alten Teil der Kirche hängen die Steinsdorfer sehr, da es die Herz-Jesu-Verehrung durch die Steinsdorfer Bürger darstellt. Inzwischen ist klar, dass es gerettet werden kann.

Ein Totalschaden sind die Beichtstühle, die sich durch das viele Wasser unter der gemauerten Empore festgeklemmt haben. "Da hilft nur noch die Motorsäge", bedauert Dirk Witt von der Firma Belfor. Anders seien sie nicht mehr herauszubekommen. Auch die Kirchenbänke seien zu verwerfen, so Kühn. Der Wasserschaden sei zu groß.

Kirchenpfleger Wolfgang Roth stellte die Frage nach der Uhr, da schon mehrere Dorfbewohner auf ihn zugekommen seien. Die Zeiger stehen noch immer auf 7.25 Uhr - und daran wird sich vorerst auch nichts ändern, ebenso wenig wie daran, dass die Steinsdorfer Kirchenglocken schweigen. Schließlich ist die Verkabelung verbrannt, in der ganzen Kirche gibt es momentan keinen Strom.

"Es geht gut vorwärts, aber es braucht seine Zeit", fasst Pfarrer Stowasser den momentanen Zwischenstand zusammen. Mit dem Bau des richtigen Dachstuhls kann möglicherweise noch vor dem Winter begonnen werden, wenn weiterhin alles so gut funktioniert. Alle Beteiligten loben einhellig die professionelle Arbeit der Firmen, "die ab dem ersten Tag voll eingestiegen sind", wie Stowasser betont. "Wir fühlen uns gut aufgehoben." Die gefährlichen Arbeiten seien nun im Großen und Ganzen erledigt - "und alles ist unfallfrei gelaufen". Demnächst kann auch das Innengerüst aus der Kirche entfernt werden, da sie auch dank der Stabilisierung durch die Holzkonstruktion nicht mehr einsturzgefährdet ist. Bei den kommenden Arbeitsschritten werden die Steinsdorfer erst einmal keine weiteren Veränderungen mehr an ihrer Kirche sehen, kündigen die Experten an, da sich diese auf das Kircheninnere konzentrieren. Doch es geht voran.