Ingolstadt
Einfach zu harmlos

Schlusslicht FCI: Schwach im Torabschluss, fehlerhaft in der Defensive und ein passiver Trainer

03.02.2019 | Stand 23.09.2023, 5:51 Uhr
Typische Szene: Die Schanzer, hier mit Sonny Kittel, Dario Lezcano und Paulo Otavio (von links), schaffen es einfach nicht, sich im Strafraum entscheidend gegen die Magdeburger durchzusetzen. −Foto: Bösl

Ingolstadt (DK) So schnell kann's gehen: Nachdem aus dem Kellerquartett der 2. Bundesliga bis auf den FC Ingolstadt alle Mannschaften siegten, sind die Schanzer nach dem 20. Spieltag wieder mit einem Rückstand von drei Punkten Tabellenletzter. Nach dem 0:1 gegen den 1. FC Magdeburg steht der FCI am kommenden Sonntag bei Erzgebirge Aue enorm unter Druck.

Im Prinzip hilft den Schanzern dort nur ein Sieg, und diese Situation haben sie sich selbst zuzuschreiben. Schließlich resultierte das 0:1 aus einer Ingolstädter Fehlerkette in der 81. Minute. Erst attackierte Neuzugang Cenk Sahin Magdeburgs Charles Laprevotte hinter der Mittellinie nicht energisch genug, dann nahm der bis dahin gute Robin Krauße den hoch nach vorne geschlagenen Ball nicht sauber an, Tobias Schröck rückte aus der Abwehrkette heraus, konnte aber den Doppelpass zwischen Philip Türpitz und Christian Beck nicht verhindern, und schließlich grätschte FCI-Keeper Philipp Tschauner an Türpitz Schuss vorbei - die Gastgeber verließen zum neunten Mal in Folge den Audi-Sportpark mit gesenktem Haupt.

"Irgendwie weiß keiner, warum wir verloren haben", meinte Christian Träsch hinterher und schloss sich damit seinem Trainer an. "Wir hatten fünf schlechte Minuten, in denen wir viele individuelle Fehler machten und das Tor kassierten. Aber so richtig verstehen wir nicht, wie wir das Spiel verlieren konnten", sagte auch Jens Keller.

Einerseits verständlich, dass der FCI haderte, da er das aktivere Team stellte und gerade zu Beginn der zweiten Halbzeit ein klares Übergewicht verzeichnete. Doch andererseits verbuchte Träsch den einzigen klaren Torabschluss bereits in der zwölften Minute, als er den Ball unbedrängt links vorbeischob. Alles was danach folgte, war nicht wirklich zwingend, weil Thomas Pledl (33.), Sonny Kittel (57.) oder Schröck (62.), die nötige Entschlossenheit und Präzision vermissen ließen.

"Das Tor muss ich machen. Das hätte der Dosenöffner sein können, dann gewinnen wir das Spiel 2:0 oder 3:0. Ich kann mich nur bei der Mannschaft und den Fans entschuldigen", meinte Träsch, der wie schon in Fürth als Antreiber im Mittelfeld agierte. "Es macht Spaß, den Drang nach vorne zu bringen. Jetzt muss ich noch das Toreschießen üben", sagte der 31-Jährige zu seiner neuen, offensiveren Rolle, räumte aber auch ein: "Vielleicht sind wir ein bisschen zu viel Risiko gegangen. Wir wollten nicht unentschieden spielen, sondern unbedingt gewinnen. Dann schlichen sich leichte Fehler ein, und das hat Magdeburg aufgebaut."

Abwehrchef Mergim Mavraj, der sich zunächst zu einer ziemlichen Übertreibung verstieg ("Wir haben Magdeburg an die Wand gespielt und 90 Minuten lang dominiert"), obwohl es vor dem 0:1 durchaus Kontersituationen über Laprevotte und Beck gab, räumte dann doch Fehler im Defensivverhalten ein. "Der Treffer war ein Resultat der Verunsicherung. Die Schlüsselduelle muss man gewinnen", sagte der 32-Jährige. Sein Kollege in der Innenverteidigung gab sich selbstkritisch. "Es war eine 50:50-Entscheidung. Wenn ich rausgehe und den Ball erwische, ist alles gut. Aber vielleicht kann ich die Situation auch besser lösen", sagte Schröck.

Die Frage bleibt, ob es in dieser Partie klug war, am Spielende aufs Ganze zu gehen. Schließlich hätte in diesem Duell gegen einen direkten Konkurrenten im Abstiegskampf ein Punkt immerhin etwas geholfen, die Niederlage jedoch schadet nun umso mehr.

In dieser Hinsicht überraschte, dass Krauße, der sich schon ziemlich verausgabt hatte, bis zum Schluss als alleiniger Abräumer auf der Sechserposition agierte, während sich Träsch und auch Cohen weiterhin offensiv orientierten. Eine taktische Umstellung oder eine Einwechslung Benedikt Gimbers wären Alternativen gewesen.

Zudem dürfte auch die Personalie Stefan Kutschke für weitere Diskussionen sorgen, zumal der Stürmer mit seinem späten Einsatz - er kam in der 83. Minute - sichtlich unzufrieden war. Nach dem Abpfiff knallte er eine Wasserflasche wutentbrannt auf den Rasen, und setzte sich demonstrativ alleine auf die Spielerbank, während sich die Kollegen bereits zum Kreis auf dem Platz formierten. Erst dann lief Kutschke vor sich hinschimpfend zu den Kameraden. Neuzugang Sahin war bereits in der 73. Minute in die Partie gekommen, Talent Fatih Kaya, der in der Vorbereitung überzeugt hatte, gehörte gar nicht erst zum Kader.

Kellers Strategie, auf die drei bereits vollzogenen Wechsel seines Kollegen Michael Oenning nicht zu reagieren, ging jedenfalls nicht auf. "Die Mannschaft war gut drauf, hat nichts zugelassen und das Spiel dominiert. Da gab es für mich keinen Grund, etwas zu ändern", begründete der FCI-Trainer sein Vorgehen.

So blieb auch Träsch, dessen operiertes Knie immerhin gehalten hatte, nur der Blick voraus. "Wir hätten den Sieg von Fürth vergolden können. Das haben wir verpasst. Nichtsdestotrotz ist nichts verloren. Jetzt müssen wir schauen, dass wir in Aue konsequenter unsere Chancen nutzen und dort gewinnen."
 

Gottfried Sterner