Roth
Einer von der alten Schule

18.09.2011 | Stand 03.12.2020, 2:24 Uhr

Ganz im Zeichen Ernst Rossmeissls stand die Feier im neuen Gebäude der AWO-Tochter Auf Draht - Foto: Tschapka

Roth (tis) Vor rund zwei Jahren wurde der Grundstein für den Erweiterungsbau der Rother AWO-Selbsthilfefirma „Auf Draht“ gelegt, am Samstag ist das moderne Gebäude offiziell eingeweiht worden.

Bei der großen Feier im Speisesaal waren Politiker, AWO-Mitarbeiter und Ehrengäste versammelt, um den großen Tag gebührend zu feiern, nur einer fehlte: Ernst Rossmeissl – der an diesem Tag verabschiedet werden sollte.

Doch der stellvertretende Vorsitzende des Kreisverbands Roth-Schwabach und Vorsitzender des Rother Ortsverbands musste aus gesundheitlichen Gründen passen. Ernst Rossmeissl sei einer von der „alten Schule“, sagte Landrat Herbert Eckstein. Ohne ihn würde es wichtige Investitionen im Rother Landkreis nicht geben. Als Beispiel nannte er das Rother Sozialzentrum, das nun auch seinen Namen tragen würde.

Thomas Beyer, der Landesvorsitzende der AWO in Bayern, erinnerte an das bewegte Leben Rossmeissls. Wie viele Flüchtlinge, die es in die Region verschlagen hatte, landete auch Rossmeissl zunächst im Sammellager Vogelherd in Schwabach. Schon bald trat er in den SPD-Ortsverein Roth, in dem er schnell Verantwortung übernahm und 1950 die örtlichen „Falken“ gründete. 14 Jahre gehörte er dem Vorstand der Partei an, 3 davon als Vorsitzender. Auf Kreisebene war er seit 1966 mehrere Jahre stellvertretender Vorsitzender und 1970 wurde er erstmals in den Bezirkstag gewählt, dem er bis 1994 angehörte. Außerdem saß er 30 Jahre lang im Rother Stadtrat. Zahlreiche Ehrungen wurden ihm zuteil. „Aber seine Herzensangelegenheit war immer die AWO gewesen und die Menschen, die nicht immer auf der Sonnenseite des Lebens stehen“, sagte Beyer. Deshalb gelte ihm Dank für diese Lebensleistung.

Burkhard Winter, der Geschäftsführer der AWO-Selbsthilfefirma Auf Draht, der auch schon seit 1986 bei der AWO ist, war sichtlich stolz auf die neuen Räumlichkeiten, die viel Platz bieten für die rund 100 Mitarbeiter der Firma, von denen zwei Drittel an psychischen Handicaps leiden würden. So befinden sich im neuen Gebäude sämtliche Verwaltungsräume, mehrere Schulungsräume und Produktionsstätten und vieles mehr.

Die technischen Details erklärte Architekt Bernd Stadelmann. So gebe es eine Großküche auf 600 Quadratmetern für bis zu 400 Essen am Tag, den großen Speisesaal mit rund 230 Sitzplätzen und einen zentralen Innenhof im Zentrum des Gebäudes, der zur Gliederung der Funktionen, zur Belichtung der Flure und zur Orientierung im Gebäude diene. Ein weiterer wesentlicher Bestandteil der Planungsaufgabe bestand in der Umsetzung eines energetischen Konzeptes, welches die Ausführung der Gebäudehülle im Standard „Passivhaus“ beinhalte, ebenso wie eine erhöhte Wärmedämmung und die Ausführung der Fenster mit Dreifachverglasung. Die Baukosten inklusive der technischen Gebäudeausrüstung und der Außenanlage lagen bei rund fünf Millionen Euro. Bei den Elektro-, Fliesen- und Malerarbeiten beteiligten sich auch drei Eigenbetriebe von Auf Draht.

Für die musikalische Umrahmung der Feierstunde sorgte Ars Cantandi unter der Leitung von Harald Berthel, aber nach dem offiziellen Teil kamen die vielen Gäste nicht nur musikalisch auf ihre Kosten. In der neuen Großküche war man sehr fleißig und bereitete unter anderen ein südländisches und ein „Tex-Mex-Thai-Buffet“ zu, es gab jede Menge fränkische Salate, und vieles mehr. Im Lauf des Nachmittags zeigte unter anderen dann noch die Trommelgruppe Trommelfell aus Schwabach ihr Können, ebenso wie die Rock- und Popband Friserski.salon.