Einen Traum verwirklicht

Vor sechseinhalb Jahren wagte die Geisenfelderin Stephanie Schweiger den Sprung in die Selbstständigkeit - obwohl ihr alle davon abrieten

03.04.2020 | Stand 02.12.2020, 11:36 Uhr
Als sie mit ihrem Berufsleben haderte, machte sich Stephanie Schweiger mit einem eigenen Laden selbstständig. Den Schritt hat sie nie bereut. −Foto: privat

Geisenfeld - Seinen festen Job hinzuschmeißen, um seinen Traum von der Selbstständigkeit zu verwirklichen, kostet viel Mut - und durchaus auch einen Dickschädel, damit man pessimistische Meinungen aus dem Umfeld an sich abprallen lassen kann.

 

Stephanie Schweiger hatte vor sechseinhalb Jahren beides: Sie eröffnete in Geisenfeld (Kreis Pfaffenhofen) ihren eigenen Laden, die "Feinkostbar".

"Weder meine Familie noch meine Freunde haben damals verstanden, warum ich dafür meine Arbeit samt Firmenauto aufgebe", erzählt sie. "Alle waren der Meinung: ,Ein Feinkostgeschäft im kleinen Geisenfeld? Wer braucht das denn, das läuft doch nie. '" Heute führt die 37-Jährige nicht nur den Laden in Geisenfeld, sondern hat vor vier Jahren noch einen weiteren in Pfaffenhofen eröffnet. Sie beschäftigt insgesamt zehn Mitarbeiter auf Teilzeit- und 450-Euro-Basis.

Zuvor war Schweiger acht Jahre lang Gebietsleiterin eines Kosmetikkonzerns. Im Außendienst betreute sie Parfümerien und Drogerien in ganz Bayern. "Mir hat der Vertrieb schon auch viel Spaß gemacht. Aber irgendwann war es einfach keine Herzensangelegenheit mehr. " Jeden Tag unterwegs zu sein, auf der Autobahn im Stau zu stehen, von einem Termin zum nächsten zu hetzen, um dann abends alleine im Hotel zu sitzen - kurz vor ihrem 30. Geburtstag fing Schweiger an, mit ihrem Berufsleben zu hadern.

Schon einige Jahre zuvor hatte sie es sich zur Gewohnheit gemacht, Etiketten von Produkten aus Feinkost- oder Teeläden, die ihr zu Hause besonders gut schmeckten, zu fotografieren und in einem Ordner zu sammeln. "Ich hatte damals schon die Vorstellung von einem eigenen Laden im Hinterkopf, habe es mir aber noch nicht zu sagen trauen. "

Als in Geisenfeld schließlich eine Immobilie frei wurde, fasste sie ihren Entschluss: "Wenn ich es jetzt nicht mache, mache ich es nie. " Erst kurz vor Vertragsabschluss weihte sie ihr Umfeld ein - und erntete vollstes Unverständnis. "Du mit deinen Ideen. . . Wir werden da aber nicht mitarbeiten! ", hieß es etwa seitens ihrer Familie. Dennoch waren sie sofort mit ihrer Unterstützung zur Stelle, als es dann wirklich ernst wurde, Schweiger den Businessplan machte, einen Kredit aufnahm und ihr Vorhaben in die Tat umsetzte. Keine einfache Zeit - jede Minute Freizeit und jedes bisschen Geld wurde in den Laden investiert. "Aber ich war glücklich", sagt sie.

Und die Leute kamen. Ein Umzug nach zwei Jahren auf die andere Straßenseite bescherte ihr einen enormen Kundenzuwachs. "Der Laden wurde dort einfach besser wahrgenommen. " Weil Schweiger in den neuen Räumlichkeiten auch Starkstromanschluss hatte, richtete sie noch zusätzlich eine kleine Cappuccino-Bar ein. 65 bis 70 Prozent ihres Umsatzes macht sie aber mit Geschenken. Und trotz aller anfänglichen Bedenken: Mama und Schwester arbeiten nach wie vor im Laden mit - und zwar sehr gerne. "Da bin ich auch wirklich dankbar. Ohne sie würde ich das gar nicht schaffen", sagt Schweiger. Sie ist mittlerweile selbst Mutter von zwei kleinen Kindern und muss daher Familie und Selbstständigkeit unter einen Hut bringen. "Aber es geht", betont sie. "Ich habe den Schritt nie bereut. "

Wie viele andere Selbstständige trifft Schweiger die Corona-Krise nun natürlich mit voller Wucht. Aber ganz nach dem Motto "Jammern hilft jetzt auch nicht weiter", hat sie vor ein paar Tagen einen Online-Shop eröffnet, und liefert ihre Produkte nun selbst aus.

DK