Eichstätt
Eine spitze Lanze für den Denkmalschutz

Der Jurahausverein hat eine neue Ausgabe der Zeitschrift "Das Jurahaus" und zugleich sein Jahresprogramm herausgebracht

24.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:15 Uhr

Typisch fürs Jurahaus, aber leider sehr selten geworden: ein neues Legschieferdach in der Eichstätter Antonistraße. - Foto: Chloupek

Eichstätt (EK) Der Jurahausverein hat soeben die 23. Nummer seiner Zeitschrift "Das Jurahaus" herausgebracht. Vielfalt ist Trumpf bei den Themen rund um Denkmalschutz und die einmalige Hauslandschaft des Altmühltals. Und wie immer nehmen die Autoren kein Blatt vor den Mund.

So schildert Vereinsvorsitzende Eva Martiny in einem langen, mit zahlreichen Bildern dokumentierten Beitrag, wie sich in jüngster Zeit die Abbrüche historischer Gebäude häufen. Unter dem Titel "Denkmalschutz - Gesetz ohne Bedeutung" schreibt sie: "Immer geringer werden bei Politikern und Behörden die Skrupel, historische Gebäude abzureißen, immer deutlicher wird der Vorrang kurzfristiger ökonomischer Überlegungen, immer häufiger wird der Denkmalschutz ausgehebelt: Wir erleben eine Abbruchwelle, die die Zerstörungen der 1960er- und 70er-Jahre womöglich allein deshalb übertrifft. In rasendem Tempo verschwinden historische Ortsbilder und Gebäude."

Der Jurahausverein stemmt sich seit Jahrzehnten gegen diese fatale Entwicklung, auch in diesem Jahr hat er ein anspruchsvolles Jahresprogramm vorgelegt (siehe Kasten rechts). Es geht dem Verein nicht nur darum, die schmerzhaften Verluste aufzuzeigen, sondern mit guten Beispielen Mut zum Denkmalschutz in der Region zu machen. Im neuen Heft, das in den Buchhandlungen der Region zum Preis von 8,50 Euro zu haben ist, geht es deshalb auch um "Helden des Denkmalschutzes", die in privater Initiative Jurahäuser retten. Gewürdigt werden dabei die Familien Gutmann aus Titting und Eichinger aus Haunstetten. Längst, so schreibt Eva Martiny, hätte die Familie Eichinger eine öffentliche Auszeichnung verdient. Die Familie Gutmann dagegen hat bereits die Bayerische Denkmalschutzmedaille erhalten. Der Architekt Johannes Geisenhof stellt in diesem Zusammenhang das Schloss Titting, den Sitz der Brauerei Gutmann vor. Dem Moierhof in Pfünz widmet sich unter dem Titel "Neues Leben in altem Gemäuer" der Journalist Andrea Franzetti. Helga Stadler vom Eichstätter Landratsamt erklärt das Jurahaus-Sonderprogramm von Landkreis, Bezirk Oberbayern und Landesamt für Denkmalpflege als "eine beständige Größe" zur Förderung der einmaligen Steindächer in der Altmühl-Jura-Region. Der Nachbarbezirk Oberpfalz hat sich dies - nach Jahrzehnten - zum Vorbild genommen und versucht nun mit derselben Förderstrategie die letzten Reste der einst so ortsprägenden steinernen Dächer zu retten. Im Landkreis Eichstätt wurden über dieses Programm im Lauf der letzten 37 Jahre rund sechs Millionen Euro ausgeschüttet, um den Bauherren die Eindeckung der - sündteuren - neuen Legschieferdächer zu ermöglichen.

Porträtiert wird ein "streitbarer Schwabe", Alois Sailer aus dem Landkreis Dillingen, der sich seit 50 Jahren für Denkmal- und Naturschutz einsetzt ("Schütz dieses Land vor Unverstand"). Erich Naab schreibt über die anstehende Sonderausstellung mit jüdischen Porträts - Lithografien von Hermann Struck, die im Oktober im Museum Das Jurahaus in Eichstätt zu sehen ist. Dort finden übrigens auch immer wieder Workshops für Schüler statt, über deren Konzept ebenfalls berichtet wird.

Und der Jurahaus-Verein wäre natürlich nicht der Jurahaus-Verein, wenn er über den allgemeinen Abrisswahn hinaus nicht auch noch die eine oder andere spezielle Bausünde geißeln würde: Eva Martiny nimmt sich des Themas "Sondermüll Fassadendämmung" an - Polysteroldämmungen gelten inzwischen in der Entsorgung als hochproblematisch, was man unter Einsatz von ein wenig gesundem Menschenverstand schon gleich hätte ahnen können. Klaus Staffel schreibt über das "Trauerspiel um das Gießereigelände in Ingolstadt". Und Josef Deß, Jurahausvereins-Urgestein, nimmt sich in einem Beitrag das Thema "Einfriedungen und sonstige Befestigungsanlagen" vor. Köstlich sind seine Fotos von der Art und Weise, wie sich unsere Zeitgenossen hinter ihren Grundstücken buchstäblich einmauern. Deß schreibt dazu auch mal: "Ohne Worte". Der Jurahausverein dagegen ist zum Glück immer noch ziemlich sprachmächtig. Dieses Mal auf 86 lesenswerten Seiten.