Ingolstadt
Eine Spende für das Kreuztor

Gestern sammelten Freiwillige wieder eine Faschingsmaut für das Ingolstädter Wahrzeichen ein

05.03.2019 | Stand 23.09.2023, 6:09 Uhr

Ingolstadt (DK) Das Kreuztor markiert im Westen den historischen Eingangspunkt zur Altstadt.

Jedes Jahr am Faschingsdienstag lebt hier eine alte Tradition wieder auf: Für ein paar Stunden wird von den durchquerenden Fahrzeugen ein sogenannter Pflasterzoll verlangt. Der ist freiwillig und dient einem guten Zweck.

Ehrenamtliche Spendensammler und Mitglieder des Fördervereins Kreuztor postierten sich gestern, gewandet in mittelalterliche Kostüme und ausgestattet mit Lanzen, an beiden Seiten des 600 Jahre alten Baudenkmals. Anders als vor vielen hundert Jahren fließt das gesammelte Geld heute allerdings nicht mehr in das Säckel der Stadt, sondern in den weiteren Innenausbau des Tors. Dies mit dem Ziel, das geräumige Innere der Öffentlichkeit weiterhin für kulturelle Veranstaltungen wie Ausstellungen zur Verfügung zu stellen. Um die 700 Euro kämen so durchschnittlich bei der Faschingsgaudi zusammen, schätzt Stadtsprecher und Fördervereinsmitglied Michael Klarner, der als Torwächter selbst mit von der Partie ist. In den vergangenen Jahren konnten mit den Mitteln demnach unter anderem Toiletten und eine Heizung eingebaut werden.

Autos fahren in diesen frühen Vormittagsstunden recht viele durch das Kreuztor. Manche Fahrer sogar ganz bewusst, wie es heißt. Für sie gehöre es seit 15 Jahren zur guten Tradition, die Faschingsmaut zu bezahlen, weiß Brigitte Fuchs, ein Urgestein unter den Spendensammlern. "Wir sind sehr zufrieden. Die Leute geben, was sie möchten. Der höchste Betrag heute waren bis jetzt 20 Euro", sagt sie.

Wer mindestens zehn Euro gibt, dem bläst Oswin Dotzauer auf dem Horn zur Belohnung eine Fanfare. Das ist durchaus öfter der Fall, auch wenn die kleineren Beträge überwiegen. Meist sind es ein oder zwei Euro, die die Autofahrer auf die Schnelle aus dem Seitenfenster reichen. Ab und zu flattert auch ein Fünfer im kalten Wind, der an diesem Morgen durchs Tor pfeift.

Nichts zu geben und einfach weiter zu fahren - das kommt nur für Wenige infrage. "Das gehört doch zu Ingolstadt wie die Nachtwächterführungen", findet Autofahrerin Marion. Sie mache den Spaß deshalb gerne mit. Birgit aus Stammham und Firmin aus Ingolstadt sind derselben Meinung: "Ich finde das gut", sagen sie jeweils und geben einen Obolus.

Maria Uhlmann ist zwar nicht mit dem Auto da, sie hat sich von ihrer Wohnung aus auf Krücken dennoch auf den Weg zum Kreuztor gemacht, um zu spenden. "Unser Kreuztor muss doch erhalten bleiben", sagt die ehemalige Besitzerin der einst bekannten Bäckerei in der Nähe und bleibt noch eine ganze Weile stehen, um den Anblick zu genießen. "Ich schaue gerne zu, das ist doch ein Erlebnis", freut sie sich.

Eine Autofahrerin kann von Dotzauers kraftvoll geblasener Fanfare offenbar nicht genug bekommen. "Noch einmal bitte", sagt sie, nachdem sie dafür extra aus dem Auto gestiegen ist. Fuchs wittert da schon einen neuen Stammgast unter den Zahlungswilligen: "Nächstes Jahr stehen wir wieder da. Dass Sie mir ja vorbeikommen", gibt sie der Frau in ihrer unnachahmlich burschikosen Art mit auf den Weg. Anderen schickt sie beim Wegfahren ein von Herzen kommendes "Vergelt's Gott, schönen Tag noch und gesund bleiben" hinterher. "Die Mehrzahl reagiert freundlich auf uns", sagt Regina Straub, die heuer das erste Mal dabei ist. Wer mehr über den Förderverein wissen wolle, dem erzähle sie davon, so die Kunsthistorikerin. Ein Autofahrer habe jedoch kein Verständnis für das Ansinnen aufgebracht. "Der wollte die Polizei rufen, weil wir hier den Verkehr blockieren", sagt sie.

Michael Brandl