Roth
Eine reife Leistung

Schauspielgruppe des Rother Gymnasiums wagt sich an die "Dreigroschenoper" und gewinnt

23.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:09 Uhr

Vor Mackies Zelle kommt es zu einer Eifersuchtsszene zwischen der schwangeren Lucy und Ehefrau Polly. - Foto: Klier

Roth (HK) „Weil diese Oper so prunkvoll gedacht war, wie nur Bettler sie erträumen, und weil sie so billig sein sollte, dass Bettler sie bezahlen können, deshalb heißt sie Dreigroschenoper.“ Dies hat einst Bert Brecht über sein Werk gesagt, dass nun die Schauspielgruppe des Rother Gymnasiums aufführt.

„Und der Haifisch, der hat Zähne . . .“, berichten die Moritatensänger Christian Böhm, Pia Distler, Clara Geng und Dominik Kiebler. Sie singen einen der bekanntesten Titel aus der „Dreigroschenoper“ von Bert Brecht und Kurt Weill. Im Mittelpunkt der Gangsterballade steht der Räuber und Mörder Machaeth, genannt Mackie Messer. Voll engagiert gehen die Schüler ans Werk und etliche von ihnen überzeugen bei den eingestreuten Songtiteln mit ihren klaren und kräftigen Solostimmen.

Hinter einem Vorhang sind die Instrumentalisten Anja Metzdorf, Alexandra Beck, Anja Haberler, Michael Bayerlein, Moritz Freimuth, Daniel Bernet und Christian Engelhard, sowie der durch Lehrkräfte verstärkte Schulchor versammelt. Sie begleiten das Geschehen live. Einen besonders anspruchsvollen Part hat Heidrun Rosenberger am Klavier. Kein einziger Titel wird eingespielt. Das allein schon ist einer Würdigung wert. Für die Technik sind Philippe Patek, Jonas Reißmann, Roland Kury und Team, Niklas Patek und LR Media zuständig.

Die Darsteller zeigen eine reife Leistung. Da ist unächst der eiskalt berechnende Jonathan Peachum (Jonathan Fiegl), der im Londoner Stadtteil Soho in den 20er Jahren eine Firma unterhält, in der die „Elendsten der Elenden“ so ausgestattet werden, dass sie der „Verhärtung der Menschen“ entgegenwirken. Natürlich geht das nur gegen Bezahlung. Der Bettler Filch (Marina Landshammer) ist der erste, der seine Härte zu spüren bekommt. Aber da müssen Peachum und seine Frau Celia (Meike Stadelbauer) erfahren, dass ihre Tochter Polly (Verena Lopez) mit dem Gangster Macheath (Niklas Eckert) durchgebrannt ist. In einem Pferdestall feiern sie Hochzeit mit der „Platte“, das sind Mackies Gangster (Daniel Fichtner, Clara Geng, Fabian Hagen, Lena Hausen, Hanna Kuhn und Fabian Winkler). Pastor Kimball (Hanna Weinfurter) traut das ungleiche Paar.

Für Peachum bedeutet der Verlust der Tochter dasselbe wie vollkommener Ruin. Mit seiner Frau Celia beschließt er, Mackie an die Polizei auszuliefern. Polly warnt ihren frisch Angetrauten vor der drohenden Verhaftung. Mackie flieht in ein Hurenhaus. Dort verrät ihn Spelunken-Jenny (Josephine Körner), seine Exgeliebte, an die Polizei. Mackie wird von Inspektor Smith (Antonia Bimmüller) und Konstablers (Jannik Neubauer) verhaftet und wandert hinter Gitter. Aber seine frühere Geliebte, die offenbar schwangere Lucy (Sarah Ludwigs), sie ist pikanterweise die Tochter des Polizeichefs Brown (Christopher Frye), verhilft ihm zur Flucht. „Verraten von den Huren, wird Mackie durch die Liebe eines weiteren Weibes aus dem Gefängnis befreit.“ Wieder flieht er zu den kessen Huren (Anne Füller, Isabella Guse, Paula Ludwig, Verena Meyer, Selina Vollrath und Franziska Winkler). Und wieder wird er verraten und eingesperrt. Er wird zum Tode verurteilt. Im Angesicht des Todes leistet Mackie Messer jedermann Abbitte. Vor seiner Zelle kommt es zu einer glänzend gespielten Eifersuchtsszene zwischen Lucy und Polly . . .

In den drei Stunden zeigen die Beteiligten eine wahrlich „gigantische Vorstellung“, wie Oberstudiendirektor Rudolf Kleinöder sagt. Er sei „mehr als beeindruckt“. Hinzu komme, dass ein großer Teil der Mitwirkenden gerade das Abitur absolviert hatte.

Wie die Dreigroschenoper endet? Das kann man am besten selber erleben, nämlich am heutigen Mittwoch ab 19 Uhr in der Aula des Gymnasiums Roth. Der Eintritt kostet acht Euro. Ein Besuch lohnt sich.