Neuburg
Eine Nacht geballter Kultur

Bei Wort Klang Bild hatten Besucher die Wahl zwischen 50 Veranstaltungen

15.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:21 Uhr
Wort Klang Bild −Foto: Hammerl, Andrea, Karlshuld(Grasheim)

Neuburg (ahl) Lichterspiele, Feuerspeier, Lesungen, Theater und Musik - mit rund 50 Veranstaltungen an 17 Orten hat die Neuburger Kulturnacht Wort Klang Bild wieder jede Menge geboten. Anlässlich des Reformationsjahres trug sie den Zusatz "Glaubensfragen".

Darauf nehmen die meisten der Aussteller und Künstler Bezug. In Lila und Gelb changieren die Wände des Neuburger Schlosses, das Ausgangspunkt für die Ausstellung "Fürstenmacht und wahrer Glaube" ist und sich so auch farblich ganz in den Dienst der Konfessionen stellt. Gelegentlich erscheinen auch größere grüne Kreise oder kleine weiße Punkte im Schlosshof, wo die Jagdhornbläser ihr Publikum finden, das sich nicht nur an den Klängen erfreut, sondern auch Wissenswertes über das Instrument erfährt. Im Kongregationssaal wechseln sich Schlagzeuger 4 Hoibe mit dem vierköpfigen Saxtett ab - ein paar Zuhörer mehr hätten es durchaus sein dürfen. Auch die Lions sind zumindestens während der ersten beiden Stunden ein wenig enttäuscht von der geringen Resonanz ihres Bücherflohmarkts. Insgesamt scheinen trotz der milden Herbstnacht etwas weniger Leute unterwegs zu sein als sonst. Wer sich allerdings zum Bummeln durch die nächtliche, festlich illuminierte Altstadt aufgemacht hat, genießt die Kulturnacht in vollen Zügen. "Mir gefällt das immer - ich wohne ja hier um die Ecke", meint ein Neuburger vergnügt, der Richtung Hofkirche unterwegs ist. Dort erscheinen im Wechsel Sprüche aus Bibel, Talmud oder von Philosophen wie Laotse, auch Martin Luther ist natürlich vertreten. Relativ gut besucht sind die Feuerschau des Neuburger Traumtheaters, und Angela Kockers berührende Tanztheaterminiatur "Angela‘s Ashes", die von Helena Beck (Gesang) und Paul Beck (Orgel) begleitet wird.

Während in den vergangenen Jahren mehr kleine Konzerte geboten waren, stehen heuer Ausstellungen im Vordergrund. Unter dem Thema "Der Ablaß" öffnet Irene Schleer die Galerie am Schloss, das Atelier Frauenzimmer und Mannsbilder kombiniert Einblicke in Schaffensprozess und Ausstellung, im Café Wortschatz fließen Ausstellung, Musik und Lesung ineinander, im Hotel Aussicht geht es um Glaubensfragen und im Rathausfletz ergänzt ein zusätzliches Exponat die Ausstellung "Glaube" des BBK. Stärker nachgefragt sind die Führungen - schließlich ist nicht alle Tage ein Blick hinter die Kulissen von Schloss oder Rathaus möglich.

Je dunkler es wird, desto imposanter die Lichterspiele und umso mehr Kundschaft ist unterwegs, die meisten mit einem Flyer in der Hand, um ihr persönliches Highlight nicht zu verpassen. Eine fragile Glitzerwelt aus Alu und Frischhaltefolie erwartet die Besucher des Stadttheaters in Garderobe und Foyer, das zwei junge Nachwuchskünstlerinnen, Selina Zack und Marina Pohl, für ihre erste gemeinsame Arbeit nutzen, eine erklärungsbedürftige, metaphysische Arbeit "Zwischen hier und da". Ob sich darin Hoffnung ausdrückt oder eher Beklemmung angesichts der jungen Frau, die sich aus einer Frischhaltefolie zu befreien sucht, bleibt dem Betrachter überlassen. Fröhlicher geht es im Marstall beim Spieleverein zu, dessen Mitglieder etliche ihrer rund 60 Brettspiele aufgebaut haben und Spielinteressierten Rede und Antwort dazu stehen.

"Sehr zufrieden", zeigt sich Kulturamtsleiterin Kathrin Jacobs am Sonntagmorgen, "wir hatten mildes Wetter, man konnte gemütlich umherschlendern und sich treiben lassen". Sie habe lauter glückliche Gesichter gesehen. Die Besucherzahl schätzt sie auf etwa 1000 bis 1500, also ähnlich wie in den Vorjahren.