Eine mutige Frau

Kommentar

11.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:34 Uhr

Die anti-europäischen Hetzer Boris Johnson und Nigel Farage und auch der Premier haben die Brücke verlassen. David Cameron hat das Brexit-Referendum angesetzt, dessen Ausgang seine Landsleute, davon ist fest auszugehen, noch bitter bereuen werden.

Drei Männer, die versagt haben, und über die die Geschichte ein verheerendes Urteil fällen wird. Jetzt wird es eine Frau sein, die das Ruder übernehmen wird und ihre Nation aus der EU steuern soll. Keine dankbare Aufgabe.

Mit einem atemberaubenden Ausmaß an Dummheit und Kaltschnäuzigkeit ist nun auch Energiestaatssekretärin Andrea Leadsom von Bord gesprungen. Nun ist bei den Tories nur noch eine Einzige übrig, die den Mumm hat, Verantwortung zu übernehmen, nachdem die vermeintlichen Kraftprotze sich als Leichtmatrosen entpuppt haben. Dass Teresa May in diesen Tagen nicht auch wegläuft, sondern bereit ist, in die Downing Street einzuziehen, verdient Respekt. Schließlich soll sie einen Akt vollziehen, den sie nicht gewollt und gegen den sie selbst votiert hat: Sie soll den Antrag stellen, auf den Brüssel und die Noch-EU-Partner warten.

Die passende Karte wird sie dafür in ihrem neuen Büro nicht finden. Dort gibt es keine Pläne für den Austritt. Die Möglichkeit, dass die Briten wirklich für den Brexit stimmen könnten, überstieg Camerons Horizont. Niemand wird May sagen, welcher der richtige Kurs ist. Regierungserfahrung hat sie. Doch sie ist mit einer beispiellosen Aufgabe konfrontiert. Dass sie gegen das war, was sie tun muss, sollte es den Europäern erleichtern, vernünftige Lösungen zu suchen.