Kösching
Eine Madonna in guter Hoffnung

Der Köschinger Hobbykünstler Wolfgang Brauner hat eine drei Meter hohe Holzskulptur geschaffen

31.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:24 Uhr

Eine schwangere Madonna: Seine Holzskulptur, die nicht gotteslästerlich wirken soll, präsentiert Wolfgang Brauner. - Foto: Krassler

Kösching (DK) Wenn die Hecke den Blick frei gibt, steht sie unvermittelt vor einem. Überlebensgroß und bodenständig. Die „Madonna in guter Hoffnung“ von Wolfgang Brauner. Entstanden ist die drei Meter hohe und rund 1500 Kilo schwere Holzskulptur auf einem landwirtschaftlichen Anwesen in Kösching.

Den linken Arm reckt die Madonna nach oben – und aus der Distanz scheint es, als hielte sie mit in die Ferne gerichtetem Blick dem Himmel den Erdball entgegen. Doch Brauner hat ihr den Apfel der Schöpfungsgeschichte in die Hand gelegt, der an die Vertreibung aus dem Paradies erinnern soll. Dabei bleibt die Frage offen, ob Brauners Maria („keine Blasphemie“) den Paradiesapfel Evas an das Universum zurückgeben will, weil sie seiner überdrüssig ist, oder ob sie ihn, wie zu einem späten Triumph, nach oben reckt.

Wolfgang Brauner, der Schöpfer der Madonna, hat sich das Schnitzen selbst beigebracht. Hauptberuflich betreibt der 66-jährige Köschinger ein Ingenieurbüro für Landschaftsplanung und widmet sich seit vielen Jahren auch ökologischen Themen. Wie kommt jemand wie Wolfgang Brauner zum Schnitzen? „Bis zu meinem 49. Lebensjahr wusste ich nicht, dass ich das kann. Meinen ersten gestalterischen Kontakt zu dreidimensionalen Objekten hatte ich in Carrara“, sagt er. Damals, im Jahr 1997, machte er erste Erfahrungen mit der Bildhauerei.

Einige Jahre zuvor hatte sein Leben von einer Minute auf die andere eine dramatische Erschütterung erfahren. Der Tod eines Sohnes warf ihn zunächst vollkommen aus der Bahn: „Da wird es plötzlich leer um einen, und es begleiten dich tausende Fragen, auf die es keine Antworten zu geben scheint. Mit dem Tod eines, wenn auch beinahe schon erwachsenen, Kindes beginnt gleichzeitig der eigene Überlebenskampf. Ich musste Wege finden, um mit diesem Trauma fertig zu werden, um mein eigenes Leben wieder in den Griff zu bekommen“, so Brauner.

Ein Weg führte ihn zum bildnerischen Gestalten. Informationen über Techniken und Materialkunde sowie Anregungen holte er sich bei mehreren Seminaren in Carrara – und zwar bei dem mittlerweile verstorbenen Uwe Wallen, einem ebenfalls bildhauerischen Autodidakten. Dabei merkte der Köschinger schnell, dass das Fertigen von Skulpturen aus Stein und Holz für ihn ein hervorragendes Medium war, um Antworten zu finden in dieser schwierigen Situation. „Ein Gärungsprozess war das.“

Seine Werke, zunächst alle aus massivem Stein, waren bislang in verschiedenen regionalen Ausstellungen zu bestaunen. Regelmäßig zu sehen sind seine Skulpturen seit einigen Jahren bei den Ausstellungen der Kreativen Köschinger.

Mit der Madonna, die kürzlich präsentiert wurde, will Brauner, der Großvater wird, seine Glücksgefühle zum Ausdruck bringen. Das Holz der Madonna kommt von einem Spitzahornstamm aus dem Köschinger Friedhof. Brauner hat ihn vor dem Kaminfeuer bewahrt. Brauners Madonna wirkt weder grobschlächtig noch aufpoliert.

Maserung und Struktur des Holzes sind gekonnt in die Skulptur aufgenommen. Nur an einigen Stellen gibt es gröbere Risse im Holz. „Wo die Skulptur einmal stehen soll, ist noch völlig offen“, sagt Wolfgang Brauner. In ein normales Wohnzimmer passt sie jedenfalls nicht.