Eichstätt - Ein "echter Weltstar" stehe im Mittelpunkt dieses Sommers im Altmühltal, meinte die Leiterin des Eichstätter Jura-Museums, Christina Ifrim.
Und es sollten noch viele weitere Superlative in den folgenden Grußworten fallen. Tatsächlich ist es eine bis dato einmalige Aktion, die am Montag auf der Willibaldsburg in Eichstätt gestartet wurde: Von hier erhebt sich nun bildlich gesprochen der weltberühmte Urvogel Archaeopteryx zu einer ausgewiesenen "Flugroute" durch den Naturpark Altmühltal.
Das Jura-Museum in Eichstätt ist, wie der Generaldirektor der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen, Gerhard Haszprunar, in seinem Grußwort schrieb, unter neuer Trägerschaft der Katholischen Universität und mit ihrer neuen Leiterin Christina Ifrim in diesem Jahr selbst "wie Phönix aus der der Asche" gestiegen und hat sich nun erstmals zu einem Gemeinschaftsprojekt mit dem Geozentrum Solnhofen, dem Dinopark Denkendorf und dem Museum Bergér am Blumenberg zusammengefunden.
Die vier Fossilien-Museen im Naturpark haben eine gemeinsame "Flugroute" des Archaeopteryx durchs Altmühltal entwickelt, die Einheimische und Touristen nach dem Corona-Lockdown und trotz der immer noch nötigen Beschränkungen und Vorsichtsmaßnahmen wieder verstärkt in die Museen lotsen will. Wer alle den Sommer über vier Einrichtungen besucht, bekommt ein "Forscherdiplom". Außerdem gibt es einen großangelegten Kreativwettbewerb, bei dem es Jahresfamilienkarten für alle vier Einrichtungen zu gewinnen gibt - mit einem Gesamtwert von knapp 30000 Euro (siehe auch Infokasten).
Zum Start der Aktion machten alle Beteiligten jedoch klar, dass eigentlich keine zusätzlichen Lockmittel für einen Museumsbesuch nötig wären, denn die Fossilien seien Attraktion genug: 14 Urvogel-Funde gibt es bis dato weltwelt, davon elf bereits nachgewiesene Archaeopteryx-Exemplare, erklärte Christina Ifrim. Und sieben davon seien tatsächlich in den beteiligten Museen im Altmühltal zu besichtigten. Das Eichstätter Exemplar auf der Willibaldsburg ist von der Paläontologischen Gesellschaft zum "Fossil des Jahres 2020" gekürt worden. Von hier startet die "Flugroute" dann ins Geozentrum Solnhofen und in den Dinopark Denkendorf und auch zum Museum Bergér, auch wenn dort auf dem Blumenberg selbst noch kein Urvogel "heimisch" geblieben ist. Archaeopteryx sei mit Lucy, dem Urmenschen, eine "globale Ikone der Evolutionsgeschichte", betonte der Leiter des Geozentrums Solnhofen, Martin Röper, der sich ebenfalls sehr über die neue Zusammenarbeit mit dem Jura-Museum erfreut zeigte. Fossilien und besonders die Urvögel seien für die Region identitätsstiftend, deshalb müssten sie hier in der Region bleiben und auch ansprechend präsentiert werden. Dem stimmten Georg Bergér vom gleichnamigen Museum sowie Frederik Spindler vom Dinopark Denkendorf voll und ganz zu.
Als Regens des Bischöflichen Priesterseminars, dem die Fossilien des Jura-Museums gehören, freute sich Michael Wohner sichtlich über den gelungenen Neustart und über diese Kooperation der vier Museen, die er bewusst ein "erstes Projekt" nannte. Uni-Präsidentin Gabriele Gien zeigte sich als Vertreterin der Trägerin ebenfalls begeistert davon, dass nun das erste Projekt nach dem Neustart ein solch erfreuliches Gemeinschaftsprojekt sei, das Wissenschaft mit neuen Wegen einem breiten Publikum zugänglich mache - weitere dürften gerne folgen. Das hörte auch der Geschäftsführer des Naturparks, Christoph Würflein, gerne, schließlich lebe der Tourismus von solchen attraktiven Angeboten und Zusammenarbeit über Landkreis und Regierungsbezirksgrenzen hinweg.
Deshalb waren aus dem Nachbarlandkreis Weißenburg-Gunzenhausen auch der stellvertretende Landrat Günter Obermeyer und der zweite Bürgermeister von Solnhofen, Joachim Schröter, gerne gekommen. Eichstätts Landrat Alexander Anetsberger und Oberbürgermeister Josef Grienberger zeigten sich, wie es Grienberger formulierte, "zutiefst dankbar für alles, was hier passiert".
Der Gründungsdirektor des Jura-Museums, Günter Viohl, zeigte sich ebenfalls sehr froh und dankbar über diese neu belebte Zusammenarbeit mit den benachbarten Einrichtungen und erinnerte daran, dass die Museen nun gemeinsam ihrer wichtigsten Bildungsaufgabe nachkämen, nämlich aufzuzeigen, dass "der Mensch samt seiner Kultur Teil der Natur ist". Wenn er nicht lerne, mit und in der Natur zu leben, dann - das zeige die Evolutionsgeschichte - werde er der Selektion zum Opfer fallen. "Wir sind Teil der Natur, nicht ihre Herren", das werde gerade in den aktuellen Zeiten der Corona-Pandemie deutlich. Dass nun - "endlich", wie er betonte - die vier Fossilien-Museen des Altmühltals zusammenarbeiten, sei ein sehr gutes Zeichen. Denn eines habe die Geschichte von der Entwicklung des Lebens seit Jahrmillionen gelehrt, so Viohl: "Kooperation ist das erfolgreichste Prinzip der Evolution. "
DK
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