Kinding
"Das Tor zum Altmühltal"

Alter Bahnhof Kinding: Vorstellung der Machbarkeitsstudie zur künftigen Nutzung des Areals

30.06.2020 | Stand 23.09.2023, 12:38 Uhr
Sehr angetan: Christoph Würflein, Geschäftsführer des Naturpark Altmühltal, und Kindings Bürgermeisterin Rita Böhm beauftragten die Landschaftsarchitektin Martina Schneider, Stadt Raum Planung, den Architekten Matthias von der Recke, Jensen Ingrisch Recke und Jan Vorholt, Cima Beratung + Management GmbH, für die Wirtschaftlichkeitsanalyse, um eine Machbarkeitsstudie für das Gelände rund um den "Alten Bahnhof Kinding" zu erstellen. Nach gut einjähriger intensiver Arbeit präsentierten die drei Büros das Ergebnis den Gemeinderäten und der Öffentlichkeit. Begleitet wurde das Projekt von Mitgliedern der Lenkungsgruppe und Berater Gerd Aufmkolk, WGF Nürnberg. Die Finanzierung der Konzepterstellung wurde im Rahmen eines Leader-Projektes über die LAG Altmühl-Jura beantragt. −Foto: Lund

Kinding - Wie können das historische Gebäude-Ensemble "Alter Bahnhof Kinding" und das dazu gehörende Grundstück sinnvoll genutzt werden?

Wie müsste ein wirtschaftlich tragfähiges Modell aussehen? Um Antworten auf diese Fragen zu bekommen, beauftragte der Markt Kinding mit Unterstützung des Landkreises Eichstätt und der LAG Altmühl-Jura die Projektgemeinschaft bestehend aus Landschaftsarchitektin Martina Schneider (Stadt Raum Planung), dem Architekten Matthias von der Recke (Jensen Ingrisch Recke) sowie Jan Vorholt (CIMA Beratung + Management GmbH) mit einer Machbarkeitsstudie.

Das Team entwickelte gemeinsam in den vergangenen zwölf Monaten ein Nutzungskonzept, das nun in der Gemeinderatssitzung den Kindinger Markträten sowie dem Lenkungsgremium vorgestellt wurde. Die Finanzierung der Konzepterstellung wurde im Rahmen eines Leader-Projektes über die LAG Altmühl-Jura beantragt. Leader-Koordinatorin Agnes Stiglmaier (Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ingolstadt) hob insbesondere die innovative Vorgehensweise bei der Studie hervor, so dass das AELF im März 2019 das Projekt bewilligte.

Der "Alte Bahnhof Kinding" am Fuße des Schellenberges liegt etwa einen Kilometer von der Kindinger Ortsmitte entfernt zwischen Autobahn A9 und Regionalbahnhof. Ein Netz von überregionalen Rad- und Wanderwegen läuft an dem Gelände vorbei. Um diesen Bereich für Bürger und Gäste als "Tor zum Altmühltal", als Aufenthaltsort attraktiv zu gestalten, schlug Jan Vorholt eine Nutzungsmischung aus Naturparkzentrum, Gastronomie, Regionalladen, Tourist-Information und Seminarhaus vor. Ergänzt werde das Angebot durch eine Servicestelle für Radfahrer, die dort zum Beispiel einen Fahrradverleih, Fahrradboxen, E-Ladestelle und Reparaturservice vorfinden könnten. Auch an ausreichend viele Auto-Parkplätze wurde gedacht. Wie diese Angebote auch baulich zu einer stimmigen Einheit werden könnten, zeigte der Architekt Matthias von der Recke an dem mitgebrachten Modell. Er entwarf einen markanten Neubau, der parallel zur Autobahn verläuft und somit auch als Lärmschutz wirkt. Den westlichen Teil bildet ein flacher, eingeschossiger Bau. Aus ihm schiebt sich der östliche Teil des Gebäudes keilförmig in die Höhe. So kann er von der Autobahn aus gut wahrgenommen werden. Im westlichen Teil könnte der Regionalladen mit Gastronomie und Touristinfo untergebracht werden. In dem herausragenden Gebäudekomplex könnte in einem Naturparkzentrum ein interaktives Informations- und Bildungszentrum entstehen: die "Erlebniswelt Altmühltal". Das alte Bahnhofsgebäude selbst könnte zu einem kleinen Seminarhaus werden. Im Zentrum zwischen altem und neuem Gebäude ist ein großer naturnaher Kinderspielplatz vorgesehen, dem ein Biergarten vorgelagert ist.

Bereits bei der Analyse der landschaftlichen und städtebaulichen Umgebung ist dem Team der Schellenberg als markante Landmarke mit einem hohen Wiedererkennungswert aufgefallen. "Dieser riesige, bewachsene Felssporn ragt in den Talknoten von Altmühl, Schwarzach und Anlauter hinein und ist von der Autobahn gut sichtbar", betont Schneider die Bedeutung des Bergrückens. Naturerlebnis und Umweltbildung könnten an diesem Ort schwerpunktmäßig entwickelt und dargestellt werden. Bei den Mitgliedern der Lenkungsgruppe kam die Idee, die Natur und den Schellenberg durch Aktions- und Naturerlebniselemente unmittelbar zu erfahren, sehr gut an. Mit einem architektonisch ausgefallenen Aussichtsturm auf dem Schellenberg könne ein Ort für Umweltbildung entstehen und gleichzeitig einen Panoramablick in alle Täler bieten.

"Mit diesem Kunstgriff überraschte das Planungsteam die Projektträger und das Lenkungsgremium", lobte Professor Gerd Aufmkolk, Landschaftsarchitekt der WGF Nürnberg und Sprecher des Lenkungsgremiums das Ergebnis der Studie. "Sie haben alles darangesetzt, dass an diesem Standort keine Konkurrenz zu den bereits bestehenden Angeboten des Marktes Kinding entsteht, sondern diese davon profitieren können", betonte Aufmkolk. Wirtschaftlich davon profitieren würden auch die umliegenden Gemeinden, die Einzelhandels-, Dienstleistungs- und Gastronomiebetriebe, hielt Aufmkolk fest. Dieser Ort habe das Potenzial, "das Tor zum Altmühltal" zu werden, zeigte sich Christoph Würflein, Geschäftsführer des Naturpark Altmühltal (NPA) von der Studie begeistert und appellierte, für die Zukunft weiter "Groß" zu denken. So, wie dies beim Regionalbahnhof bereits geschehen sei. Dieser habe einen immensen Mehrwert für die ganze Region gebracht. "Im Rahmen der Naturoffensive Bayern fördert der Freistaat Bayern in den nächsten Jahren für jeden Naturpark Bayerische Naturparkzentren, die hohen Qualitätsansprüchen an Standort und Konzept erfüllen müssten", sagte der erfahrene Touristiker und betonte, dass der Bahnhof Kinding unter den bisher geprüften am geeignetsten für ein Naturparkzentrum im NPA wäre.

Die Studie käme zum richtigen Zeitpunkt und sei eine gute Basis, sagte Bürgermeisterin Rita Böhm. Sie fügte allerdings gleich hinzu, dass die Gemeinde erst einmal auf Investorensuche gehen müsse. Für Böhm ist der Verlauf des Radweges zum Regionalbahnhof bereits eine wichtige Erkenntnis aus dem Projekt. Die Planung konnte vergeben werden. Wie ein Regionalladen mit Leben erfüllt werden könne und die gesamte Region durch eine Verbesserung der Nahversorgung profitieren kann, soll mit dem Projekt "LandVersorgt" ermittelt werden, für das sich die Gemeinde Kinding über die LAG Altmühl-Jura beworben hat, wie Lena Oginski, LAG-Managerin bei Altmühl-Jura, berichtete.

DK

Sabine Lund