Töging
"Eine Gefahr für Leib und Leben"

Festwoche zum Jubiläum der Pfarrkirche Töging wird mit einem Vortrag fortgesetzt Früheres Gotteshaus war lange Zeit einsturzgefährdet

19.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:06 Uhr

Festlich beleuchtet zeigte sich die Pfarrkirche in Töging nach Einbruch der Dunkelheit. Johann Grad und Maria Bauer nahmen die zahlreichen Besucher am Donnerstagabend mit auf eine Zeitreise in die Geschichte des Gotteshauses und des Dietfurter Ortsteils. - Fotos: Stephan

Töging (rfs) Die Pfarrei Töging hat in dieser Woche auf das 150-jährige Bestehen ihrer Kirche St. Bartholomäus gefeiert. Höhepunkt der Festwoche ist ein Gottesdienst mit Bischof an diesem Sonntag um 10 Uhr.

Am Donnerstagabend lockte Johann Grad mit einem Blick in die Geschichte der Kirche zahlreiche Interessierte ins Schenkenschloss. Die Bilder zu seinem Vortrag lieferte Maria Bauer. Bereits 1351 findet sich die erste Erwähnung der Kirchen St. Bartholomäus (Schlosskapelle) und St. Peter. Um 1058 weihte Gundekar II. eine Kirche in Töging. Welche es war, ist nicht bekannt, wahrscheinlich die St. Peterskirche. 1584 verkauften die Brüder Hans Christoph, Wolf Georg, Wolf Ulrich von Ödenberg und Hans Wilhelm von Hegnenberg die gemeinsame Herrschaft Töging mit den Kirchen St. Peter und St. Bartholomäus an Fürstbischof Martin von Schaumberg. Bezeichnend ist, dass die Töginger Kirchen Eigentum des Adels waren.

1602 beschrieb der Eichstätter Generalvikar Vitus Priefer das Gotteshaus als viel zu klein und renovierungsbedürftig. "Die Kirchenfenster sind alle zerbrochen, die Wände bedürfen das Weißeln. Besonders das hässliche und rohe Bild des Christopherus soll übertüncht werden. Für das Grab des Herrn suche man einen anderen Platz," so der Bericht des Generalvikars. 1608 wurde Töging eine eigene Pfarrei und die Schlosskapelle zur Pfarrkirche erhoben. Im selben Jahr wurde bereits die Bruderschaft Zu den Sieben Schmerzen Mariens ins Leben gerufen. Eine besonderes Ereignis, das ganz Töging in Aufruhr brachte, war der Diebstahl der Monstranz 1730. 1830 wiederholte sich diese Schandtat, die nie aufgeklärt werden konnte.

Der Kirchenbau selbst war ebenfalls eine sehr lange Geschichte. Bereits 1821 schrieb Pfarrprovisor Melchior Gloßner, dass wohl in der ganzen Diözese Eichstätt kein Kirchenbau dringender als der in Töging sei. Der Kirche drohe der Einsturz, sie sei mehr als die Hälfte zu klein, hieß es. "Selbst der Geistliche weiß oft beinahe kaum, wie er durch das Gedränge der Leute aus der Sakristey hinaus und zum Altar hinkommen soll." Es wurde Pläne angefertigt und wieder verworfen. Zunächst gab es einen Plan zur Vergrößerung der Kirche, der vom Pfarrer nicht geteilt wurde. 1840 schrieb Pfarrer Eyberger an das königliche Landgericht Beilngries: "Die Bedachung der Kirche ist gegenwärtig so ruinös, dass bei einem eintreffenden Regenwetter das Wasser durch das Gemäuer und durch die Weißdecke bis auf das Kirchenpflaster herab dringt." In der Folge seien ganze Mauerstücke sogar während des Gottesdienstes herab gefallen sind. "Die Kirche stellt eine Gefahr für Leib und Leben dar." Nach 37-jähriger Planung kam es von 1848 bis 1854 unter Pfarrer Jakob Ritter endlich zum Neubau. Die Mauersteine wurden am Arzberg gebrochen und die Hausteine in Mallerstetten geholt. Der Kirchenbau erfolgte auf Staatskosten. Es dauerte dann wieder bis zum Jahre 1858, bis der Kirchenrohbau einigermaßen mit der notwendigen Ausstattung versehen werden konnte. Die Töginger hatten keine großen finanziellen Möglichkeiten, so gab es sogar zwei große Sammlungen, eine im gesamten Königreich Bayern und eine im Bezirksamt Beilngries, um den Tögingern etwas unter die Arme zu greifen.

Auch die Weihe des Gotteshauses ließ wieder Jahre auf sich warten. Am 19. Mai 1867 war es dann so weit. Im Rahmen einer Firmreise erteilte Bischof Franz Leopold Freiherr von Leonrot der Pfarrkirche den Segen.

Im Laufe der Jahre gab es immer wieder Renovierungen oder Veränderungen, so wurden viele Malereien beseitigt oder neu angebracht. Grad ging auch auf die Innenausstattung ein und erklärte die vielen wertvollen, aus dem 15. Jahrhundert stammenden Figuren, die zunächst in der Peterskirche waren und dann in Pfarrkirche gebracht wurden. Auch in der Zeit der Pfarrherren Karl Schad, Harrer, Johann Distler, Ferdinand Albrecht und Reinhard Pasel erfuhr das Gotteshaus immer wieder Veränderungen bis es das heutige neoromanische Aussehen erlangte.