Eichstätt
Eine Galerie mit Wohnzimmer-Atmosphäre

Neues "Leergut"-Projekt: Ungenutzte Geschäftsräume in der Luitpoldstraße 7 verwandeln sich für vier Wochen in ein Atelier

16.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:12 Uhr
Im "Wohnzimmer-Atelier" werden ab heute vier Wochen lang in wechselnden Ausstellungen die Werke von Künstlern aus der Region zu sehen sein. −Foto: Poese, Katrin, Wettstetten

Eichstätt (EK) Schon mehrere Jahre lang stehen die Geschäftsräume in der Luitpoldstraße 7 leer. Zwei Ingolstädterinnen beleben sie jetzt mit einem Wohnzimmer-Atelier, in dem Werke verschiedener Künstler und Kunsthandwerker ausgestellt werden. Heute um 17 Uhr ist Vernissage.

Die Liste in Agnes Schönauers Skizzenblock ist lang. Dort schreibt sie sich auf, wer ihr welche Einrichtungsgegenstände geliehen hat. Ein Freund, der früher einen Club betrieben hat, brachte eine große Kiste voller Retro-Lampen in allen möglichen Formen vorbei. Bunt zusammengewürfelte Stühle und Sessel haben verschiedene Helfer herangeschleppt. Ein Paar rote Samtvorhänge fristeten bis vor Kurzem ihr Dasein in einem Keller. Messe-Inventar vom Papa, der Optiker ist, eine Aufhäng-Konstruktion von einem Zimmerer, alte Fernseher, Fensterrahmen, ein Buffetschrank - all das verwandelt die leeren Geschäftsräume in der Luitpoldstraße mehr und mehr in einen Raum mit Galerie- und Wohnzimmer-Atmosphäre.

Agnes Schönauer und ihre Mitstreiter haben noch viel zu tun, bis sie am heutigen Freitag um 17 Uhr "Unser Atelier" eröffnen. Mit "unser" sind zunächst die 22-Jährige selbst und ihre 38-jährige Schwester Elisabeth Engelbrecht gemeint. Aber die beiden Geschwister bekommen Unterstützung von Künstlern, Fotografen und Kunsthandwerkern aus der Region, die in den kommenden vier Wochen ihre Werke zeigen wollen. "Wir stellen mal um, wir hängen mal um", meint Agnes Schönauer. Sie will, dass sich das Atelier im Laufe der vier Wochen ständig verändert. Es lohnt sich also, mehr als einmal im Wohnzimmer auf Zeit vorbeizuschauen. Zur Eröffnung sollen zunächst Fotografien und Zeichnungen von Agnes Schönauer selbst, Schmuck von Alexandra Merkel und Maria Christiani und Gemälde von Philipp Fodor zu sehen sein.

Die Idee für "Unser Atelier", wie die Schwestern ihr Projekt nennen, ist noch nicht alt. Die beiden Ingolstädterinnen hatten im vergangenen Sommer den Gedanken, dass sie gern zusammen einen Pop-up-Store, also einen Laden auf Zeit, organisieren möchten. Sie kamen schnell auf den Gedanken, dass sich das in Eichstätt gut umsetzen lassen würde, denn hier gibt es "Leergut". Diese Initiative, die über den Projektfonds der Stadt Eichstätt gefördert wird, bietet Ideen wie der des Ateliers Unterstützung. Die Standortbeauftragte Beate Michel kann bei der Vermittlung eines Zuschusses für die Miete helfen. Und der Eichstätter Galerist Hubert Klotzeck, der "Leergut" 2015 angestoßen hatte, hat mit der Plakatgestaltung und dem Fotodruck geholfen und den beiden Ingolstädterinnen weiteres notwendiges Inventar ausgeliehen - mit Ausstellungen hat er schließlich Erfahrung.

Geplant ist auch eine Veranstaltungsreihe namens "Leben ist Kunst". In den kommenden Wochen soll es eine Lesung, eine Live-Performance, Konzerte und einen "In memoriam Döner"-Abend geben - als Hommage an den Imbiss, der vor sieben Jahren noch in den Räumen eingemietet war. Die genauen Termine werden noch bekannt gegeben. Alles läuft sehr spontan: Den Mietvertrag haben die Ingolstädterinnen erst vor zwei Wochen unterzeichnet. "Alle sind total motiviert uns sagen: ,Endlich macht mal jemand was!'", sagt Agnes Schönauer über die Künstler, mit denen sie im Laufe des Projektes zusammenarbeiten wird.

Für die 22-Jährige verwandeln sich die Erdgeschoss-Räume der Luitpoldstraße 7 nicht nur in ihr zweites Wohnzimmer, sondern auch in ihr Arbeitszimmer: Während sie im Atelier auf Besucher wartet, will die Philosophie-Studentin dort an ihrer Abschlussarbeit schreiben. Thema: Die Freiheitstheorie bei Sartre. Sie freut sich trotzdem, wenn viele Neugierige vorbeischauen. Dass ihr Projekt nun für eine gewisse Zeit einen der Leerstände in Eichstätt beseitigt, freut sie besonders: "Um die ist es so schade."

 

"Unser Atelier" ist ab sofort montags bis sonntags von 10 bis 14 Uhr und jeweils ab 16 Uhr "open end" geöffnet. Auf der Vernissage am heutigen Freitag um 17 Uhr spielt das Jazz-Duo aus Thomas Hofstetter am Klavier und Tobias Schulze am Saxofon.