Manching
Mit dem Handy in die Römerzeit

Bei der neuen Sonderausstellung im Museum Manching werden die Besucher selbst zum Exponat

16.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:12 Uhr
Den Tiger im Griff: Museumsleiter Wolfgang David scheint die Kette zu greifen, die den Tiger hält. Das ist eines von 19 großformatigen 3-D-Bildern, die Teil der Sonderausstellung im Kelten- und Römermuseum Manching sind. In jedem Bild ist Platz für die Besucher, die sich dann in dieser Pose fotografieren lassen können. −Foto: Meßner

Manching (DK) Im Kelten- und Römermuseum Manching ist am Mittwoch eine neue Sonderausstellung eröffnet worden. Die Besucher können sich bei "Schnappschuss - Zoom dich in die Römerzeit" auf eine Zeitreise begeben und Teil der Antike werden - vorausgesetzt sie haben das Smartphone dabei.

Der Tiger zerrt mit aller Macht an der Kette. Doch Wolfgang David - gekleidet mit Anzug und Krawatte - bändigt ihn locker. Besonders angestrengt wirkt der Museumsleiter nicht, eher amüsiert. Wenige Meter weiter wirft Manchings Bürgermeister Herbert Nerb einen Eimer Wasser durch ein offenes Fenster einer Schule. Er lacht dabei.

Diese Sonderausstellung im Kelten- und Römermuseum Manching macht richtig Spaß. Das soll sie auch. "Schnappschuss - Zoom dich in die Römerzeit" lautet der Titel. Und der ist durchaus wörtlich zu nehmen. Im Museum verteilt stehen 19 großformatige Bilder aus der Römerzeit. Das Besondere daran ist der 3-D-Effekt, mit dem sie gezeichnet sind. Auf jedem Bild fehlt eine Person. Diesen Platz kann der Besucher einnehmen und so in die Szene eintauchen. Mit einem Foto wird die optische Täuschung perfekt. Das Teilen der Bilder im Internet ist erwünscht, am besten mit dem #keltenroemermuseum.

"Museum ist nicht nur Vitrine, Museum kann Spaß machen."

Wilfried Rosendahl, Direktor der Reiss-Engelhorn Museen

"Smartphones sind ausdrücklich gewollt", sagte Wilfried Rosendahl bei der Eröffnung. "Museum ist nicht nur Vitrine, Museum kann Spaß machen", fügte er hinzu. Ganz ohne Vitrine geht es dann aber doch nicht. Denn neben den Bildern sind dazu passende Exponate und Hintergrundinformationen ausgestellt.

Doch der Spaß steht eindeutig im Vordergrund. Wenig Text, viel Schauen und Entdecken. Die Ausstellung verlange regelrecht das Handy, sagte Rosendahl. So könnten die Besucher ein Stück Rom mit nach Hause nehmen - oder im Internet posten. Der Direktor der Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim, der die Sonderausstellung durch eine Kooperation mit Manching möglich gemacht hat, sollte mit seinen Worten auf ganzer Linie recht behalten. Die geladenen Gäste stellten sich nämlich mit großer Freude vor die Bilder und posierten für die Kameras. Der stellvertretende Zweckverbandsvorsitzende Josef Mederer holte sich gleich einen Teller Suppe bei einer Marktfrau - zumindest auf dem Foto. Dank der optischen Täuschung schlenderten die Besucher über einen Markt im antiken Rom oder bliesen römischen Soldaten den Marsch. Nur um das Bild einer Latrine machten die Honoratioren an diesem Abend einen Bogen. Kinder werden auch damit sicher ihren Spaß haben.

Mederer sprach bereits bei seiner Begrüßung davon, dass die Ausstellung nicht nur für Kinder und Jugendliche faszinierend sei, sondern auch für Erwachsene. Er nutzte die Gelegenheit, um Museumsleiter David zu danken. "Sie haben hier Spuren hinterlassen", sagte er. Die Gäste quittierten diese Worte mit Applaus, wird es doch Davids letzte Sonderausstellung in Manching sein, ehe er nach Frankfurt wechselt.

David selbst wertet die Ausstellung als "große Aufwertung" für Manching und begrüßte ausdrücklich die Kooperation mit den renommierten Reiss-Engelhorn-Museen. Deren Direktor Rosendahl griff die Worte auf und sagte: "Ich hoffe, dass wir die Brücke, die wir begonnen haben zu bauen, weiterführen können." Auch in der Zeit nach David.

SONDERAUSSTELLUNG

Die Sonderausstellung "Schnappschuss - Zoom dich in die Römerzeit" ist bis zum 8. April 2018 im Kelten- und Römermuseum Manching zu sehen. Sie ist eine Kooperation mit den Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim und der Firma Tricture. Die Museen haben sich in den vergangenen Jahren als international agierender Museumskomplex und bedeutendes Forschungszentrum behauptet. Die Sonderausstellung wird von einer Reihe an Veranstaltungen begleitet. So findet am 14. Dezember um 18.30 Uhr ein Vortrag über Römische Schiffe auf der Donau statt. Es gibt darüber hinaus Kulinarikführungen (Schmeck dich in die Römerzeit, 4. Februar und 8. April) sowie offene Sonntagsführungen, gerade auch für Familien. Workshops zum Thema Römerzeit für Kinder und Jugendliche runden das Angebot ab. Die Ausstellung ist zu den Öffnungszeiten - Dienstag bis Freitag von 9.30 bis 16 Uhr und am Wochenende und an Feiertagen jeweils von 10 bis 17 Uhr - geöffnet. Der Eintritt (inklusive Dauerausstellung) kostet 8 Euro, ermäßigt 7 Euro, Kinder und Jugendliche zahlen 3 Euro. | DK