Riedenburg
Eine Flotte aus Fischdosen beim Ferienprogramm

15 Kinder basteln mit Hermann Schubotz von Solarenergie angetriebene Boote

03.08.2017 | Stand 02.12.2020, 17:42 Uhr
Blechdose, alter Karton, Strohalm und Solarzelle: Das sind die Bestandteile der Solarboote, die die Kinder im Rahmen des Riedenburger Ferienprogramms am Mittwoch mit Hermann Schubotz aus Freilassing gebastelt haben. Alle Exemplare waren voll funktionsfähig. −Foto: Schmied

Riedenburg (DK) Dass aus einer alten Fischdose, gebrauchtem Karton und Strohhalmen etwas technisch Ausgetüfteltes entsehen kann, haben 15 Kinder am Mittwoch beim Riedenburger Ferienprogramm erfahren. Zusammen mit Hermann Schubotz bastelten sie voll funktionsfähige Solarboote.

„Nicht verzagen, Hermann fragen“, schickt der Kursleiter gleich einmal vorweg. Dass es trotz der auf den Tischen liegenden Baupläne mit genauen Maßangaben beim ersten Mal oft doch nicht so funktioniert, wie geplant, ist also völlig in Ordnung. Ob sie den Dosenfisch vorab selbst vertilgt haben oder doch Mama oder Papa oder sogar Oma oder Opa dran glauben mussten, bleibt an diesem Vormittag das Geheimnis der Kursteilnehmer. Seit 9 Uhr sitzen die acht Buben beim Vormittagskurs im Töpferraum der Drei-Burgen-Halle und arbeiten an einer gemeinsamen Mission: Sie wollen ein Solarboot bauen, das später angetrieben durch die Energie der Sonne in einem Planschbecken in See sticht. Und ganz nebenbei lernen die Kinder, dass man nichts wegwerfen muss, um ein Spielzeug zu konstruieren, mit dem man lange Freude haben kann.

Seit 15 Jahren feilt Hermann Schubotz an der Technik dafür. „Man wird dabei selber ein Ingenieur im Denken“, sagt er. Der unabhängige Photovoltaikberater aus Freilassing hat es sich zur Aufgabe gemacht, Kinder spielerisch mit der Sonnenenergie vertraut zu machen. Zuvor baute er drei Bürgersonnenkraftwerke im Landkreis Berchtesgadener Land mit auf. Mittlerweile bietet er seine Kurse für Kinder nicht nur in der Heimat an, sondern ist auch in Österreich und der Schweiz unterwegs. Der Kontakt zum Kelheimer Landratsamt sei ebenfalls ziemlich gut, und so musste der Solarexperte nicht lange überlegen, ob er beim Riedenburger Ferienprogramm mitmacht. „Ich freue mich sehr, hier zu sein“, betont er. Auch die Gruppengröße mit acht Kindern am Vormittag und sieben am Nachmittag sei diesmal optimal. „Auch die Altersverteilung ist super. Die Kids sind zwischen acht und zehn Jahren alt.“ Das müssen sie auch sein, denn sie sollten mit einem Geodreieck umgehen können. „Und sie sollten natürlich Interesse mitbringen.“

Das tun die Vormittagsbuben ganz bestimmt. Der Erste überhaupt, der sich angemeldet hat, ist Matteo aus Bad Abbach. Sein jüngerer Bruder Antonio ist ebenfalls mit dabei. Weil er das Nesthäckchen im Kurs ist, greifen ihm Stadträtin Thea Helmich und VHS-Leiterin Petra Kolbinger gerne unter die Arme. „Wenn Helfer dabei sind, ist der Kurs für mich auch relaxter“, erklärt Schubotz, der sich viel Zeit nimmt, um den Kindern die einzelnen Bauschritte zu zeigen.

Zunächst geht es darum, einen passgenauen Deckel aus Karton für die Blechdose anzufertigen. Hat die Kartonage ein Loch, wird es gestopft. Materialsparen ist angesagt. Denn: Der gebrauchte Karton kostet in diesem Fall zwar nichts, musste aber einmal mit Kosten hergestellt werden. Ganz nebenbei vermittelt der Kursleiter so den Gedanken der Nachhaltigkeit. Mit einer Heißklebepistole wird der Deckel – mit der beschichteten Seite nach oben, so weicht das Boot im Wasser später nicht so leicht auf – am Schiffsrumpf befestigt. Damit die Solarzelle, die für die nötige Antriebsenergie sorgt, später gut montiert werden kann, basteln die Kinder genau bemessene Auflagen. Auch der Motor wird so stabilisiert. „Ganz am Anfang habe ich mit Bierdeckeln gearbeitet, dann mit Wellpappe. Karton ist aber die beste Variante“, erklärt Schubotz. Für die Anbringung des Motors und der Solarzelle hat er mittlerweile eine gute Lösung gefunden. „Es geht darum, das Modell immer weiter zu verbessern.“

Während die einen noch den perfekten Winkel für die Solarzellenauflage ausmessen, basteln die anderen schon die Schiffsschraube – aus einem Strohhalm und einem roten Propeller. Die Montage der Solarzelle übernimmt der Kursleiter selbst. „Kennt ihr den Unterschied zwischen Gleichstrom und Wechselstrom?“, fragt er die Kinder. Wer es nicht weiß, wird spätestens jetzt aufgeklärt. Dreht sich die Schraube nach rechts, ist alles in bester Ordnung. Bevor die Boote allerdings in See stechen, wird die Verarbeitung vom Kursleiter noch einmal auf Herz und Nieren geprüft. Erst, als alle Exemplare abgenommen sind, marschiert die Gruppe nach draußen. Der Riedenburger Bauhof hat dort bereits das Planschbecken mit ordentlich Wasser befüllt. „Einmal hatte ich ein Boot, das im perfekten Radius immer knapp am Beckenrand vorbeigefahren ist“, erzählt Schubotz. Wenn die Flotte eiert, ist das gar nicht schlimm, versichert er den Kindern, die rund um das Planschbecken Aufstellung genommen haben. „Wenn ein Boot vor euch hängen bleibt, dreht ihr es einfach wieder in Fahrtrichtung.“

Und schon geht es los: Auf Kommando werden die nagelneuen Recyclingboote auf große Fahrt geschickt. Jedes Einzelne funktioniert – übrigens auch bei der Nachmittagsgruppe, die prompt ein Wettrennen veranstaltet. Das gebastelte Werk dürfen alle Kinder mit nach Hause nehmen.