Eichstätt
Eine eigene Feuerwerks-Choreographie

Ab jetzt gibt es wieder Raketen und Böller zum Jahreswechsel - Fachmann Thomas Jenuwein gibt Tipps

28.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:01 Uhr
Ein bisschen Feuerwerksflair hat Thomas Jenuwein mit einem originalen Mörser in den kleinen Laden in der Westenstraße gebracht. Dort bietet er nicht nur fertige Raketenbatterien an, sondern auch kleinere, individuelle Elemente wie die "Libelle". −Foto: Schneider

Eichstätt (EK) Auch wenn das Silvesterböllern zum Jahreswechsel diesmal rund um den Marktplatz bekanntlich wieder verboten ist, so finden sich doch noch genug Möglichkeiten, den Jahreswechsel mit Raketenzünden zu feiern. Wie das richtig geht, weiß der Eichstätter Pyrotechniker Thomas Jenuwein.

Wer in der Silvesternacht Raketen abschießt, dürfe sie nicht in der Hand halten. Sie sollten für das Zünden in leere Flaschen gesteckt werden. Und: "Am besten stellt man die Flaschen in einen Wasserkasten", rät der 53-jährige Fachmann, denn frei stehende Flaschen könnten umfallen, und dann wird die Rakete zum Querschläger. Böller sollten ebenfalls nicht aus der Hand heraus gezündet und dann weggeworfen werden. Sie müssen Jenuwein zufolge beim Zünden auf dem Boden liegen. Das Wichtigste aber: "Am besten sollte man sich schon vor Silvester mit der Gebrauchsanleitung befassen" - und sich natürlich daran halten. Außerdem sollte es selbstverständlich sein, nur zugelassene Feuerwerksraketen zu zünden.

Auch wenn die Silvesterknallerei nicht jedermann gefällt und Auswirkungen auf die Tierwelt hat (siehe eigenen Beitrag) : Feuerwerksraketen gibt es in diesen Tagen wieder in nahezu jedem Supermarkt. Und auch Jenuwein hat sich wieder - inzwischen zum 15. Mal - einen kleinen Laden eingerichtet: Diesmal in der Westenstraße in der früheren Bäckerei Bauer. "Wenn man das im Internet ein bisschen beobachtet, da gibt es eine richtige Community", sagt Jenuwein, eine "Pyro-Gemeinde". Und die tauschen sich auch über die neuesten Trends aus. Einige seiner Kunden seien bestens präpariert, wüssten genau, was sie wollen, und haben sich schon zu Hause ihre eigenen "Choreographien" zurechtgelegt. "Ich bekomme da auch im Vorfeld E-Mails mit Bestellungen", berichtet er. Thomas Jenuwein selbst gibt seine großen Bestellungen im Juli auf. Darunter auch "The King", den stärksten Böller, der in Deutschland zugelassen ist.

Wer nicht so viel Erfahrung hat oder sich lieber vom Profi an die Hand nehmen lässt, für den haben Thomas Jenuwein und seine Frau Birgit Tipps parat. "Da geht's manchmal schon zu wie beim Kaffeeratsch", erzählt Jenuwein lachend. "Das ist eine Mordsgaudi." Trotz des doch eher engen Zeitfensters - die Pyrotechnik für Silvesterfeiern darf nur zwischen 28. und 31. Dezember verkauft werden -, bleibe für so etwas durchaus Zeit. "Ich gebe gern Ratschläge", sagt Jenuwein.

Was empfiehlt denn dann der Fachmann für ein fünfminütiges Feuerwerk für die Familie? "Das ist aber schon ein bisschen lang", meint Jenuwein grinsend. Ein privates Feuerwerk sei vielleicht ein bisschen kürzer, außerdem sei das Ganze eine Frage des Geldes. "Es ist schon wichtig, was man ausgeben will", sagt er und nimmt die Aufgabe trotzdem auf. Zehn Batterien wären wohl für so ein 300-Sekunden-Spektakel von Nöten. "Und dann als Höhepunkt noch ein bisschen was Besonderes", zum Beispiel eine "Libelle". Die kleinen Vögelchen steigen etwa zwölf Meter in die Luft und hinterlassen dabei einen Funkenschweif. "Das ist etwas Schönes für Kinder." Schön wäre auch ein "Vulkan", den es in verschiedenen Varianten gibt. "Wer handwerklich begabt ist, kauft sich eine Sonne", sagt Jenuwein. Die ließe sich an eine Dachlatte nageln und drehe sich dann entsprechend. So gebe es eine Mischung aus Boden- und Höhenfeuerwerk. "Preislich sind wir dann mal ganz schnell bei etwa 150 Euro." Aber so viel wird Jenuweins Erfahrung nach dann doch nicht ausgegeben. Etwa 50 Euro durchschnittlich lassen die Eichstätter beim Pyrohändler ihres Vertrauens. Jenuweins Kundenstamm ist übrigens breit gefächert, "von der Familie bis zu den Freaks", weiß Jenuwein aus den vergangenen Jahren. Aber auch so mancher Senior lässt sich blicken und kauft. "Da kommen beim ein oder anderen einfach auch Kindheitserinnerungen auf."

 

Spektakel mit Folgen für die Vogelwelt

Eichstätt (EK) Ahnungslos sitzen viele Vögel am 31. Dezember um Mitternacht an ihren Schlafplätzen und versuchen, ihre kostbare Energie in der kalten Jahreszeit zu sparen. Und plötzlich geht es los: Feuerwerkskörper explodieren mit einem lauten Knall. Dies habe fatale Folgen für die Vogelwelt, aber auch für alle anderen siedlungsbewohnenden Wildtiere, erklärte Ruth Alt, Vorsitzende der Kreisgruppe Eichstätt des Landesbunds für Vogelschutz (LBV). "Schließen Sie sich lieber mit ihren Nachbarn zusammen oder nehmen Sie an einer öffentlichen Veranstaltung teil." Das schone nicht nur Natur und Geldbeutel, "sondern vermeidet auch die Berge an Müll".

Dicht besiedelte Gebiete, "also vor allem Städte mit viel Feuerwerksaktivität, werden von den Vögeln sogar komplett verlassen, um zu fliehen und Schutz zu suchen", weiß Alt. Gerade im Winter habe diese Störung verheerende Folgen für viele Vogelarten.

Durch den Aufstieg in große Höhen verlieren sie unnötige Energie, die sie im Winter viel dringender zum Überleben bräuchten. Ihre Energiereserven werden durch die Flucht vor dem Lärm stark vermindert und im Extremfall droht sogar Lebensgefahr. Nicht selten verlieren die Vögel durch ihre Panik die Orientierung. Es könne Tage und Wochen dauern, bis die Tiere sich von diesem Schock erholt haben.

Im Umfeld von Gewässern, wo es häufig winterliche Ansammlungen von Vögeln gibt, oder an Massenschlafplätzen sollte auf die Silvesterknallerei lieber verzichtet werden, ebenso wie in dicht besiedelten Arealen.