Neuburg
Einbrechern die Tour vermiesen

Bandenkriminalität ist im Landkreis auf dem Vormarsch – Wie können sich Hausbesitzer schützen?

16.01.2015 | Stand 02.12.2020, 21:46 Uhr

 

Neuburg/Ingolstadt (DK) Unter Fachkräftemangel scheint die Einbrecher-Branche nicht zu leiden – zu hoch ist der Stundenlohn, zu gering das Risiko, erwischt zu werden. Die Fallzahlen steigen, besonders hier in der Boomregion. Wie sich Hausbesitzer trotzdem schützen können, erklären drei Experten.

Was ist das typische Handwerkszeug eines Einbrechers? Herbert Amler wartet mit einem vielsagenden Grinsen, ehe er diese Frage beantwortet. Wer nun an ein Brecheisen denkt, der irrt. Der Kriminalhauptkommissar greift in die Jackeninnentasche: „Ein einfacher Schraubenzieher tut’s auch“, sagt er. „Ein Einbrecher läuft nicht mit einem Handwerkskasten und einem riesigen Brecheisen durch die Gegend.“ Dann nimmt der Leiter der kriminalpolizeilichen Beratungsstelle den Schraubenzieher und setzt an einem Vorführ-Fenster an. Ein kurzer Ruck, schon ist es auf. „So einfach ist das, ohne ein Geräusch“, erklärt Amler mit einem Lächeln, das sagt: Für das Aufhebeln eines ungesicherten Fensters braucht man keinen Gesellenbrief.

Und die Boomregion Ingolstadt weckt offenbar Begehrlichkeiten. „Die Zahl der Wohnungseinbrüche nimmt stetig zu“, bestätigt Amler. Die Aufklärungsquote: miserabel. „Das sind Profis. Die hinterlassen keine Spuren. Und der Einbruch wird meist erst bemerkt, wenn alles schon vorbei ist“, sagt der Polizist. Im Raum Neuburg waren einige Gemeinden besonders im Visier der professionellen Banden, etwa Karlshuld. „Vor Weihnachten waren wir sehr stark betroffen“, bestätigt der Neuburger Polizeichef Ludwig Walter. Über die Weihnachtsfeiertage sei es etwas ruhiger geworden – auch Einbrecher scheinen Urlaub zu machen. „Wir versuchen, mit verstärkten Streifen entgegenzuwirken“, sagt Walter. Doch die Täter schreckt das offenbar wenig ab: Laut Kriminalpolizei gab es im vergangenen Jahr im Raum Neuburg 39 Wohnungseinbrüche. Der Schock bei Betroffenen sitzt tief. „Das Schlimmste ist, dass sich die Menschen in ihren eigenen vier Wänden nicht mehr sicher fühlen“, sagt Amler. Um das eigene Heim vor ungebetenen Gästen zu schützen, gibt es eine ganze Reihe von Möglichkeiten. Das Bayerische Landeskriminalamt führt eine Liste mit Unternehmen, die auf den Einbau von Sicherungstechnik spezialisiert sind – im Raum Neuburg finden sich darin die Schreinerei Weidmann in der Augsburger Straße und das Sicherheitsfachgeschäft Reißner aus Oberhausen.

„Wir können einen Einbruch nicht gänzlich ausschließen, aber wir können den Einbrecher zehn bis 20 Minuten abhalten“, sagt der zertifizierte Sicherheitsfachmann Robert Reißner. Er kann sich vor Aufträgen kaum retten. „Ich habe mindestens zehnmal so viele Aufträge als vor zehn Jahren“, sagt er. Und auch Josef Weidmann sieht das Geschäftsfeld stetig wachsen. „Ich denke, dass es sehr stark mit der Öffnung nach Osten zu tun hat. Gelegenheitsdiebe hat es früher auch gegeben, aber seit dem Wegfall der Grenzkontrollen haben wir das Bandentum“, sagt der erfahrene Schreiner. Stimmt das? „Ja, das ist so“, bestätigt Kriminalhauptkommissar Amler. Er erklärt es allerdings zum Mythos, dass Einbrecherbanden auf ihren Touren lange ihre Objekte auskundschaften würden. „In der Regel wird das Haus einfach danach ausgesucht, ob jemand daheim ist“, sagt er. Das geschehe ohne Planung, wenn ein Fluchtweg vorhanden ist. „Ein Einbrecher gibt sich in der Regel fünf Minuten Zeit, um reinzukommen. Gelingt das nicht, zieht er weiter.“ Das ist das Ziel der Sicherheitsvorkehrungen.

Es gibt verschiedene Sicherheitsstufen, doch für eine mechanische Grundsicherung geben sowohl Reißner als auch Weidmann an, ein typisches Einfamilienhaus Baujahr 1973 für rund 3000 bis 6000 Euro aufrüsten zu können. Bei einem Neubau sei die Absicherung deutlich billiger.